Mobilfunkausbau: Das Funklochproblem in der Altmark
Großes Leserinteresse fand unser Bericht über den Netzausbau der Telekom alleine im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Er belegt, dass es noch viel zu tun gibt. Solche Berichte lösen in anderen Regionen Fragen aus: "Und was ist bei uns?"
Ein teltarif.de-Leser wollte zum Beispiel wissen, wie es in der Altmark im Bördekreis (bei Magdeburg im Bundesland Sachsen-Anhalt) aussieht. Dort gebe es noch einige Versorgungslücken, schreibt der Leser. Wir haben bei der Telekom nachgefragt.
Altmark ist doppelt so groß wie das Saarland
Die Verbandsgemeinde Elbe-Heide liegt im Bördekreis in der Altmark und baut sich ihr eigenes schnelles Internet. Dadurch verzögert sich der Mobilfunkausbau
Bild: angern.net
"Die Altmark ist etwa doppelt so groß wie das Bundesland Saarland. Der Landkreis Börde ist etwa ebenso groß wie das Saarland. Den Großteil der Altmark- und Börde-Kommunen versorgen wir mit 4G", teilte man uns dazu mit. Bei der Telekom ist man sich aber bewusst, dass es hier noch Probleme gibt. "Zweifelsohne gibt es in der Altmark und in der Börde noch Lücken in der 4G-Versorgung, die wir sukzessive schließen. Dafür bauen wir bundesweit pro Jahr rund 2000 neue Mobilfunkstandorte auf", rechnete uns ein Telekom-Sprecher vor.
Keine Funklöcher gemeldet
Kurioserweise sehen die Bürgermeister oder Gemeindevertreter in der Altmark das Funklochproblem als nicht dramatisch an oder haben bislang noch nicht von der Telekom-Aktion Wir jagen Funklöcher [Link entfernt] gehört. "Nur zwei Kommunen aus der Altmark und keine einzige aus dem Landkreis Börde haben sich an der Aktion beteiligt." Auch wenn die Aktion offiziell längst abgeschlossen ist, sollten die Gemeindevertreter aktiv werden. Bedingung ist, dass die Gemeinde einen rechtssicheren Beschluss "Wir wollen einen Mobilfunksender" fasst und einen vermietbaren Standort (oder mehrere zur Auswahl) anbieten kann.
Lokale Eigenheiten
Im Landkreis Börde gibt es eine Besonderheit: So berichten Eingeweihte, dass in der Verbandsgemeinde Elbe-Heide, genauer im Ortsteil Angern [Link entfernt] , die örtliche Verwaltung den notwendigen Mobilfunkausbau "mindestens um ein Jahr zurückgeworfen" habe, weil sie die notwendigen Genehmigungen zum Ausbau nicht erteilt hätten.
Der Hintergrund ist kurios: Die dortigen Kommunen betreiben den örtlichen Festnetz-Ausbau in Eigenregie. Das bedeutet, dass die notwendigen Leitungen für die Mobilfunksendestationen dann auch über diesen kommunalen Eigenbetrieb gebucht und bezogen werden müssen, weil sich der Betrieb wohl die Hoheit über alle Leitungen und deren Wege gesichert hat. Etwa eine "Retourkutsche", weil die Telekom seinerzeit nicht selbst die Region ausbauen wollte?
Was kostet eine Leitung?
Zu welchen Konditionen dort passende Leitungen zu buchen wären, war nicht zu erfahren. Insider vermuten, dass der Telekom die Leitungspreise schlicht "zu teuer" sein könnten oder vielleicht die technisch notwendigen Anforderungen nicht erfüllt werden können.
Für solche Fälle gibt es eine "einfache" Lösung: Die Bundesnetzagentur als Schiedsrichter, deren Beschlusskammern erst einmal alle Beteiligten "beiladen", dann ausführlich darüber beraten, um dann irgendwann einen für alle Beteiligten verbindlichen und möglicherweise ungemütlichen Schiedsspruch zu fällen. Das braucht vor allen Dingen eines: Zeit.
Der Mobilfunkkunde im Funkloch wundert sich derweil, weil er solche Hintergründe normalerweise kaum erfährt. Echte Kooperation auf Gemeinde-Ebene geht anders.