Modellcharakter: Breitbandausbau auf dem Land
Kristina Sinemus leitet seit Anfang des Jahres das Hessische Ministerium für Digitale Strategie und Entwicklung. Die Parteilose ist Deutschlands erste Landesministerin, die ein eigens für die Digitalisierung eingeführtes Ministerium leitet. Wie der Glasfaserausbau bis in die Gebäude (FFTH) funktioniert, hat sich Sinemus in der hessischen Modellkommune Mainhausen angeschaut. Hier errichtete die Deutsche Glasfaser ein FTTH-Netz. Mit 9500 Einwohnern ist Mainhausen im Landkreis Offenbach zwar die kleinste, seit Neuestem dafür aber die schnellste Gemeinde. „Ein Modell, das übertragbar ist auf weitere ländliche Kommunen“, resümiert Sinemus nach dem Ortsbesuch. Sie will in Hessen rund eine halbe Milliarde Euro investieren, um bis 2025 Haushalte und Unternehmen gigabitfähig anzubinden und bis 2030 Glasfaser bis in jedes Gebäude zu legen.
Die Deutsche Glasfaser sieht in den ländlichen Regionen Hessens weiteres Potenzial für insgesamt rund 250 000 Glasfaseranschlüsse, die über FTTH-Rollouts von der Deutschen Glasfaser realisiert werden könnten. Dazu zählt auch Taunusstein im Süden Hessens. Ende Juli begannen hier in den Gewerbegebieten der Kommune die Tiefbauarbeiten. Derzeit werden Leerrohre verlegt und gemeinsam mit den Kunden, die einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen haben, die Hauptübergabepunkte ausgewählt. Bis Ende Oktober 2019 sollen dann die Arbeiten abgeschlossen sein.
Neues Netz für neuen Stadtteil
Ebenfalls Modellcharakter hat die Erschließung des neuen Stadtviertels „Am Papierbach“ in Landsberg. Dort baut M-net gemeinsam mit den Stadtwerken Landsberg (SWL) und dem Projektentwickler des Quartiers, ehret + klein, ein FTTH-Netz für 800 Wohn- und Gewerbeeinheiten mit Bandbreiten bis 1 GBit/s. „Das neue Quartier am Papierbach ist ein Vorzeigeprojekt für modernes Wohnen, das in der Gestaltung wie in der Ausstattung auf hohe Qualität ausgelegt ist“, sagt Andreas Bertsch, zuständiger Projektleiter bei
ehret + klein.
Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus lässt sich auf einem Glasfaser-Quad Details zum FTTH-Ausbau in Mainhausen zeigen
Deutsche Glasfaser
Der Baubeginn ist für Anfang 2021 geplant. Zunächst verlegen die Stadtwerke das passive Leitungsnetz, bevor M-net die aktive Infrastruktur darauf aufsetzt, um neben Internet auch TV und Telefonie anzubieten.
In der mittelfränkischen Gemeinde Leutershausen kann M-net hingegen schon Vollzug vermelden. Demnächst können 570 Haushalte mittels FTTH mit maximal 300 MBit/s im Netz surfen. Für die Ortsteile Atzenhofen, Röttenbach und Eichholz verschiebt sich allerdings der Ausbauplan, da der Netzbau mit der Wassernetzsanierung zusammengelegt wird. Die Bauarbeiten werden sich bis ins kommende Jahr ziehen. Von den 570 jetzt erschlossenen Haushalten werden die meisten bis Ende November ans neue Netz gehen.
Branchengrößen auf dem Lande
Dass die digitale Entwicklung nicht nur ein Thema für Großstädte ist, beweist auch innogy TelNet. Im westfälischen Ense nahm das Unternehmen ein neu errichtetes Breitbandnetz in Betrieb. Dafür wurden in den vergangenen 30 Monaten rund zwölf Kilometer Leerrohre gelegt, in die die Glasfaserkabel eingeblasen wurden. Durch 22 Multifunktionsgehäuse werden 26 Kabelverteilerschränke für das Netz erschlossen.
Etwa 2400 Wohneinheiten in Ense können nun mit bis zu 120 MBit/s im Internet surfen. Rund 40 Autominuten von Ense in östlicher Richtung liegt Büren entfernt. Dort startete innogy TelNet unlängst die Vorvermarktung für unterversorgte Haushalte. Entscheiden sich mehr als 40 Prozent davon für den Internetzugang des Essener Telekommunikationsanbieters, wird ein FTTB-Netz mit Geschwindigkeiten bis 300 MBit/s gebaut.
v.l.n.r.: Norbert Köhler (Technischer Vorstand SWL), Christof Lange (Kaufmännischer Vorstand), Andreas Bertsch (Projektleiter ehret + klein) und Hermann Rodler (Technischer Geschäftsführer M-net) planen für das neue Landsberger Stadtviertel "Am Papierbach" ein FTTH-Netz
M-net
Und auch die Branchengrößen sind in ländlichen Regionen aktiv. Unlängst rüstete die Deutsche Telekom 93 Kommunen mit über 62 000 Haushalten mit bis zu 100 MBit/s auf. Wie es im Wochenrhythmus bei den Bonner weitergeht, berichten sie im Unternehmensblog.
Vodafone ist dagegen in Oberkirch und Backnang tätig. Dort kooperieren die Düsseldorfer mit der Deutschen Glasfaser, um die hiesigen Gewerbegebiete an ein FTTH-Netz anzuschließen. Ende Juli 2019 war Baustart. Bis Ende September sollen die Tiefbauarbeiten in Backnang beendet sein. In Oberkirch werden sie einen Monat länger dauern. In Backnang werden dann im Dezember die ersten Unternehmen mit bis zu 1 GBit/s im Internet surfen können.
Kooperationen wie die zwischen Vodafone und der Deutschen Glasfaser werden allseits gefordert und von allen Seiten zeigt man sich auch willig. Jedoch bleibt es häufig bei Lippenbekenntnissen. Für einen zügigen Glasfaserausbau braucht es aber mehr Kooperationen. Daher dürfte auch die Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Glasfaser und Vodafone Vorzeigecharakter haben.
Mehr zum Thema "Gemeinsam für den Glasfaserausbau" lesen Sie in einer weiteren Meldung.