Tag 15

Frequenzauktion: Telefónica-Rückzug spielt Telekom den Ball zu

Hat Telefónica die Wende herbeigeführt? Die Münchner zogen Gebote auf drei Frequenz-Blöcke zurück. Steht die Auktion nach ihrem teuersten Tag vor dem Schlusspunkt? Die Analyse des Bietverhaltens zeigt: Jetzt hat es die Telekom in der Hand.
Von Hans-Georg Kluge

Am Abend zeigt sich: Jetzt ist die Telekom bei der Frequenzauktion am Zug. Am Abend zeigt sich: Jetzt ist die Telekom bei der Frequenzauktion am Zug.
Bild: dpa
Die Netzbetreiber bereiten offensichtlich das Ende der Frequenzauktion vor: Der Tag begann spektakulär, denn Vodafone ließ die Muskeln spielen und eroberte sich am Vormittag in zwei Runden sämtliche Frequenzpakete im 700er-Bereich und trieb so im Alleingang die Preise weiter kräftig nach oben.

Die gestern und heute gerittene Attacke bei den 700er-Frequenzen könnte eine späte Nachwirkung haben, denn Telefónica wagte am frühen Nachmittag den Ausbruch aus der Preisspirale.

Spektakuläre Wende: Telefónica zieht Gebote zurück

Am Abend zeigt sich: Jetzt ist die Telekom bei der Frequenzauktion am Zug. Am Abend zeigt sich: Jetzt ist die Telekom bei der Frequenzauktion am Zug.
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In einem erstaunlichen Schritt zog Telefónica heute in Runde 173 Gebote für drei Frequenz-Blöcke zurück. Dabei verzichtete Telefónica auf zwei 900er- und einen 1800er-Block. Wären diese frei geblieben, so wäre Telefónica auf Zahlungsverpflichtungen von rund 639 Millionen sitzen geblieben. Wenig überraschend stürzten sich aber in der folgenden Runde Vodafone und Telekom auf das frei gewordene Spektrum.

Seither gibt es in den drei Frequenzbereichen um 700, 900 und 1800 MHz keine neuen Höchstgebote. Lediglich im 1500er-Spektrum versuchte die Telekom daraufhin, wieder sechs Blöcke zu sichern.

Friedensangebot aus München?

Doch was bewog Telefónica zu diesem Schritt? Es könnte sich um eine Art Friedensangebot handeln. Nachdem die Preise stark gestiegen waren, wäre vorstellbar, dass die Münchner das Wettbieten nicht ausufern lassen wollten - um dies zu erreichen musste jedoch (mindestens) ein Bieter seine Ziele reduzieren.

Das wäre dann Telefónica gewesen. Es war im Verlauf der Auktion zu sehen, dass das Ziel war, drei Blöcke im 1800er-Bereich zu erobern - nach dem Rückzug wären es deren zwei.

Spekulativ wäre folgende zweite, verschärfte Interpretation des Bietverhaltens: Telefónica könnte an ein finanzielles Limit gestoßen sein, das unter anderem aufgrund des starken Preisanstiegs bei den 700er-Frequenzen erreicht wurde. Um nicht unter die Räder zu kommen, hätte Telefónica daher die Notbremse gezogen - in der Hoffnung, genügend Platz für alle drei Netzbetreiber zu schaffen.

Zumindest in der zweiten Variante hätte dann Vodafones Preisangriff über die 700er-Frequenzen am Ende zum gewünschten Ergebnis geführt, denn die hohen Gebote hätten dann tatsächlich einen Konkurrenten aus der Auktion gedrückt.

Letzte Runde des Tages: Kompromissangebot von Vodafone?

Nachdem Telefónica in den Bereichen 900 und 1800 MHz den Druck herausgenommen hatte, versuchte die Telekom erneut, sechs Frequenzblöcke im 1500er-Spektrum zu erobern. Vodafone reagierte am Tagesende mit einer Art Kompromissangebot: Zum Tagesschluss legte Vodafone hier bei drei Blöcken ein Höchstgebot vor, während die Telekom fünf Blöcke hielt.

Die spannende Frage für Tag 16 der Auktion lautet: Wird die Telekom auf dieses Angebot eingehen? Wenn ja, dann könnten das Wettbieten und die Versteigerung schon am Freitag Vormittag beendet sein. Kurz gesagt: Vodafone und Telefónica haben den Ball ins Feld der Telekom gespielt - und die muss nun entscheiden, was sie damit anfangen möchte. Gut zwölf Stunden hat sie dafür Bedenkzeit.

Vorläufiger Stand der Frequenzverteilung

Nach Abschluss der letzten Runde für den Donnerstag lag die Summe der Mindestgebote bei rund 5,077 Milliarden Euro. Der heutige fünfzehnte Tag ist der Tag mit dem größten Sprung - mehr als 500 Millionen Euro legten die Bieter zusätzlich auf den Tisch. Lediglich der erste Tag war wegen der Mindestgebote noch teurer - da ging es von Null auf 1,5 Milliarden Euro.

Im 700er-Spektrum besitzen aktuell alle drei Bieter je zwei Pakete. Im 900er-Bereich kommen Vodafone und Telefónica auf je zwei Frequenz-Paare, die Telekom hält deren drei. Die Verteilung der Frequenz-Blöcke für die 1800er-Blöcke sieht am Ende der Runde 177 so aus: Die Telekom hält drei Höchstgebote, Vodafone fünf (inklusive DECT-Schutzabstand) und Telefónica begnügt sich mit zweien.

Die ungepaarten Frequenzblöcke im Spektrum um 1500 MHz teilen sich Vodafone und Telekom auf - drei für Düsseldorf, fünf für Bonn.

Hintergrund-Informationen in weiteren Texten

Im Rahmen der Mobilfunk-Frequenzauktion haben wir auch zahlreiche Hintergrund­informationen für Sie zusammengestellt. Lesen Sie unter anderem, warum die 700-MHz-Frequenzen für die Netzbetreiber problematisch sind, welche der Frequenzen sich künftig für welche Zwecke nutzen lassen und die wichtigsten Fakten zur Auktion im Überblick. Außerdem erfahren Sie, warum jeder Netzbetreiber Deutschland künftig zu 98 Prozent versorgen muss und warum die 1800-MHz-Frequenzen so teuer werden.

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