Smart Speaker

Smarte Lautsprecher: Warten auf Microsoft und Samsung

Amazon und Google sind schon lange mit eigenen Smart Speakern am Markt, den großen Hardware-Ankündigungen von Microsoft und Samsung folgte jedoch bisher nicht viel.
Von Björn König

Cortana: Wo bleibt ein Microsoft-Lautsprecher? Cortana: Wo bleibt ein Microsoft-Lautsprecher?
Foto: Amazon, Logos: Microsoft, Montage: teltarif.de
Amazon hat kürzlich erstmals die Verkaufszahlen seines Smart Speakers Echo veröffentlicht. So gab der US-Versandriese bekannt, dass mittlerweile rund 100 Millionen Einheiten des intelligenten Lautsprechers über die virtuelle Ladentheke gingen. Nicht nur, muss man an dieser Stelle sagen, denn selbstverständlich können die Geräte auch im regulären Einzelhandel erworben werden. Üblicherweise hält sich Amazon bei Details zu Geschäftszahlen eher bedeckt.

Umso bemerkenswerter ist es, dass der Konzern die Verkäufe diesmal so offensiv kommuniziert. Offensichtlich will man auch den Wettbewerbern deutlich vermitteln, wer beim Thema künstliche Intelligenz die Nase vorn hat. Gemeint dürfte hier vermutlich in erster Linie Google sein, weshalb die Manager des Internet-Giganten aus Mountain View wohl ebenso mit großem Interesse auf die Mitteilung von Amazon schauen. Mit Blick auf den immensen Erfolg dieser Technologie bleibt allerdings die spannende Frage, ob in Zukunft noch weitere interessante Smart Speaker auf den Markt kommen.

Microsoft

Cortana: Wo bleibt ein Microsoft-Lautsprecher? Cortana: Wo bleibt ein Microsoft-Lautsprecher?
Foto: Amazon, Logos: Microsoft, Montage: teltarif.de
Böse Zungen unter Analysten würden behaupten, dass Microsoft die wichtigsten Trends der vergangenen Jahre vollkommen verpasst hat. So ganz daneben liegen sie wohl nicht. Vor allem das gescheiterte Smartphone-Betriebssystem Windows Phone/Windows Mobile war eine erhebliche und teure Schlappe für den damaligen Konzernchef Steve Ballmer. Sein Nachfolger Satya Nadella auf dem Chefsessel des Software-Marktführers aus Redmond musste schließlich die Scherben wegkehren und richtete Microsoft insbesondere neu auf das Geschäft mit Cloud-Diensten aus. Schon in Windows Phone experimentierte der Konzern jedoch bereits mit Cortana, einer virtuellen Assistentin, die im Stil von Apples Siri wichtige sprachgesteuerte Funktionen am Smartphone übernehmen sollte.

Doch der enorme Erfolg von Amazon hat Microsoft wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Zwar kündigte das Unternehmen auch einen Smart Speaker namens Invoke auf Cortana-Basis in Kooperation mit dem Audio-Spezialisten Harman Kardon an, ein großer internationaler Durchbruch wie bei Amazon blieb jedoch bislang aus. Der Grund ist in diesem Falle ziemlich einfach: Amazon verkauft die Geräte subventioniert, teils sogar unter den Produktionskosten. Das Ziel ist hier nicht etwa eine hohe Gewinnmarge bei der Hardware, sondern das Geschäft mit Daten und dem Verkauf von Zusatzdiensten, wie beispielsweise Music Unlimited.

Ob Microsoft mit Cortana ebenfalls eine Bruchlandung wie bei Windows Phone hinlegen wird, ist zwar noch nicht abschließend zu beurteilen, aber wohl eher wahrscheinlich. Ein Hinweis darauf ist, dass der Verkauf von eigenen Smart Speakern offenbar nicht mehr die Strategie in Redmond ist. Stattdessen wurde eine Kooperation mit Amazon geschlossen, um Cortana als Zusatzdienst auf die Echo-Lautsprecher zu bringen. Offensichtlich geht Satya Nadella mittlerweile wohl selbst nicht mehr davon aus, dass Kunden mit einem bereits vorhandenen Echo-Lautsprecher auf ein Gerät mit Cortana umsteigen. Unklar ist zudem, welchen Mehrwert Microsoft bieten kann.

Samsung

Der dritte große Name im Bunde ist Samsung. Auch in Südkorea hat man sich Gedanken um das Thema künstliche Intelligenz gemacht und wollte mit Bixby einen eigenen Assistenten auf den Markt bringen, der insbesondere Präsenz auf Samsung-Smartphones zeigen sollte. Immerhin hat der südkoreanische Konzern hier neben Apple immer noch eine herausragende Position. Die Realität hat aber vermutlich auch hier eine große Vision überholt. So konnte Samsung das Marktpotenzial seiner verkauften Smartphones für Bixby nicht ausschöpfen.

Die Gründe hierfür sind im Prinzip einfach: Auf den Samsung-Geräten läuft Googles Android und da ist der Google Assistant bereits inklusive. Warum also einen zweiten Assistenten installieren? Im Home-Bereich steht Samsung vor dem gleichen Problem wie Microsoft. Das starke Amazon-Geschäftsmodell und die bereits weite Verbreitung von Echo-Lautsprechern lassen Samsung kaum noch Raum. Zudem ist es eher unwahrscheinlich, dass die Südkoreaner als dritter Dienst auf die Amazon-Geräte kommen. Und auch Google dürfte mit Blick auf das eigene Geschäft wenig Interesse haben, hier mit Samsung zu kooperieren.

Fazit

In der Hard- und Softwarebranche gilt die einfache Regel: Wer erst einmal den Fuß beim Verbraucher in der Tür hat, ist kaum noch zu schlagen. Obwohl Windows Phone bei vielen Marktbeobachtern einen besseren Ruf als Android genoss, scheiterte Microsoft letztendlich. Der Grund: Sie kamen zu spät und waren mit ihrem Lizenzmodell für Hardwarehersteller unattraktiv. Google gab Android kostenlos ab und war somit schnell auf Millionen von Geräten präsent, bevor Microsoft überhaupt richtig durchstarten konnte.

So ähnlich läuft es nun bei Amazon: Die Geräte sind für Verbraucher extrem günstig und haben deshalb eine hohe Marktdurchdringung. Sind die Echos erst einmal verkauft, wird es für Wettbewerber immer schwieriger, zumal Alexa langfristig in alle Geräte von der Mikrowelle bis zum Auto kommen soll. Sowohl für Microsoft, Samsung als auch die Verbraucher ist das langfristig wohl eher eine schlechte Nachricht. Vor allem letztere binden sich damit noch fester an Amazon, dessen Geschäft schon längst nicht mehr Waren, sondern Daten sind.

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