Frequenzvergabe

Frequenz-Nutzung: Der Rundfunk kämpft um seine Zukunft

Die 5G-Frequenzen sind verstei­gert, doch damit ist der Bedarf des Mobil­funks an Frequenz-Kapa­zitäten in Zeiten einer stei­genden Band­brei­tennach­frage nicht ge­deckt. Der Leid­tragende ist dabei der Rund­funk, dessen Akti­vitäten im Rahmen von 5G einer Digi­talen Divi­dende 3 auch noch Vorschub leistet.
Von Marc Hankmann

Der Rund­funk ist ein gebranntes Kind: Immer wenn es hieß, Frequenzen werden auf globaler Ebene für eine co-primäre Nutzung ausge­wiesen, also zur Verwen­dung für mehr als einen Frequenz­nutzer, zog der Rund­funk am Ende gegen­über dem Mobil­funk den Kürzeren. So geschehen bei der co-primären Zuwei­sung von Frequenz­spek­tren im 800- (Digi­tale Divi­dende I) und im 700-MHz-Band (Digi­tale Divi­dende II). Auf der nächsten Welt­funk­konfe­renz (WRC) könnte dann schon von der Digi­talen Divi­dende III die Rede sein.

Vodafone 5G Speedtest Bandbreite Der Bandbreitenbedarf im Mobilfunk steigt. Die Netze werden ausgebaut. Dafür braucht es weitere Frequenzkapazitäten - zum Leidwesen des Rundfunks.
Vodafone
Es geht um die Frequenzen unter­halb von 700 MHz. Derzeit wird zwischen 470 und 694 MHz Fern­sehen via DVB-T2 verbreitet. Der DVB-T-Stan­dard ist damit ausge­reizt, wirk­liche Verbes­serungen lassen sich mit einer dritten Genera­tion nicht mehr erzielen. Auch deshalb ist der Rund­funk, allen voran der öffent­lich-recht­liche, stark an 5G inte­ressiert. Sowohl der West­deut­sche als auch der Baye­rische Rund­funk erproben die Über­tragung von Fern­sehsi­gnalen über die fünfte Mobil­funk­genera­tion. Wer braucht also noch DVB-T2, wenn der terres­trische Rund­funk genauso gut über 5G übertra­gen werden kann?

Stei­gende Nach­frage und Flächen­abde­ckung

Die Mobil­funker argu­mentieren nicht nur mit dem stei­genden Band­brei­tenbe­darf, wes­halb sie perma­nent ihre Netze ausbauen müssen und dafür immer mehr Frequenzka­pazitäten benö­tigen. Sie führen auch die poli­tischen Forde­rungen nach einer flächen­deckenden Versor­gung an, für die sich die Frequenzen unter­halb von 700 MHz physi­kalisch besser eignen als höhere Frequenz­spek­tren. Netz­ausrüster pochen zudem auf eine globale Harmo­nisie­rung. Auf den ameri­kani­schen Konti­nenten wird bereits im 600-MHz-Band Mobil­funk betrieben. Eine Harmo­nisie­rung brächte in der Massenpro­duktion Kosten­erspar­nisse, so die Ausrüster.

DVB-T2 Fernsehen Terrestrik Fernsehen wird via DVB-T2 im Frequenzbereich zwischen 470 und 694 MHz übertragen. Angesichts der Forderungen des Mobilfunks stellt sich allerdings die Frage, wie lange noch.
WDR/Ludolf Dahmen
Noch kann sich der Rund­funk sicher sein, dass ihm in Europa die Frequenzen unter­halb von 700 MHz bis 2030 zur Verfü­gung stehen. Doch auf der Welt­funk­konfe­renz 2023 soll die Nutzung des Frequenz­bereichs zwischen 470 und 694 MHz unter die Lu­pe genommen werden. Bereits auf der WRC-15 gab es Druck, dieses Spek­trum für den Mobil­funk umzu­widmen – vornehm­lich aus ameri­kani­schen Ländern und solchen wie Finn­land, Heimat des Netz­ausrüs­ters Nokia.

Nächste WRC Ende Oktober

Deshalb ist der Rund­funk auf der Hut, denn so etwas wie auf der WRC-15 will er nicht noch einmal erleben. Damals kam der Vorschlag zur co-primären Zuwei­sung des 700-MHz-Bandes erst kurz vor dem Ende der Konfe­renz auf den Tisch – zur Über­raschung des Rund­funk­lagers. Bevor man sich versah, war er auch schon verab­schiedet. Das soll sich auf keinen Fall wieder­holen, wenn die Mitglieder der Inter­national Telecom­munication Union (ITU) Ende Oktober zur WRC-19 zusam­menkommen. Dann wird auch die Agenda für die darauf folgende WRC-23 aufge­stellt. Aus Sicht des Rund­funks soll es bei der Zuwei­sung der Frequenzen unter­halb von 700 MHz so bleiben, wie es ist. Der Mobil­funk will hingegen auch für diesen Frequenz­bereich eine co-primäre Zuwei­sung errei­chen.

Das Forschungs­projekt 5G Today hatte im Mai im Rahmen eines Start-Events seinen offi­ziellen Betrieb aufge­nommen. Die Sende­signale von 5G Broad­cast sind anfangs aber nur von einem Prototyp zu empfangen.

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