Online-Banking

N26 - Wie man möglichst unfallfrei seine Online-Bank nutzt

Die Online-Bank N26 gehört zu den Pionieren des neuen App-basierten Bankings. Der kome­tenhafte Aufstieg hat aber auch Schat­tenseiten. Wir geben prak­tische Tipps für den Online-Banking-Alltag.
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Der kome­tenhafte Aufstieg der Online-Bank N26 wird in der Finanz-Branche mit gemischten Gefühlen gesehen. Das komplette Bank­konto nur über eine App auf dem Handy verwalten; die Bean­tragung und Frei­schal­tung eines Bank­kontos binnen weniger Minuten über ein "einfa­ches" Video-Tele­fonat und kurz darauf eine "Kredit­karte" von Master­card, die genau­genommen eine "Debit-Karte" ist per Post. Alle Konto­bewe­gungen in Echt­zeit auf dem Handy und das alles noch kostenlos, sprich ohne Konto­führungs­gebühren, das traf den Nerv einer jungen mobilen digi­talen Ziel­gruppe.

Als "Number 26" gestartet, besorgten sich die Gründer schnell eine eigene Voll­bank­lizenz und benannten ihr Unter­nehmen in N26 um. Neben Deutsch­land ist N26 in vielen Ländern Europas (England, Spanien, Portugal, Öster­reich, demnächst in der Schweiz) und bald auch darüber hinaus, z.B. bald in den USA, aktiv. Das gefällt den Inves­toren, die dem Unter­nehmen fleißig Geld gestiftet haben. Im Januar 2019 wurde das Unter­nehmen mit 2,3 Milli­arden Euro bewertet.

Google Pay und Apple Pay

Die N26-Karte sollte nie offen herumliegen, und es sollte nie ein  Foto der Karte im Netz veröffentlicht werden Die N26-Karte sollte nie offen herumliegen, und es sollte nie ein Foto der Karte im Netz veröffentlicht werden
Foto: N26.com
N26 war als einer der ersten Banken in Deutsch­land bei Google Pay und Apple Pay dabei, was erneut weitere Kunden brachte. Doch kome­tenhaftes Wachstum hat seine Schat­tenseiten. Immer wieder liest man in Internet-Foren, dass Konten der Kunden "aus heiterem Himmel gekün­digt" worden seien. Bei der Frage nach den Gründen sei die Bank ziem­lich "schweigsam" gewesen.

Versucht man heraus­zufinden, ob diese Berichte wirk­lich stimmen und welche Gründe es für die Kündi­gung geben könnte, wird es schwierig. Waren es anfangs Kunden, die zu oft am Geld­automat Bargeld ziehen wollten, was N26 richtig viel Geld kostet, waren es später irgend­welche Algo­rithmen, die manche Kunden "als verdächtig aussor­tierten", die mit ihrem Konto viel­leicht (offi­ziell ille­gale) Online-Lotte­rien im Internet bezahlen wollten oder andere Dinge taten (z.B. ein "Privat­konto" als "Geschäfts­konto" zu verwenden), die der Bank zumin­dest unheim­lich vorkamen oder es viel­leicht tatsäch­lich auch waren.

Kunden­support: Anfangs noch tele­fonisch

Der Kunden-Support der N26-Bank stand anfangs allen Kunden auch tele­fonisch zur Verfü­gung. Mit zuneh­mender Kunden­zahl war die Hotline aber öfters besetzt, als erreichbar. Ab einem bestimmten Datum gab es den Tele­fonsup­port nur noch für zahlende N26-Premi­umkunden, der Rest wurde auf einen nicht ganz einfach zu errei­chenden Service-Chat verwiesen.

Die schnelle Möglich­keit, ein Konto zu eröffnen, ohne lange lästige Fragen beant­worten zu müssen, machte die N26-Bank auch für "zwie­lich­tige" Geschäf­tema­cher inter­essant. So wurden ahnungs­lose Tester gesucht, die ein Konto bei N26 eröffnen und danach die Zugangs­daten hergeben sollten. Dadurch gelangten Betrüger in den Besitz eines Kontos, das offi­ziell weiter dem ahnungs­losen Tester gehörte und konnten darüber Geld­wäsche betreiben.

Hotline zeit­weise kaum erreichbar

Andere Betrüger fanden die Handy­nummer von echten N26-Kunden heraus, riefen mit gefälschten Absender-Rufnum­mern dort an und gaben sich als N26-Kunden­service aus. Sehr seriös wirkend und sehr profes­sionell wurden dann Zugangs­daten und Pass­worte gemeinsam geän­dert, um dadurch die volle Kontrolle über ein gut gefülltes Konto zu erlangen.

In einem beson­ders krassen Fall waren so rund 80 000 Euro verschwunden. Der betrof­fene Kunde kam nicht mehr an sein Konto (weil ja die Pass­worte geän­dert waren) und versuchte seine N26-Bank zu errei­chen, was sich auch ziem­lich in die Länge zog, bis man bei der N26-Bank den Ernst der Lage erkannte und dem Kunden nach einigem öffent­lich­keits­wirk­samen Wirbel das Geld komplett zurück­erstat­tete.

Auch andere Banken, die N26 errei­chen mussten, um frag­liche Trans­aktionen zu klären, kamen nicht mehr durch, das brachte das Fass zum Über­laufen.

BaFin griff ein

Solche Vorgänge erregten die Aufmerk­samkeit des Bundes­amtes für Finanz­dienst­leis­tungen (BaFin), das nach einer umfang­reichen Unter­suchung die N26-Bank verwarnte und bessere Sicher­heits­mecha­nismen und einen besser erreich­baren Kunden­service forderte.

Auch die Daten­schützer wurden auf N26 aufmerksam: Wer sein N26-Konto kündigt, kann dort später kein neues Konto mehr eröffnen. N26 spei­chert also die Daten seiner ehema­ligen Kunden in einer Art von schwarzen Liste. Warum ehema­lige Kunden kein Konto mehr bekommen sollen, bleibt Außen­stehenden völlig unklar, die Diskri­minie­rung und das längere Spei­chern von Daten gefiel den Daten­schüt­zern nicht.

Verzö­gerung von Über­weisungen zu N26?

Formbrief der VR-Bank Saarpfalz mit der Nachfrage, ob die Überweisung an N26 wirklich gewollt war Formbrief der VR-Bank Saarpfalz mit der Nachfrage, ob die Überweisung an N26 wirklich gewollt war
Foto: Screenshot Facebook
Neueste Entwick­lung ist das Verhalten beispiels­weise der Volks­bank Saar­pfalz, die eine Über­weisung eines Volks­bank-Kunden zu einem N26-Konto nicht sofort ausführte, sondern offenbar per Post­brief (!) beim eigenen Kunden erfragte, ob die abge­gebene Über­weisung wirk­lich so gewünscht sei, da es in der Vergan­genheit betrü­geri­sche Vorgänge rund um N26 gegeben hätte. Ob es sich dabei einen Einzel­fall oder eine banken­interne Anwei­sung handelte, künftig bei N26 genauer hinzu­schauen, ist nicht bekannt.

Das eigene Konto im Blick behalten

Wer Kunde einer Online-Bank wie N26 ist, muss seinem Konto noch mehr Aufmerk­samkeit schenken, als es beispiels­weise beim Giro­konto bei einer örtli­chen Bank der Fall ist, wo man den Bank­berater persön­lich seit vielen Jahren kennt und im Notfall mit einem Anruf oder im persön­lichen Gespräch seine Probleme sofort vor Ort klären kann.

Bei der Online-Bank fehlt diese Kunden­bezie­hung komplett. Das bedeutet, die Kunden werden nur nach kompli­zierten statis­tischen Modellen bewertet (wie oft über­weist er was wohin, wofür gibt er sein Geld aus, wo kommt neues Geld her und so weiter) und schnitzt sich daraus eine interne Bewer­tung. Ob diese mit der Realität über­einstimmt, erfährt man als Kunde kaum und die aller­wenigsten fragen deswegen nach.

Das eigene Online-Konto ist fest mit einer E-Mail-Adresse verbunden. Diese muss man auch genau beob­achten: Das bedeutet alle Mails genau anschauen, auch gerade die, die verse­hent­lich im Spam-Ordner landen. Besser wäre es, für seine Bank­geschäfte eine sepa­rate E-Mail-Adresse zu verwenden, die man sonst nirgends einsetzt und auch in der Internet-Öffent­lich­keit gar nicht bekannt gibt. Dieses Banking-E-Mail-Konto sollte mit einem einma­ligen (möglichst kompli­zierten) Pass­wort gesi­chert sein, am besten noch über eine Zwei-Faktor-Authen­tifi­zierung, falls man beispiels­weise über einen Web-Browser zugreifen möchte.

Auf der N26-Karte ist eine 10-stel­lige Kontroll­zahl geprägt, die man nur zur Iden­tifi­kation bei der N26-Bank braucht, bei Kontakten mit dem Service oder wenn die verknüpfte Handy­nummer oder E-Mail-Adresse oder andere grund­legende Dinge geän­dert werden sollen. Deswegen sollte die Karte nicht achtlos offen rumliegen und auf gar keinen Fall im Internet Fotos dieser Karte gepostet werden.

Wenn auf dem Konto Bewe­gungen statt­finden, wird man sofort per Push-Nach­richt in der App oder auch per E-Mail infor­miert. Wenn es keine Nach­richten mehr gibt, obwohl auf dem Konto eigent­lich Akti­vitäten statt­finden sollten, unbe­dingt in der App oder im Web (www.n26.com) nach­schauen. Auch wenn das eigene N26-Konto nur selten genutzt wird, mindes­tens einmal die Woche (noch besser wäre täglich) einloggen und kurz nach­schauen. Somit hat man mehr Zeit, sich zu melden, falls doch einmal etwas unklar sein sollte.

Online-Bank als einzige Bank­verbin­dung?

Wir würden davon abraten, das Konto bei einer Online-Bank wie N26 (oder o2-Banking, Fidor, etc.) als einziges Haupt­konto einzu­setzen. Wenn es zu einem Problem kommt, stünde man im Ernst­fall ohne Geld­versor­gung da. Ein klas­sisches Konto bei einer Old-School-Bank ist eine gute Rück­versi­cherung. Natür­lich kann es auch Probleme geben, die sind aber zum Glück weitaus seltener als bei neuen Star­tups, wo extremes Kunden­wachstum nicht immer Schritt mit der orga­nisa­tori­schen und perso­nellen Ausstat­tung halten kann.

Mit solchen einfa­chen Sicher­heits­maßnahmen sollte man im Regel­fall viel Freude an seinem Online-Konto haben. Gerade die klas­sischen Banken haben in der letzten Zeit viel verschlafen und vergraulen durch stei­gende Kosten und flüch­tende Online-Kunden selbst die treu­esten Stamm­kunden.

Erreich­barkeit bei N26

Wer Fragen hat und die N26-Bank errei­chen möchte, kann dies über eine eigens einge­rich­tete Support-und Infor­mati­onsseite tun. Dort wird genau erklärt, auf welchen Wegen die Bank erreichbar ist. Fragen möglichst vorher gut vorbe­reiten (steht die Antwort wirk­lich nicht in den FAQ?) und möglichst einfach und klar formu­lieren, damit auch eindeu­tige Antworten möglich sind. Das erspart später unnö­tige Verwir­rung.

Doku­mente offline spei­chern

Jede Online-Bank bietet Konto­auszüge (State­ments) zum regu­lären Down­load im PDF-Format an. Das kann entweder in der dazu­gehö­rigen App oder über das Web-Frontend am PC oder Laptop erfolgen. Diese sollte man von Zeit zu Zeit herun­terladen und nochmal auf Plau­sibi­lität prüfen und dann sicher abspei­chern.

Wer sie in einer Internet-Cloud lagern möchte, sollte sie vorher in ein Pass­wort-geschütztes ZIP-Archiv einpa­cken oder eine möglichst sichere Cloud wählen. Die Auszüge braucht man später viel­leicht für eine Steu­ererklä­rung oder zu anderen Doku­menta­tions­zwecken, beispiels­weise, wenn die Systeme der Bank einmal bei Störung oder Wartung offline sind.

Weitere Tipps zum Thema Risiken beim Online-Banking mini­mieren lesen Sie in einem ausführ­lichen Ratgeber.

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