Vier-drei-vier?

Sprint und T-Mobile US wollen sich mehr Zeit nehmen

Der Dauer­brenner, die Fusion von T-Mobile US und Sprint, zieht sich weiter in die Länge. Welche Vorteile hat eine Fusion, wenn am Ende doch wieder vier Netze übrig bleiben sollen?
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Die geplante Fusion von Sprint und T-Mobile US bleibt weiter ein Dauerbrenner. Die geplante Fusion von Sprint und T-Mobile US bleibt weiter ein Dauerbrenner.
Foto: Picture Alliance / dpa
Der geplante Fusions-Deal zwischen den ameri­kani­schen Mobil­funk­anbie­tern T-Mobile US und Sprint scheint sich weiter hinzu­ziehen. Wie das ameri­kani­sche Wall Street Journal berichtet, wollen sich beide Unter­nehmen für den Abschluss des Deals mehr Zeit nehmen.

Bekannt­lich planen die US-Mobil­funk­tochter der Deut­schen Telekom T-Mobile US und die vom japa­nischen Soft­bank-Konzern kontrol­lierte Sprint eine Fusion. Die dazu gehö­rende Verein­barung soll über den 29. Juli hinaus verlän­gert werden, war aus Börsen­kreisen zu hören. Bereits vor über einem Jahr hatten T-Mobile US und Sprint erklärt, zusam­menzu­gehen zu wollen. Zwischen­durch wurde die Fusion abge­sagt, um dann später wieder­belebt zu werden. Ameri­kani­sche Aktien von T-Mobile verloren bis zu gut zwei Prozent, Anteile von Sprint mehr als drei Prozent.

Eine entschei­dende Rolle könnte der US-Satel­liten-TV-Anbieter Dish [Link entfernt] spielen, mit dem derzeit wohl Gespräche laufen. Wie zu hören war, will das US-Justiz­minis­terium unter anderem mit einem Verkauf der Sprint-Prepaid-Tochter Boost an Dish den Preis­wett­bewerb im Falle einer Fusion sicher­stellen.

Aus Vier mach Drei und doch wieder Vier?

Die geplante Fusion von Sprint und T-Mobile US bleibt weiter ein Dauerbrenner. Die geplante Fusion von Sprint und T-Mobile US bleibt weiter ein Dauerbrenner.
Foto: Picture Alliance / dpa
Mit der Über­nahme von Sprint durch T-Mobile US würde sich ansonsten die Zahl der größeren landes­weit arbei­tenden Mobil­funk­netz­betreiber in den USA von vier auf drei redu­zieren. Die drei verblie­benen Anbieter, so hatte es die Telekom immer argu­mentiert, hätten aber mehr Kraft, den teuren und aufwen­digen 5G-Netz­aufbau, beispiels­weise in der ameri­kani­schen Provinz, zu stemmen. Ameri­kani­sche Gewerk­schaften und viele Bundes­staaten fürchten dadurch ein Erlahmen des Preis­wett­bewerbs und Nach­teile für Verbrau­cher. Die Tele­komauf­sichts­behörde FCC hatte für die Fusion bereits grünes Licht signa­lisiert.

Welche Rolle spielt Dish?

Der Chef des Anbie­ters von Dish und Groß­aktionär Charlie Ergen gilt jedoch als harter Verhandler, laut der Zeitung will der Milli­ardär bestimmte Beschrän­kungen für die über­nommenen Firmen­teile nicht hinnehmen. Auch die Telekom scheint, wie schon berichtet, über Dish nicht glück­lich zu sein.

T-Mobile US würde Sprint im Tausch für Aktien im Wert von mehreren dutzend Milli­arden Dollar über­nehmen. Das Vorhaben war in den vergan­genen Jahren schon mehr­fach an Wett­bewerbs­bedenken geschei­tert.

Macht die Fusion noch Sinn?

Wenn am Ende ein neuer vierter Anbieter entstünde, stellt sich die Frage, ob die gesamte Fusion dann über­haupt noch den Sinn macht, den sich Telekom und Soft­bank erhoffen. Das Netz von Sprint gilt in der Szene als "völlig veraltet" und würde nach der Fusion wohl kurz­fristig abge­schaltet, die Bestands­kunden würden in das moder­nere Netz der T-Mobile über­nommen und müssten sich neue (vermut­lich stark subven­tionierte) Handys kaufen, um weiter tele­fonieren zu können.

T-Mobile US hatte sich bereits gegen eine Klage gewehrt, womit versucht wurde, den Zusam­menschluss mit Sprint zu verhin­dern. Die Kritik der Justiz­behörden sei unbe­gründet, argu­mentiert der Mobil­funker und könnte den Verbrau­chern erheb­liche Vorteile für ein besseres Netz vorent­halten. Die Beschwerde verschie­dener Bundes­staaten würde „Tatsa­chen und Gesetze falsch verstehen“. Man solle einfach begreifen, dass der Wett­bewerb zwischen T-Mobile und Sprint allein in der 5G-Welt schon schwierig sei. Im vergan­genen Monat hatten Justiz­beamte aus 13 Bundes­staaten die Fusion gericht­lich ange­fochten und argu­mentiert, dass der Handel dem Wett­bewerb schaden und die Kosten für die Verbrau­cher erhöhen könnte.

T-Mobile hielt entgegen, die Kläger igno­rierten den Einfluss anderer Akteure auf dem Markt, beispiels­weise die zahl­reichen Anbieter (MVNO, in etwa Service-Provider), "als wären sie für den Wett­bewerb irrele­vant". Im Gegen­satz zu Deutsch­land, kann jeder Service-Provider mit jedem Netz Roaming-Abkommen abschließen. Damit können Kunden eines MVNO nicht nur im Netz von AT&T, sondern auch von T-Mobile US mobil tele­fonieren. Das Netz von Verizon verwendet wie Sprint eine andere inkom­patible Technik, nach dem EV-DO Stan­dard.

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