Frequenz-Nutzung: Der Rundfunk kämpft um seine Zukunft
Der Rundfunk ist ein gebranntes Kind: Immer wenn es hieß, Frequenzen werden auf globaler Ebene für eine co-primäre Nutzung ausgewiesen, also zur Verwendung für mehr als einen Frequenznutzer, zog der Rundfunk am Ende gegenüber dem Mobilfunk den Kürzeren. So geschehen bei der co-primären Zuweisung von Frequenzspektren im 800- (Digitale Dividende I) und im 700-MHz-Band (Digitale Dividende II). Auf der nächsten Weltfunkkonferenz (WRC) könnte dann schon von der Digitalen Dividende III die Rede sein.
Der Bandbreitenbedarf im Mobilfunk steigt. Die Netze werden ausgebaut. Dafür braucht es weitere Frequenzkapazitäten - zum Leidwesen des Rundfunks.
Vodafone
Es geht um die Frequenzen unterhalb von 700 MHz. Derzeit wird zwischen 470 und 694 MHz Fernsehen via DVB-T2 verbreitet. Der DVB-T-Standard ist damit ausgereizt, wirkliche Verbesserungen lassen sich mit einer dritten Generation nicht mehr erzielen. Auch deshalb ist der Rundfunk, allen voran der öffentlich-rechtliche, stark an 5G interessiert. Sowohl der Westdeutsche als auch der Bayerische Rundfunk erproben die Übertragung von Fernsehsignalen über die fünfte Mobilfunkgeneration. Wer braucht also noch DVB-T2, wenn der terrestrische Rundfunk genauso gut über 5G übertragen werden kann?
Steigende Nachfrage und Flächenabdeckung
Die Mobilfunker argumentieren nicht nur mit dem steigenden Bandbreitenbedarf, weshalb sie permanent ihre Netze ausbauen müssen und dafür immer mehr Frequenzkapazitäten benötigen. Sie führen auch die politischen Forderungen nach einer flächendeckenden Versorgung an, für die sich die Frequenzen unterhalb von 700 MHz physikalisch besser eignen als höhere Frequenzspektren. Netzausrüster pochen zudem auf eine globale Harmonisierung. Auf den amerikanischen Kontinenten wird bereits im 600-MHz-Band Mobilfunk betrieben. Eine Harmonisierung brächte in der Massenproduktion Kostenersparnisse, so die Ausrüster.
Fernsehen wird via DVB-T2 im Frequenzbereich zwischen 470 und 694 MHz übertragen. Angesichts der Forderungen des Mobilfunks stellt sich allerdings die Frage, wie lange noch.
WDR/Ludolf Dahmen
Noch kann sich der Rundfunk sicher sein, dass ihm in Europa die Frequenzen unterhalb von 700 MHz bis 2030 zur Verfügung stehen. Doch auf der Weltfunkkonferenz 2023 soll die Nutzung des Frequenzbereichs zwischen 470 und 694 MHz unter die Lupe genommen werden. Bereits auf der WRC-15 gab es Druck, dieses Spektrum für den Mobilfunk umzuwidmen – vornehmlich aus amerikanischen Ländern und solchen wie Finnland, Heimat des Netzausrüsters Nokia.
Nächste WRC Ende Oktober
Deshalb ist der Rundfunk auf der Hut, denn so etwas wie auf der WRC-15 will er nicht noch einmal erleben. Damals kam der Vorschlag zur co-primären Zuweisung des 700-MHz-Bandes erst kurz vor dem Ende der Konferenz auf den Tisch – zur Überraschung des Rundfunklagers. Bevor man sich versah, war er auch schon verabschiedet. Das soll sich auf keinen Fall wiederholen, wenn die Mitglieder der International Telecommunication Union (ITU) Ende Oktober zur WRC-19 zusammenkommen. Dann wird auch die Agenda für die darauf folgende WRC-23 aufgestellt. Aus Sicht des Rundfunks soll es bei der Zuweisung der Frequenzen unterhalb von 700 MHz so bleiben, wie es ist. Der Mobilfunk will hingegen auch für diesen Frequenzbereich eine co-primäre Zuweisung erreichen.
Das Forschungsprojekt 5G Today hatte im Mai im Rahmen eines Start-Events seinen offiziellen Betrieb aufgenommen. Die Sendesignale von 5G Broadcast sind anfangs aber nur von einem Prototyp zu empfangen.