5G-Auktion überspringt Marke von vier Milliarden Euro
Die Auktion von 5G-Mobilfunkfrequenzen in Deutschland wird wie erwartet zum lukrativen Geschäft für den Staat. Die Höchstgebote der Telekommunikationsunternehmen summierten sich heute auf etwas mehr als vier Milliarden Euro, wie aus der Webseite der Bundesnetzagentur hervorging. Die Versteigerung hatte vor knapp drei Wochen am Mainzer Technik-Standort der Behörde begonnen. Teilnehmer sind die drei bisherigen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (o2) sowie der Neueinsteiger 1&1 Drillisch.
Externe Fachleute waren vor Auktionsbeginn von Einnahmen zwischen drei und fünf Milliarden Euro ausgegangen. Ein Ende der laufenden Versteigerung ist noch nicht absehbar. Bei der letzten großen Frequenzauktion 2015 waren es rund 5 Milliarden Euro. Der Bund will das Geld in die Digitalisierung stecken, etwa in den Glasfaserausbau auf dem Land.
Die Ausbauauflagen für die Netzbetreiber gelten als besonders streng. Bis Ende 2022 sollen 98 Prozent der Haushalte sowie Autobahnen und andere Strecken mit schnellem mobilen Internet versorgt werden.
5G-Auktion in Mainz: Bieterschlacht tobt weiter
Canisiusstrasse 21 in Mainz Gonsenheim. Die Türen bleiben geschlossen, die Bieterschlacht scheint heftig entbrannt.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" war sich sicher, in wenigen Runden ist die Auktion in Mainz vorbei, da tut sich nichts mehr. Das war bei Runde 117. Doch mit dieser Analyse lagen die Düsseldorfer Experten gründlich daneben, denn plötzlich kam wieder Bewegung in die Geschichte.
Runde 132 - vor dem Sturm
Canisiusstrasse 21 in Mainz Gonsenheim. Die Türen bleiben geschlossen, die Bieterschlacht scheint heftig entbrannt.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
In Runde 132 ging es noch eher ruhiger zu: Auf 2,1 GHz erzielten Telekom und Telefónica je zwei Blöcke und Vodafone und Drillisch je vier Blöcke. Auf 3,6 GHz waren es für Telekom und Vodafone je 7 Blöcke, für Telefónica sechs und Drillisch zwei. Sieben Gebote waren zurückgenommen worden, im Wert von 376 Millionen Euro. Ohne die Zurücknahmen hätte man vielleicht noch leben könne, doch dann kam die Runde 133 und ließ die Auktionsräume erzittern.
Runde 133 - das Inferno
In der Runde 133 stieg die Endsumme auf 3,279 Milliarden, davon alleine 100,155 Millionen für zurückgenommene Gebote. Für 2,1 GHz setzte die Telekom mit 8 Blöcken ein deutliches Signal. Vodafone bekam noch zwei Blöcke, Telefónica wäre komplett leer ausgegangen und Drillisch hätte auch nur zwei bekommen. Die 2,1-GHz-Frequenzen sind aktuell mit UMTS belegt und frequenztechnisch noch "gerade so" zu gebrauchen.
Noch drastischer wäre es auf 3,6 GHz geworden, wo die Deutsche Telekom 12 (zwölf) Blocks für sich gewann, Vodafone "nur" acht, Telefónica wieder gar keinen und Drillisch sechs. Drei Gebote waren da schon zurückgegeben worden.
Runde 134 - ruhiger
Doch Runde 134 sorgte wieder für etwas Entspannung: Auf 2,1 GHz für die Telekom fünf, Vodafone und Telefónica je zwei und 1&1 Drillisch hätten drei Blöcke bekommen.
Auf 3,6 GHz verbuchte die Telekom "nur noch" acht Blöcke, Vodafone und Telefónica je sieben und Drillich sechs, einer wurde zurückgegeben.
Runde 140 - entspannter
Bei Runde 140 wurde es noch ausgewogener auf 2,1 GHz: Telekom vier, Vodafone und Drillisch je drei und Telefónica nur zwei Blöcke.
Auf 3,6 GHz hätte die Telekom "nur" sechs Blöcke, Vodafone und Telefónica je sieben und Drillisch sogar neun Blöcke bekommen.
Rund 141 - ins Wochenende?
Runde 141 drehte zwischen Telekom (3) und Vodafone (4) auf 2,1 GHz, Telefónica und Drillisch blieben unverändert. Auf 3,6 GHz hätte Telekom wieder acht Blöcke, Vodafone nur noch sechs, Telefónica dafür jetzt wieder sieben und Drillisch acht Blöcke bekommen.
Die Telekom hätte dann 489,3 Millionen auf 2,1 GHz und 463,5 Millionen Euro auf 3,6 GHz zu zahlen und bekäme drei ab 2021 nutzbaren Frequenzen auf 2,1 GHz. Vodafone bekäme drei Blocks zur sofortigen Nutzbarkeit, einen ab 2026 für 489,3 Millionen und acht Blocks bei 3,6 GHz für 463,5 Millionen Euro. Telefónica hätte dann 289 Millionen auf 2,1 GHz und 483,2 Millionen Euro auf 3,6 GHz zu zahlen und bekäme je einen Block für die ab 2021 oder 2026 nutzbaren Frequenzen auf 2,1 GHz. Drillisch könnte einen 2,1-GHz-Block sofort (also 2021) nutzen und zwei dann fünf Jahre später, macht zusammen 422 Millionen, für die acht Blocks auf 3,6 GHz wären 703,6 Millionen zu zahlen. Für Finanzminister Scholz kämen dabei 3,7 Milliarden Euro in die Kasse, umgerechnet auf Sendestationen wären das bei einem Stückpreis von 212 000 Euro immerhin 17 542 Stationen, die man dafür schon hätte aufbauen können.
Würde das Geld ohne Lizenzkosten für Netzausbau verwendet?
Zwar werfen Kritiker ein, dass gar nicht sicher wäre, ob die Netzbetreiber im Falle eines Beauty-Contests (z.B. mit einer quasi "kostenlosen" Lizenz) diese Summen wirklich in den Netzausbau gesteckt hätten. Das hätte man mit drakonischen Strafandrohungen durchaus erreichen können - wenn man gewollt hätte. Auch wird argumentiert, dass die Lizenzkosten in den Bilanzen gar nicht enthalten seien, und somit extra verrechnet würden. Das ist aber eine Milchmädchenrechnung. Das Geld muss irgendwo herkommen. Wie viel davon als Fördermittel vom Staat für den Festnetzausbau zurückfließen und wann und wohin, steht in sämtlichen Sternen.
Das ist der Stand um 17:30 Uhr am Freitag.
Wann ist Schluss?
Übrigens: Damit ist die Auktion wohl noch nicht zu Ende. Branchenkenner schätzen inzwischen die mögliche Endsumme inzwischen 6 bis 10 Milliarden, weil sie aufgrund des Ergebnisses der Runde 133 vermuten, dass die Telekom darauf aus sein könnte, einen von vier Spielern entweder ganz aus der Auktion zu kicken oder mit so wenig Spektrum davonkommen zu lassen, dass es sich für ihn entweder gar nicht mehr lohnt oder dieser keine Gefahr für das eigene Geschäftsmodell darstellt. Es gibt Marktbeobachter, die sogar nur Platz für ein oder zwei "echte" Netzbetreiber sehen.
Nach der Auktion werden alle drei oder vier potenziellen Netzbetreiber ohnehin miteinander reden müssen, wie sie die verblieben Funklöcher jetzt noch stopfen können oder wollen. Es bleibt spannend bis zum Schluss.