Sendernetze

ANGA Com: Radio und TV über 5G ist noch Zukunftsmusik

Experten sind sich auf der Fach­messe ANGA Com in Köln darüber einig, dass Rund­funk über 5G in den nächsten Jahren kein Thema sein wird. Neben tech­nischen Hinder­nissen spricht noch ein weiterer Punkt gegen die Einfüh­rung.
Von der ANGA Com in Köln berichtet

Über 5G Broadcast wird auch auf der ANGA Com in Köln diskutiert Über 5G Broadcast wird auch auf der ANGA Com in Köln diskutiert
Foto: teltarif.de
Mit DAB+ und DVB-T2 erfolgen auch terres­trische Radio- und Fern­sehüber­tragungen mitt­lerweile digital. Dabei wird bereits über den nächsten Über­tragungs­stan­dard disku­tiert: Rund­funk über 5G. In Ober­bayern gibt es bereits ein Pilot­projekt, auf der Inter­national Broad­casting Conven­tion (IBC) im September vergan­genen Jahres wurde die Technik - noch auf Basis von LTE - vorge­führt.

Doch wie schnell werden wir als Verbrau­cher tatsäch­lich Radio und Fern­sehen über 5G empfangen? Um den neuen Mobil­funk­stan­dard ist ein Mega-Hype entstanden. Poli­tiker erhoffen sich eine flächen­deckende Handy­netz-Abde­ckung, die wir in Deutsch­land über GSM, UMTS und LTE bis heute nicht haben. Dazu sollen über 5G sehr hohe Daten­über­tragungs­raten möglich sein - und der Stan­dard eignet sich schluss­endlich auch für die Rund­funk­über­tragung.

Über 5G Broadcast wird auch auf der ANGA Com in Köln diskutiert Über 5G Broadcast wird auch auf der ANGA Com in Köln diskutiert
Foto: teltarif.de
Ein Mitar­beiter eines deut­schen Mobil­funk-Netz­betrei­bers dämpfte in einem Gespräch am Rande der Fach­messe ANGA Com in Köln die Erwar­tungen. Natür­lich sei jedem Tech­niker klar, dass gerade auf den zur Verstei­gerung aufge­rufenen sehr hohen Frequenzen gar keine Flächen­deckung möglich ist. Dazu müssen auch die nied­rigen Frequenz­bereiche wie 700 oder 800 MHz einge­setzt werden. Auf den nied­rigen Frequenzen ist wiederum keine so hohe Band­breite möglich, weil die Netz­betreiber nur recht wenig Spek­trum zur Verfü­gung haben.

Rund­funk über 5G frühes­tens in einigen Jahren spruch­reif

Was den Rund­funk über 5G angeht, so rechnet man in Netz­betreiber-Kreisen damit, dass das lang­fristig durchaus ein Thema wird. So schnell, wie von einigen Markt­teil­nehmern erhofft, werde es aller­dings kaum gehen. Auch über UMTS und LTE seien Multi­cast-Dienst tech­nisch machbar. Das haben beispiels­weise Voda­fone und Ericsson schon vor rund fünf Jahren auf Messen und in Fußball­stadien gezeigt. Gestartet sind Rund­funk­dienste im Mobil­funk­netz bis heute aber nicht.

Showcase auf einem Android-Smartphone auf der IBC 2018 in Amsterdam Showcase auf einem Android-Smartphone auf der IBC 2018 in Amsterdam
Foto: teltarif.de
"Die Mobil­funk-Netz­betreiber sehen kein Geschäfts­modell oder haben andere Schwer­punkte", so ein Experte auf der ANGA Com in Köln. Die Rund­funk­anstalten haben wiederum derzeit noch gar kein Frequenz­spek­trum, um zusätz­lich zu den etablierten Stan­dards wie DAB+, DVB-T2 HD und auch UKW auch noch 5G-Netze aufzu­bauen.

Es gebe aber zusätz­lich das Problem der Finan­zierung eigener 5G-Broad­cast-Netze. Die Rund­funk­anstalten mussten bereits auf ihre reich­weiten­starken Lang- und Mittel­wellen­sender verzichten, um von der Kommis­sion zur Ermitt­lung des Finanz­bedarfs der Rund­funk­anstalten (KEF) die Zustim­mung zum Auf- und Ausbau der DAB+-Infra­struktur zu erhalten. Da sei es kaum darstellbar, dass ARD, ZDF und Deutsch­land­radio die Bewil­ligung erhalten, um mögli­cher­weise schon in wenigen Jahren erneut komplett neue Netze aufzu­bauen.

Wie bereits berichtet, sehen auch Medi­enbe­rater den 5G-Stan­dard nicht als Alter­native für die Radio­verbrei­tung an.

Mehr zum Thema 5G