Breitbandausbau-Historie: Festnetz von 2009 bis heute
AVM hat ein breites Portfolio an Breitband-kompatiblen Routern
Andre Reinhardt
Vor fast 20 Jahren begann in Deutschland mit der Einführung von DSL ein neues Zeitalter in puncto Internetgeschwindigkeit. Ein ähnlicher Umschwung folgte 2006 mit VDSL. Seitdem hat sich die Breitband-Landschaft stark gewandelt. Technologien wie FTTH, Super Vectoring und Kabelglasfaser sorgen für ein kontinuierliches Wachstum der maximal möglichen Übertragungsrate. Wir haben den hiesigen Breitbandausbau der letzten Jahre zurückverfolgt und beleuchten die wichtigsten Meilensteine auf den Weg zur Gigabit-Gesellschaft. Welche Zugangsart hat sich am besten entwickelt? Wie schnell surft Deutschland heute?
Festnetz 2009 bis 2012
AVM hat ein breites Portfolio an Breitband-kompatiblen Routern
Andre Reinhardt
Streng genommen gab es VDSL 50 der Telekom bereits seit 2006, jedoch ausschließlich in Kombination mit Entertain. Diese Zwangsmaßnahme des Bonner Netzbetreibers entfiel schließlich 2009. Seitdem stehen Tarife mit 50 MBit/s auch für Kunden zur Verfügung, die kein IPTV-Angebot des Konzerns buchen. Die regionale Maximalbandbreite für Privatkunden wurde von Kabel Deutschland bereits ein Jahr später auf ein neues Niveau gehievt. Im Februar 2010 fiel der Startschuss für 100 MBit/s über das Kabelglasfasernetz in Hamburg. Konkurrent Unitymedia spendierte seinen Teilnehmern schließlich 2012 sogar bis zu 150 MBit/s im Download.
Festnetz 2013 bis 2016
Im Herbst 2013 veröffentlichte das CableLabs-Konsortium den Standard DOCSIS 3.1, womit die Basis für eine Gigabit-Geschwindigkeit über das Koaxialkabel gelegt wurde. Der nächste Sprung folgte jedoch seitens VDSL. Die Deutsche Telekom brachte mit VDSL 100 im August 2014 ein attraktives Angebot heraus, das zu Beginn unter anderem in Baden-Baden, Hildesheim, Ingolstadt, Offenburg, Tübingen und Willhelmshaven startete. Viele Jahre sollte der DSL-Zugang auf dieser Spitzenbandbreite stagnieren. Derweil rasten die Kunden im Kabelglasfaser-Lager deutlich schneller über die Datenautobahn, nämlich mit 200 MBit/s ab 2015 und 400 MBit/s ab 2016. Vodafone und Unitymedia lieferten sich in diesem Zeitraum ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Vorbereitungen für Gigabit-Glasfaser
Die Deutsche Telekom hat bekanntermaßen nicht nur den digitalen Teilnehmeranschluss, sondern auch Glasfaser-basierte Lösungen im Portfolio. Mit der Initiative „Mehr Breitband für mich“ bekamen Hausbesitzer die Möglichkeit, sich einen FTTH-Anschluss legen zu lassen. Ein solcher Zugang sorgt für Zukunftssicherheit des Festnetzes im Eigenheim oder in der Wohnung, denn die Infrastruktur ist für eine Gigabit-Geschwindigkeit gerüstet. Zuvor war FTTH Bauherren von Neubaugebieten vorbehalten, ansonsten kam FTTC zum Einsatz. „Mehr Breitband für mich“ wird von der Telekom als Premium-Produkt angesehen, die Realisierung ist mit immensen Kosten verbunden.
Festnetz 2017 bis heute
Die Entwicklung der 50-MBit-Marke
TÜV Rheinland / BMVI
Das halbe Gigabit pro Sekunde auf der Empfängerseite erreichte im Privatkunden-Segment durch Vodafone im Juli 2017 den kommerziellen Status. Unitymedia hingegen schien der Sprung von zusätzlichen 100 MBit/s der 400er-Tarife zu gering zu sein. Eine positive Überraschung gab es zur IFA desselben Jahres, als die Deutsche Telekom ihren ersten Glasfaser-Gigabit-Tarif für Privatkunden präsentierte. Überall dort, wo FTTH vorhanden ist, können die Teilnehmer seitdem von bis zu 1000 MBit/s profitieren. Letztes Jahr folgten dann Unternehmen wie Vodafone, Unitymedia, m-net, Deutsche Glasfaser und Ewe mit ihren jeweiligen 1-GBit/s-Offerten. Super Vectoring verleiht hingegen seit Ende Juli 2018 dem VDSL Flügel. Es wird eine Bandbreitenspitze von 250 MBit/s geboten.
Da die letzte Meile bei FTTC allerdings via Kupfer überwunden wird, ist, zumindest aktuell, eine Gigabit-Bandbreite damit nicht umsetzbar. G.fast spielt in Deutschland noch eine untergeordnete Rolle.
Wie schnell surft Deutschland heute?
Letztes Jahr verfügten hierzulande rund 98 Prozent der Haushalte über einen Breitbandanschluss
Statista
Eine hohe Bandbreite bringt selbstredend nur den Teilnehmern etwas, die auch entsprechend vernetzt sind. Stand Ende 2018 waren lediglich 8,5 Prozent der Haushalte an ein Glasfasernetz angeschlossen. Bis 2025 möchte die Bundesregierung einen flächendeckenden Glasfaserausbau realisiert haben, ein ambitioniertes Ziel. Der vorherige Kurs sah mindestens 50 MBit/s für alle Haushalte Deutschlands vor, was bislang immer noch nicht erreicht wurde. Mitte 2018 waren 82,9 Prozent der Haushalte mit dieser Download-Geschwindigkeit (oder höher) unterwegs. Das entspricht einer mageren Steigerung von 2,4 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
Wer Zugang zu einem (Kabel)Glasfasernetz hat, sollte jedoch die Tarife genau unter die Lupe nehmen. Zwar bieten viele Netzbetreiber und Provider schnelle Download-Geschwindigkeiten, im Upload ist der Unterschied aber teils drastisch. So gewähren die Telekom und Deutsche Glasfaser maximal 500 MBit/s beim Senden von Daten über FTTH, während es bei Vodafone (Kabelglasfaser) und m-net nur 50 MBit/s sind.
Die aktuellen Tarife finden Sie stets in unserem Breitband-Tarifvergleich.