Mehr Highspeed mit mehr Glasfaser
Deutsche-Glasfaser-CEO Uwe Nickl (links) und Vodafone-Deutschland-CEO Hannes Ametsreiter, hier mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel bei einem gemeinsamen Projekt aus dem Jahr 2017, haben in den vergangenen Wochen einige Glasfaserausbauten gestartet
Deutsche Glasfaser
Auf der Fachmesse Anga Com nannte Vodafone-Deutschland-CEO Hannes Ametsreiter sein Pendant von der Deutschen Glasfaser, Uwe Nickl, den ungekrönten Glasfaserkönig von Deutschland. Nickl und sein Team scheinen jedoch die Krönung anzustreben, denn ihr Netz wächst stetig weiter. In Feldbergen, Hoheneggelsen sowie im Lingener Stadtteil Schepsdorf hat die Deutsche Glasfaser über 40 Prozent der Haushalte von einem Vertragsabschluss überzeugt, sodass in den Kommunen FTTH-Netze gebaut werden. Die Planungsphase der Tiefbauarbeiten hat bereits begonnen.
Deutsche-Glasfaser-CEO Uwe Nickl (links) und Vodafone-Deutschland-CEO Hannes Ametsreiter, hier mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel bei einem gemeinsamen Projekt aus dem Jahr 2017, haben in den vergangenen Wochen einige Glasfaserausbauten gestartet
Deutsche Glasfaser
Im Kreis Büren will die Deutsche Glasfaser mit innogy TelNet kooperieren. Überlegt wird, im Sinne einer „Open Access“-Option die Dienste des einen im Netz des anderen TK-Unternehmens anzubieten. In Wewelsburg, Brenken und Weiberg würde sich die Deutsche Glasfaser mit ihren Tarifangeboten auf das Netz von innogy TelNet schalten. Umgekehrt wird diskutiert, ob sich innogy TelNet in den anderen sieben Ortschaften Bürens, in denen Deutsche Glasfaser das Netz ausbauen will, auch mit ihren Leistungsangeboten aufschaltet. Durch eine Einigung würde vermieden, dass beide Unternehmen ihre eigenen Netze parallel ausbauen.
Größtes Förderprojekt in Deutschland
War die Deutsche Glasfaser früher ausschließlich eigenwirtschaftlich unterwegs, baut sie inzwischen auch mit Fördermitteln aus. Das nächste Großprojekt wird der Kreis Warendorf im Münsterland sein. Hier hat der Borkener Netzbetreiber die Ausschreibung für das 160 Millionen Euro schwere Förderprojekt zum kreisweiten Aufbau eines Glasfasernetzes gewonnen. Es ist das bislang größte Glasfaser-Förderprojekt in Deutschland. Um schrittweise die Netzlücken im gesamten Kreisgebiet zu schließen, kommen 80 Millionen Euro vom Bund und 64 Millionen Euro vom Land NRW. Der Kreis Warendorf steuert 16 Millionen Euro bei.
Über 15 000 Haushalte werden dadurch einen FTTH-Anschluss bekommen. Bislang hat die Deutsche Glasfaser im Kreis Warendorf bereits 30 000 Haushalte eigenwirtschaftlich ausgebaut. Im kommenden Jahr soll mit dem Großprojekt begonnen werden. „In den kommenden Jahren wollen wir so Schritt für Schritt die Flecken angehen, wo bisher kein privatwirtschaftlicher Glasfaserausbau möglich war“, erklärt Peter Kamphuis, Geschäftsführer von Deutsche Glasfaser. Das betrifft Gebiete mit Haushalten, die einen Internetanschluss mit einer Geschwindigkeit von weniger als 30 MBit/s haben. Das Ausbauprojekt gliedert sich in die Teilprojekte Warendorf Nord und Süd und umfasst 13 Kommunen.
Ausbau-Offensive von Vodafone
Aber „Königsmacher“ Ametsreiter muss sich nicht vor der Deutschen Glasfaser verstecken. Über das Kabelnetz von Vodafone können bereits 10,9 Millionen Haushalte mit 1 GBit/s im Internet surfen. Seit Anfang des Monats sind über 190 000 Privathaushalte in Neustrelitz, Falkensee, Einbeck, Holzminden, Bad Neuenahr und Pirmasens hinzugekommen. Dafür rüstet Vodafone das Kabelnetz mit dem Übertragungsstandard Docsis 3.1 auf. Dort, wo die Vorgängerversion Docsis 3.0 im Einsatz ist, können die angeschlossenen Haushalte immerhin mit bis zu 400 MBit/s im World Wide Web surfen. Das sind noch einmal 11,8 Millionen Haushalte. Bis 2022 will Vodafone über 25 Millionen Haushalte mit Gigabit-Anschlüssen versorgen. Dafür setzt das Düsseldorfer Kommunikationsunternehmen auf einen Mix aus Kabel- und Glasfasernetzen.
Verkürzt die Bauzeit: Beim Nano-Trenching wird die Glasfaser direkt in die Fahrbahndecke verlegt.
Vodafone
Netze mit Glasfaser bis ans Gebäude (FTTB) nutzt Vodafone beim Ausbau von Gewerbegebieten. Hier hat das Unternehmen in den vergangenen Wochen in diversen Orten, darunter Augsburg, Würzburg, Schwäbisch Hall oder Bocholt, mit der Vorvermarktung begonnen. Vodafone strebt eine Abschlussquote von 30 Prozent unter den erreichbaren Unternehmen an. Bei einer ausreichend großen Nachfrage soll der Ausbau der FTTB-Netze noch in diesem Jahr beginnen. Wahlweise stehen Internetanschlüsse mit symmetrischen Bandbreiten zwischen 500 MBit/s und 1 GBit/s zur Verfügung. Insgesamt könnten über 2500 Unternehmen von diesen Ausbauprojekten profitieren. Die Vermarktung vor Ort nehmen lokale Partnerunternehmen von Vodafone vor. Auch in Burgdorf schließt Vodafone 100 Unternehmen in fünf Gewerbegebieten mit Glasfaser an. Dabei kommt das Nano-Trenching-Verfahren zum Einsatz, bei dem die Glasfaser direkt in die Fahrbahndecke verlegt wird. Das verkürzt die Bauzeit und reduziert die damit verbundenen Kosten.
M-net schließt Schulen an
Natürlich bauen auch andere Telekommunikationsunternehmen ihre Netze weiter aus. So etwa M-net, die TK-Tochter der Stadtwerke München. In Sonthofen erhalten sieben allgemeinbildende Schulen bis Ende 2020 einen Glasfaseranschluss: die Grundschule Rieden mit der Außenstelle in Altstädten, die staatliche Fachoberschule, das Gymnasium Sonthofen, die Mittel- und Realschule sowie die Grundschule an der Berghofer Straße. Dafür kooperiert M-net mit den Allgäuer Kraftwerken (AKW). Jeder Anschluss wird mit 50 000 Euro gefördert. AKW ist für den Tiefbau zuständig und wird bis zum Herbst 2020 2,5 Kilometer Glasfaserkabel verlegen. Anschließend übernimmt M-net die Installation der aktiven technischen Komponenten und schließt die Schulen an.
M-net Regionalmanagerin Melanie Hundt (v. l.), Sonthofener Bürgermeister Christian Wilhelm (v. r.), Michael Vollkomm von den Allgäuer Überlandwerken (h. l.), AKW-Prokurist Karlheinz Loitz (h. m.) und der Sonthofener Breitbandpate Andreas Maier (h. r.) unterzeichnen die Verträge für die Glasfaseranschlüsse der sieben Schulen
M-net
Und auch die Telekom erhöht in ihrem Kupferdrahtnetz die Surf-Geschwindigkeit. Anfang Oktober 2019 steigerten die Bonner für 734 000 Haushalte das Tempo auf bis zu 250 MBit/s. Möglich macht dies die Super-Vectoring-Technologie. Nach Angaben der Telekom profitieren davon bereits fast 25 Millionen Haushalte. Über konkrete Ausbauprojekte informiert die Telekom im eigenen Unternehmensblog. Ab und zu taucht dort auch ein FTTB/H-Projekt auf.