Breitband auf dem Feld: Erntemaschinen synchronisieren Daten über Telekom-LTE
Vernetzte Erntemaschinen und Kuhställe synchronisieren Daten per LTE mit Telekom-Servern
Bild @ AliveandCooking - Fotolia.com
Warum sollten Netzbetreiber außerhalb von Städten und Dörfern investieren, wenn dort niemand wohnt und keine
wichtigen Verkehrswege verlaufen? Die Landwirtschaft könnte zukünftig ein Grund dafür sein. Auf der Herbsttagung
der deutschen Breitbandinitiative hat Hans-Peter Grothaus vom Erntemaschinen-Hersteller Claas ein innovatives
Projekt vorgestellt, das der traditionelle Maschinenhersteller momentan zusammen mit der Deutschen Telekom
in Sachsen-Anhalt durchführt.
Die Landwirtschaft ist schon seit Jahren eine Branche, die immer wieder in technische Innovationen investiert hat, doch die Vernetzung hat dabei bislang keine führende Rolle gespielt. Der Preisdruck wächst allerdings, und darum muss auch die Agrarwirtschaft über vernetztes Arbeiten nachdenken.
Weizen- und Rhapsernte mit vernetzten Erntemaschinen
Vernetzte Erntemaschinen und Kuhställe synchronisieren Daten per LTE mit Telekom-Servern
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Im Rahmen des aktuellen Projekts werden Vernetzungsmöglichkeiten bei der Weizen- und Rhapsernte sowie bei der
Heuernte getestet. Auf den Erntemaschinen, die immer noch von Landwirten gefahren werden, befinden sich unzählige
Sensoren, die beispielsweise den Korntankfüllstand, die Position oder die Fahrgeschwindigkeit der
Erntemaschine protokollieren und diese Daten über LTE-Sendemasten in die
Telekom-Cloud übermitteln. Dort werden die Daten in Echtzeit aufbereitet und wieder
zurück auf alle momentan auf dem Feld arbeitenden Erntemaschinen übertragen. Auf dem Mähdrescher kann der Landwirt
die Daten dann auf einem fest installierten Tablet abrufen.
Auch bei Heupressen kann das System zum Einsatz kommen: Wenn das Heu eingesammelt und der Ballen fertig ist, sagt das System: "Anhalten, Ballen abladen und Position an Abholer senden". Dann kann die Erntemaschine weiterfahren und außerhalb des Feldes wird ein Traktor mit Anhänger in Bewegung gesetzt, der den Heuballen abholt. Auch eine Koppelung mit Wetter-Beobachtung und -Analyse ist denkbar, damit bei aufziehenden Unwettern die Maschinen rechtzeitig die Arbeit abbrechen können.
Eine weitere Anwendungsform wäre der vernetzte Kuhstall, man könnte von der "Smart Cow" sprechen. Hier werden der Zustand des Kuhstalls und der Kühe protokolliert. Das System steuert dann die Futterzugabe für Kühe oder benachrichtigt den Landwirt, wenn mal wieder Melken oder Ausmisten angesagt ist.
Ziele und Herausforderungen vernetzter Landwirtschaft
Vernetzte Erntemaschinen
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Das Ziel der ganzen Geschichte hat wie immer einen wirtschaftlichen Hintergrund: Prozessoptimierung, bessere
Performance und höhere Gewinnspannen. Man könnte sogar Mitarbeiter mit weniger Ausbildung die Erntemaschinen fahren
lassen, weil das System so einfach steuerbar sein soll: "Da können Sie einen Lehrling draufsetzen", sagte Hans-Peter
Grothaus während der Präsentation.
Doch die Herausforderungen bei der vernetzten Landwirtschaft sind nicht zu unterschätzen: Heterogene Maschinenflotten und uneinheitliche Standards sind nur zwei der Probleme. Unerlässlich ist eine bessere Netzabdeckung auf dem Feld, bisher steht das Thema bei Netzbetreibern noch nicht so im Fokus bei unbewohnten Gebieten.
Auch Sicherheitsfragen gilt es zu klären und klar an die Landwirte zu kommunizieren: Landwirte sind traditionell sehr konservativ und werden sicherlich kritisch nachfragen, ob ihre ganzen Erntedaten in der Cloud wirklich sicher sind.