Schneller

Internetanschlüsse sollen schneller werden - aber wie?

Wie kommt das schnelle Internet zum Kunden? Ausrüster und Anbieter haben verschiedene Ansätze, die alle nicht ohne eine Glasfaserleitung auskommen.
Von Thorsten Neuhetzki

Schnelles Internet für alle - aber wie? Schnelles Internet für alle - aber wie?
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In einem sind sich alle Beteiligten einig: Das Internet ist das Kommunikationsmittel der Zukunft. Nicht nur für Videostreaming, sondern auch für andere hochbitratige Anwendungen wird es erforderlich sein, die Netze weiter aufzurüsten. Die Frage, die sich die Branche jedoch stellt, ist die des Königswegs. Aktuell werden die meisten Breitbandverbindungen in Deutschland über Koaxialnetze (Kabel-TV) und VDSL und selten auch über echte Glasfaserleitungen geschaltet. Doch es werden weitere Technologien kommen, die heute noch nicht im aktiven Einsatz sind - es geht vor allem um die Nachfolge-Technologien von VDSL Vectoring, um das es aktuell bekanntlich große Diskussionen gibt.

Der Buglas (Bundesverband Glasfaseranschluss) hat dazu auf einer internen Veranstaltung mehrere Experten aus verschiedenen Bereichen um ihre Statements und Zukunftsvisionen gebeten. So geht beispielsweise Mathias Leibiger, Leiter der Gruppe Access- und In-house-Networks sowie des Testlabors am Fraunhofer-Institut für Eingebettete Systeme und Kommunikationstechnik ESK, davon aus, dass es künftig ein Nebeneinander von VDSL Vectoring sowie mit G.fast verstärktem FTTB-Zugang geben wird. Der Unterschied: Bei FTTB wird das Glasfaserkabel bis ins Haus gelegt und dann über die Kupferleitung in die Wohnung geführt. G.fast erhöht die möglichen Datenraten deutlich. Beim klassischen VDSL Vectoring endet die Glasfaserleitung schon im Kabelverzweiger auf dem Bürgersteig, dadurch sind die Datenraten für den Kunden geringer. Wichtig sei bei einer solchen Koexistenz jedoch die Koordinierung der Frequenzen auf dem Kupfernetz im Haus.

Alcatel Lucent und Huawei mit neuen Entwicklungen

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Dr. Thomas Plückebaum vom Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (Wik) erinnerte an den vom Wik prognostizierte Bandbreitenbedarf im Jahr 2025. Demnach werden in zehn Jahren von etwa 43 Prozent der Bevölkerung nahezu symmetrische Bandbreiten deutlich jenseits der 200 MBit/s nachgefragt. VDSL-Netze seien dazu ungeeignet - selbst mit Vectoring. Plückebaum plädierte dafür, bereits heute überall dort wo irgend möglich zukunftssichere Glasfaser Punkt zu Punkt-Verbindungen aufzubauen, deren Leistungspotenzial im Bereich Terabit pro Sekunde liege. Er untermauerte damit die Ansicht der meisten Wettbewerber und Wettbewerbsverbände.

Alcatel-Lucent sieht Vplus (Super-Vectoring) als die Lösung zum Lückenschluss zwischen VDSL Vectoring und G.fast an. Auf sehr kurze Entfernung (bis etwa 250 Meter) könne Vplus die Download-Bandbreite verdoppeln und die Upload-Bandbreite veranderthalbfachen. G.fast entfalte auf noch kürzeren Rest-Kupferlängen seine Wirkung, was mit den Vorstellungen von Mathias Leibiger übereinstimmt.

Huawei wiederum hat eine Entwicklung in petto, die mit Supervectoring (VDSL 2 Annex Q) über Entfernungen von 350 Meter noch Bandbreiten über 200 MBit/s im Download und rund 60 MBit/s im Upload realisieren lassen. G.fast wird von Huawei in Deutschland ebenfalls vor allem für den Einsatz in FTTB-Netzen zur Weiterverwendung der vorhandenen kupferbasierten In-house-Verkabelung für kommenden höchstbitratigen Anwendungen angesehen und steht in den Startlöchern für den Rollout, der in der Schweiz bereits angelaufen ist.

Netzbetreiber setzen auf Technologie-Mix

Zu den größten Mitgliedern des Buglas zählen die beiden Alternativ-Anbieter NetCologne und M-Net, die in ihren Regionen beträchtliche Marktanteile haben.

NetCologne verfolgt eine Multi-Access-Strategie, bei der je nach Ausbaustand und lokalen Gegebenheiten eigene Infrastrukturen wie FTTB, VDSL und Breitbandkabelnetze oder angemietete Teilnehmeranschlussleitungen zum Einsatz kommen. 34 500 Gebäude seien schon mit Glasfaserleitungen erschlossen, in den angeschlossenen 250 000 Haushalten will NetCologne ebenfalls G.fast einsetzen. Zwar erwarte man sich dadurch eine erhebliche Steigerung der verfügbaren Bandbreiten, allerdings würden diese allerdings nicht so hoch ausfallen wie theoretisch möglich. Ein Grund dafür bestehe darin, dass der Frequenzbereich oberhalb von 2,2 MHz beispielsweise auch durch Vectoring beansprucht werde und es somit zu gegenseitigen Störungen kommen kann. Die Forderung des Anbieters: Derjenige Anbieter, der eine Glasfaserleitung bis ins Gebäude gelegt hat, sollte die Priorität für diese Frequenzbereiche erhalten.

Auch M-net unterstützt die Forderung von NetCologne, dass FTTB-Anbieter die G.fast-Technologie über das gesamte dafür vorgesehene Frequenzspektrum nutzen dürfen. M-net begründet dies damit, weil die FTTB-Technologie bereits heute die höchsten Datenraten liefert.

Breko befürchtet neuen Zugangspunkt der Telekom für G.fast

Beim Wettbewerbsverband Breko (Bundesverband Breitbandkommunikation), dessen Mitglieder ebenfalls - je nach Unternehmen - auf DSL, VDSL, VDSL Vectoring, Glasfaser bis zum Haus oder bis in die Wohnung setzen, befürchtet man indes schon seit längerem einen Regulierungsantrag der Telekom für G.fast. Dieser sähe nach Vorstellung des Unternehmens jedoch anders aus als der Plan der Glasfaseranbieter.

Beim Breko wird befürchtet, dass die Telekom einen neuen Zugangspunkt definieren könnte, der sich zwischen Kabelverzweiger und Gebäude befinden könnte, etwa in den Kabelschächten unter dem Bürgersteig. Zu diesem Distributionpoint (dann als FTTDP, Fiber to the Distributionpoint, bezeichnet) könnte die Telekom dann versuchen, einen exklusiven Zugang zu bekommen. Dieser FTTDP-Ansatz entspräche in etwa dem Alcatel-Lucent-Ansatz zu Supervectoring. Supervectoring will die Telekom einsetzen, wie Telekom-Chef Tim Höttges erst kürzlich in Magdeburg sagte.

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