Sicherheit

Editorial: Die Crux mit der Spitzen­technologie

Akkus - und Raketen - werden immer leistungsfähiger, damit aber auch immer anfälliger. Was kann man für die Erhöhung der Sicherheit tun?
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Es gibt Probleme, die möchte man nicht haben, zum Beispiel die, die Samsung derzeit mit dem Akku des Galaxy Note 7 hat. Bei 2,5 Millionen ausgelieferten Geräten hat sich dieser schon 35 Mal von selbst entzündet. Und täglich steigt die Zahl der Schadensfälle weiter, trotz Lieferstopp. Daher rät inzwischen sogar Samsung selber ausdrücklich, das Note 7 auszuschalten und stattdessen vorerst das alte Smartphone weiterzuverwenden.

Samsung Note 7

Häme gegen Samsung, dass die mal ihre Akkus hätten besser testen sollen, ist meines Erachtens aber dennoch fehl am Platz. Fehler passieren leider. Und die aktuelle Schadensrate von einer Akku-Explosion auf 70 000 Geräte ist so gering, dass sie zum Beispiel auch bei einem Massen-Test mit 10.000 Akkus wahrscheinlich nicht aufgefallen wäre. Sie ist aber gleichzeitig zu hoch, um die Akkus millionenfach weiter auszuliefern und zu riskieren, dass Privatwohnungen deswegen abbrennen und Kunden sterben.

Und selbst, wenn man eine Vorserie mit 100 000 Akkus hergestellt und ausführlich getestet hätte, hätte es passieren können, dass die alle einwandfrei funktionieren, und sich in der endgültigen Serienfertigung dann dennoch ein folgenschwerer Fehler einschleicht, der einen Fehler bei jedem 10 000ten Akku bewirkt, so dass dieser die Endprüfung problemlos übersteht, dennoch aber bereits kurze Zeit später in Flammen aufgeht. Es gibt also keine Garantie, dass man den Fehler mit ausführlicheren Tests gefunden hätte.

Hätte Samsung den Akku-Fehler beim Galaxy Note 7 verhindern können? Hätte Samsung den Akku-Fehler beim Galaxy Note 7 verhindern können?
Bild: dpa
Es ist auch verständlich, dass Samsung das Galaxy Note 7 mit einem neuen Akkumodell ausliefert, das nun die Probleme verursacht. Die Kunden erwarten von einem High-End-Smartphone nun mal Innovation, also bessere Funktechnik, besseres Display, ein stabileres Gehäuse und eben auch einen länger haltbaren Akku als beim Vorgänger. Dass der Akku nun im wahrsten Sinne des Wortes zu brandneu war - nun ja, es ist leider passiert.

Auch bei anderer Spitzentechnologie gibt es unerwartete Fehler. Dem Raketen-Pionier SpaceX, dessen Ziel es ist, als erster den größten Teil einer Weltraumrakete zum Start von Satelliten, nämlich die Unterstufe, wieder weich zu landen und dann erneut zu verwenden, ist bereits zweimal die Oberstufe unerwartet explodiert. Einmal im Flug zum Zeitpunkt (fast) maximaler Beschleunigung, aber jüngst sogar direkt auf dem Startplatz, noch vor der Zündung der Triebwerke beim Auftanken. Dabei ist es in der Raketen­technologie wie in der Akku­technologie so, dass die Energie­dichte immer weiter zunimmt, unter anderem dadurch, dass die Masse von schützenden Tankwänden (bei der Rakete) oder Separatoren zwischen Anode und Kathode (beim Akku) immer weiter reduziert wird. Entsprechend steigt die Gefahr, dass beim Betanken bzw. Laden katastrophale Fehler passieren.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, warum der Rückruf des Galaxy Note 7 von Samsung so wichtig ist und wer in der Vergangenheit bereits einen ähnlichen Fehler begangen hat.

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