Europäische Cloud: Altmaier präsentiert Pläne für "Gaia X"
Gaia X: Europäische Rechenzentren sollen zu einer Cloud verbunden werden.
Bild: picture alliance / Ralf Hirschberger/dpa
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will am
Dienstag seine Pläne für eine europäische Cloud-Lösung präsentieren.
Wie die FAZ berichtet, sollen sich Cloud-Anbieter, insbesondere kleinere, über ein offenes Netzwerk miteinander verknüpfen und so eine europäische "Datenwolke" bilden. Damit soll eine "leistungs- und wettbewerbsfähige, sichere und
vertrauenswürdige Dateninfrastruktur für Europa" geschaffen werden,
heißt es in einem gemeinsamen Papier des Wirtschaftsministeriums und
der beteiligten Akteure, das der dpa in Auszügen vorliegt.
An dem Projekt sind Anwender und Anbieter aus der öffentlichen Verwaltung, dem Gesundheitswesen, Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen beteiligt.
Nach Angaben des Ministeriums will Altmaier das Projekt unter dem Namen "Gaia X" auf dem Digitalgipfel in Dortmund vorstellen. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.
Offen auch für Marktteilnehmer außerhalb Europas
Gaia X: Europäische Rechenzentren sollen zu einer Cloud verbunden werden.
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Altmaiers Behörde habe "in den vergangenen Wochen gemeinsam mit
zahlreichen Akteuren aus der Wirtschaft die ersten Schritte hin zu
einer vernetzten Dateninfrastruktur für Deutschland und Europa
erarbeitet", hieß es aus dem Ministerium. In dem Papier wird eine
vernetzte Dateninfrastruktur als "Wiege eines vitalen, europäischen
Ökosystems" bezeichnet. "Daten werden der bedeutendste Rohstoff der
Zukunft", so das Ministerium. "Deutschland und Europa benötigen
deshalb eine Dateninfrastruktur, die unsere Datensouveränität
gewährleistet und es ermöglicht, dass Daten breiter als derzeit und
sicher zur Verfügung stehen."
Dass die bisherigen Cloud-Marktführer Amazon Web Services und Microsoft aus den USA als Partner mit einsteigen, ist nicht unwahrscheinlich: Das Netz soll auch "Marktteilnehmern außerhalb Europas" offen stehen, sofern sie "unsere Ziele der Datensouveränität und Datenverfügbarkeit" teilen.
Positives Echo bei den Parteien
Die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für eine europäische Cloud-Lösung haben parteiübergreifend ein positives Echo ausgelöst. „Prinzipiell halte ich es für richtig, zur Wahrung der digitalen Souveränität auch industriepolitisch aktiv zu werden“, sagte der digitalpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Jens Zimmermann, dem Handelsblatt. Damit das Projekt des Ministers mit dem Namen „Gaia X“ am Ende zum Erfolg führt, brauche es aber noch mehr europäische Unterstützung. Hier müsse Altmaier dringend weitere Partner mobilisieren.
Der Grünen-Digitalpolitiker Dieter Janecek sprach von einem überfälligen Vorstoß. „Der deutsche und europäische Weg darf aber nicht sein, eigene monopolartige Tech-Giganten großzuziehen“, sagte er dem Handelsblatt. Der Fokus müsse auf der Stärkung einer vielfältigen und innovative n IT-Landschaft liegen, indem Unternehmen durch rechtssichere Kooperationsformen auch befähigt würden, alternative Angebote zu marktbeherrschenden Anwendungen und Akteuren zu entwickeln.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) lobte das Engagement der deutschen Wirtschaft beim Aufbau von "Gaia X". Damit zeigten die deutschen und europäischen Unternehmen, dass sie bereit seien, "im digitalen Zeitalter weiter vorne dabei sein wollen, ohne in Abhängigkeit von Großunternehmen oder Staaten zu geraten", sagte sie dem "Handelsblatt". Die CDU-Ministerin bezeichnete "Gaia X" als eines der wichtigsten Digital-Projekte, um die Spitzenposition der deutschen und europäischen Wirtschaft international zu verteidigen.
Start Ende 2020
Im nächsten Schritt geht es laut Ministerium darum, das Projekt in eine geeignete Rechtsform zu überführen. Diese Organisation werde sich um eine Referenzarchitektur, technische Anforderungen und ein Regelwerk kümmern. "Sie wird der Kern des europäischen Ökosystems sein. Wir streben eine Gründung der Organisation im ersten Halbjahr 2020 an." Erste Anwendungen soll es Ende 2020 geben.
Die Bundesregierung ist mit ihrem Projekt einer europäischen Cloud nicht alleine. Auch Unternehmen wie Microsoft unterwerfen sich mit ihren Cloud-Diensten den europäischen Datenschutzgesetzen. Allerdings hat der Konzern zuletzt ein bisschen zu viel des Guten getan. Verschiedene Restriktionen haben die Kunden abgeschreckt, weswegen die Amerikaner vor kurzem das Angebot ihrer rein deutschen Cloud-Lösung neu gestalten mussten. teltarif.de berichtete