Eilmeldung: Frequenz-Auktion endet bei 6,55 Milliarden Euro (Update)
Die längste Auktion von deutschen Mobilfunkfrequenzen ist beendet. Die vier Provider - die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch - bezahlen für die 5G-Frequenzblöcke insgesamt 6,55 Milliarden Euro, wie die Bundesnetzagentur heute mitteilte. Das ist mehr als erwartet - Fachleute hatten nur mit 3 bis 5 Milliarden Euro gerechnet. Mit dem Ende der Auktion wurde ein wichtiger Meilenstein zur Einführung der fünften Mobilfunkgeneration (5G) erreicht.
Bei der Mobilfunk-Auktion 2015 waren 5,08 Milliarden Euro erlöst worden. Ein Grund für den höheren Wert: Diesmal nahmen vier und nicht wie 2015 nur drei Netzbetreiber teil. Der Neueinsteiger Drillisch erwies sich als zahlungsfreudiger Mitbieter. Das Geld geht an den Bund, der es in die Digitalisierung stecken will.
Die Telekom bezahlt am meisten
Am meisten zahlt die Deutsche Telekom, und zwar rund 2,17 Milliarden Euro. Vodafone zahlt 1,88 Milliarden Euro und Telefónica 1,42 Milliarden Euro. Drillisch muss 1,07 Milliarden Euro berappen - die Tochterfirma des rheinland-pfälzischen Konzerns United Internet hat bisher kein eigenes Netz, stattdessen nutzt sie momentan die Antennen der Konkurrenz. Versteigert wurden Blöcke im 2-Gigahertz- und im 3,6-Gigahertz-Frequenzbereich. Die 2-Gigahertz-Blöcke waren deutlich teurer, da man in diesem Frequenzbereich höhere Reichweiten erzielen kann. Diese Blöcke sind allerdings erst ab 2021 oder sogar erst ab 2026 nutzbar.
Der Chef der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, sprach nach dem Ende der Auktion von einem "Startschuss für 5G in Deutschland". "Ich freue mich, dass vier Unternehmen Frequenzen ersteigert haben und beim 5G-Netzausbau in Wettbewerb treten", erklärte der Behördenchef. "Die Frequenzen sollen nicht nur für den neuen Mobilfunkstandard 5G, sondern auch für eine bessere Mobilfunkabdeckung in Deutschland eingesetzt werden." Die Versteigerung war durchgeführt worden an dem Mainzer Technikstandort der Bonner Regulierungsbehörde.
Das Wettbieten war umkämpft: Mit 497 Runden in mehr als 12 Wochen war es die längste Frequenzauktion in Deutschland, die jemals stattfand. Der bisherige Höchstwert ist von 2010, als die Versteigerung nach knapp sechs Wochen und 224 Runden vorbei war. Damals kamen aber nur 4,4 Milliarden Euro in die Staatskasse. Finanziell unerreicht ist die erste große Mobilfunkauktion aus dem Jahr 2000 für UTMS-Frequenzen (3G), als umgerechnet 50,8 Milliarden Euro erlöst wurden. Im Nachhinein war das zu viel, da die teils hoch verschuldeten Firmen danach nicht mehr genug Geld hatten für einen umfassenden Netzausbau. Funklöcher von damals bestehen mancherorts bis heute.
Weitere Details, Reaktionen und Statements der Netzbetreiber lesen Sie in einem ausführlichen Beitrag.
5G-Auktion: Mobilfunker üben harte Kritik an der BNetzA
BNetzA-Referatsleiter Hahn geht am 1. Juli in Ruhestand. Netzbetreiber wollen die Frequenzvergabe ins Ministerium verlagern.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das ist eigentlich nichts Neues: Die Netzbetreiber in Deutschland kritisieren seit längerem die Bundesnetzagentur wegen der aufwendigen und teuren Auktion für dringend notwendige Frequenzen.
Zuständiger Mann ist bereits im Ruhestand
BNetzA-Referatsleiter Hahn geht am 1. Juli in Ruhestand. Netzbetreiber wollen die Frequenzvergabe ins Ministerium verlagern.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Aktueller Anlass ist eine Personalie: Der in der Bundesnetzagentur für die Frequenzauktionen zuständige Abteilungsleiter Rüdiger Hahn geht zum 1. Juli 2019 in den Ruhestand, hat aber aufgrund von Resturlaub bereits seine operativen Aufgaben abgegeben, bestätigte ein Sprecher der Bundesnetzagentur der Wirtschaftszeitung Handelsblatt. Damit fehlt der Behörde während der aktuellen Frequenz-Auktion der "Chefplaner", der bislang alle Mobilfrequenz-Versteigerungen in Deutschland betreut hat.
Hinzukommt, dass der Nachfolger für Hahn noch nicht konkret feststeht. „Die Stelle des Abteilungsleiters wird zeitnah intern ausgeschrieben. Es ist beabsichtigt, eine zügige Nachbesetzung zu gewährleisten“, sagte der Behörden-Sprecher.
Beschwerden über handwerkliche Fehler
Vertreter von Deutscher Telekom, Vodafone und Telefónica beschwerten sich gegenüber der Bundesregierung über handwerkliche Fehler bei der Vergabe der aktuellen "5G-Frequenzen", wie das Handelsblatt erfuhr. In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Versuche der Regierung und der Wirtschaft, die Unabhängigkeit der Behörde einzuschränken.
Plan B: Übergabe ans Ministerium?
Einer der von den Telekommunikationskonzernen vorgeschlagenen Alternativpläne sieht vor, dass die Netzagentur künftig die Hoheit über die Frequenzversteigerung verliert und stattdessen das Bundesverkehrsministerium die Frequenzen direkt an Firmen verteilt. Telekom, Vodafone und Telefónica hatten sich bereits im vergangenen Jahr für ein entsprechendes Verfahren, auch „Schönheitswettbewerb“ genannt, ausgesprochen, waren damit jedoch bei den Verantwortlichen in Berlin gescheitert.
Experten warnen
Einige Telekommunikationsexperten warnen vor einem solchen Vorgehen. „Es muss in der Zukunft darum gehen, die Auktionsregeln zu verbessern, nicht die Idee der Auktion zu begraben“, forderte beispielsweise Spieltheoretiker Stephan Knapek von der Beratungsgesellschaft TWS Partners. Sollte das Bundesverkehrsministerium mit der Vergabe der Frequenzen betraut werden, entstünden dadurch Risiken, warnte Professor Jens Böcker von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: „Die Gefahr einer politischen Einflussnahme ist beim Verkehrsministerium größer als bei der Netzagentur.“
Eine Einschätzung
Es kommt einem vor, wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Lässt man die Bieter "einfach machen", werden sie sich gegenseitig so lange hochbieten, bis bei einem der vier Bieter der Geduldsfaden oder die Kreditlinie reißt und er "heulend vom Platz" geht. Oder einer der vier verzichtet bewusst auf einen Block und die Geschichte wäre schnell erledigt. Die "Nebenwirkung" ist klar: Die vier Netzbetreiber haben dann schon so viel Geld "verbraten", dass es für den Netzausbau nicht mehr reicht oder der Schuldendienst das Geschäftsmodell gründlich verdirbt.
Wir erinnern uns an 2000: Mobilcom-Multimedia gab mit gültiger Lizenz (für 8 Milliarden Euro) auf, weil Hauptsponsor Telecom France zum sofortigen Rückzug blasen ließ.
Sonera-Telefónica besser bekannt als "Quam" verbrannten je nach Quelle 10 Milliarden Euro oder noch mehr und gaben nach kurzem "Testbetrieb" entnervt auf.
Die E-Plus Mutter KPN "litt" jahrelang unter den 8 Milliarden Lizenkosten und am Ende blieb nur die Fusion von o2 und E-Plus als "Ausweg". Die davon erhofften Synergien ließen sich bislang kaum realisieren, da notwendige Netzqualität (Belastbarkeit, Flächendeckung) auch erfahrenes Personal und gute Technik braucht und ein von der EU aufgezwungener "Mitspieler" die Preise auf niedrigem Niveau ließ.
Die Alternative wäre ein Schönheitswettbewerb, mit günstigen Lizenzen gegen radikale Netzausbauauflagen. Natürlich würden alle Wettbewerber das sofort "versprechen". Was aber, wenn sie am Ende doch nicht (genügend) bauen und, bevor sie "bestraft" werden könnten, schnell in Konkurs gingen?
Bliebe noch die Bildung einer staatlichen Netzausbaugesellschaft, die aber - siehe Berliner Flughafen oder Elbphilharmonie oder ... - irgendwann später - vielleicht - oder auch nicht - mit dem Netz "fertig" würde oder gleich den Aufbau des 6G-Netzes in Angriff nehmen müsste (was noch kleinzelliger und damit teurer sein dürfte, als alles, was heute bekannt ist).
Es könnte vielleicht auf einen Kompromiss hinauslaufen: Die Bundesrepublik Deutschland schreibt das gesamte Land - in Parzellen aufgeteilt - aus, so wie beim Autobahnbau oder bei Eisenbahn-Neubaustrecken, und hofft, dass die Bieter für diese Ausschreibung in endlicher Zeit fertig werden. Doch wie lange würden alleine Ausschreibung und die Auftrags-Vergabe dauern?
Minister Scheuer hat immerhin verstanden, dass die lähmende Bürokratie abgebaut und staatliche Standorte möglichst einfach bereitgestellt werden sollten.
Derweilen wird in Mainz fleißig geboten und dank der neuen Inkremente steigen die Summen deutlich schneller. Von daher müsste das Mainzer Vorgehen den drei etablierten Anbietern eigentlich entgegenkommen. Nur wirds am Ende leider ziemlich teuer.
Die Mainzer Auktion geht heute - wegen der Pfingstfeiertage - erst um 13 Uhr weiter. Der letzte Stand waren am 6. Juni um 17:51 Uhr 6,37 Milliarden Euro. Im 3,6 GHz Block wurden 9-8-6-6 Blöcke (Telekom, Vodafone, Telefónica, Drillisch) ersteigert, Drillisch hätte dafür alleine 855 Millionen Euro zahlen müssen.