Freenet gegen Kauf von UPC-Schweiz
Darf sunrise-Chef Swantee die upc Schweiz kaufen? Sein Aktionär Freenet findet das viel zu teuer.
Foto: Sunrise, Logos: Sunrise/UPC, Montage: teltarif.de
Die kürzlich erfolgte Fusion von Vodafone und Unitymedia (einst Tochter von Liberty Global)
sorgte in Deutschland für intensive Diskussion, wurde aber am Ende von der EU-Kommission unter geringen Auflagen genehmigt.
Sunrise will UPC-Schweiz kaufen
Darf sunrise-Chef Swantee die upc Schweiz kaufen? Sein Aktionär Freenet findet das viel zu teuer.
Foto: Sunrise, Logos: Sunrise/UPC, Montage: teltarif.de
Nun gibt es Streit in der Schweiz. Die Gemengelage ist wie folgt: Der zweite Mobilfunkanbieter der Schweiz, die Sunrise AG, möchte gerne die Schweizer Außenstelle von Liberty Global und bisherige "Schwester" von Unitymedia, die
Schweizer UPC zum Preis von 6,3 Milliarden Schweizer Franken (etwa 5,8 Milliarden Euro) kaufen.
Das Unternehmen soll in die Sunrise integriert werden, ähnlich dem deutschem Mega-Deal von Vodafone. Mit UPC an Bord hätte die Sunrise auch
einen Fuß im Schweizer Festnetz- und TV-Markt über Koaxkabel oder Glasfaser.
Streit im Verwaltungsrat
Doch im Verwaltungsrat der Sunrise gibt darüber offenen Streit. Sunrise gehört nämlich zu 24,5 Prozent der deutschen Freenet AG (Mutter von Mobilcom-Debitel, Klarmobil, MediaBroadcast und anderen) und die war schon in Deutschland von der Unitymedia-Fusion nicht sonderlich begeistert. Da wäre es "unglaubwürdig", wenn man eine ähnliche Konstellation in der Schweiz einfach "durchwinken" würde. Aber es gibt auch finanztechnisch gut begründbare Kritik an dem geplanten Deal.
Freenet wird dagegen stimmen
Heute Morgen teilte die freenet AG offiziell mit, dass sie "die Übernahme der UPC Schweiz durch die Sunrise Communications Group AG zu einem Kaufpreis von CHF 6,3 Mrd. ablehnt und beschlossen hat, gegen die vorgeschlagene Kapitalerhöhung der Sunrise Communications Group AG in Höhe von CHF 4,1 Mrd. zu stimmen".
Kurz darauf meldete sich die Sunrise-Pressestelle, um mitzuteilen, dass man diese Ankündigung zur Kenntnis genommen habe. Aber: Sunrise sei "nach wie vor davon überzeugt, dass die Übernahme von UPC Schweiz eine stärkere und wertvollere Sunrise schafft, die von einer überzeugenden strategischen Logik profitiert." Wer die hohe Kunst der Schweizer Diskussionskultur kennt, der weiß, hier ist ein offener Streit entbrannt.
Finanzielles Risiko?
Die am 8. August veröffentlichten Ergebnisse des zweiten Quartals der UPC würden mit dem "Turnaround-Plan von Liberty Global übereinstimmen und sogar leicht über den Erwartungen liegen", rechnet Sunrise seinem Anteilseigner vor. Die deutsche Freenet wird gegen die von der Sunrise Communications Group AG ("Sunrise") im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme der UPC Schweiz angestrebte Kapitalerhöhung von 4,1 Milliarden Franken (etwa 3,7 Milliarden Euro) stimmen. Freenet kritisiert, dass für "die möglichen Synergien" schon im Vorfeld 1,3 Milliarden Franken (etwa 1,12 Millionen Euro) an Liberty global gezahlt werden sollen.
Viel zu teuer
Kurz und knapp: Der Kaufpreis sei viel zu hoch, er müsse reduziert werden. Die geplante "Barzahlung" hält Freenet für völlig falsch, da es Sunrise unnötig belaste. Freenet schlägt stattdessen vor, den Fremdkapitalanteil deutlich zu erhöhen. Zum "Showdown" wird es bei einer außerordentlichen Generalversammlung kommen, die voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2019 stattfinden soll.
Sunrise soll selbstständig bleiben
Sunrise sei "hervorragend im Markt positioniert" und verfüge über exzellente Perspektiven als eigenständiges Unternehmen, findet Freenet. Es sei für Sunrise nicht notwendig, die genannten Zugeständnisse zu machen, die für Sunrise Aktionäre nachteilig seien, der Kurs der Sunrise Aktie habe bereits nachgegeben. In der Tat: Von einem Kurs bei 71 Franken pro Aktie im Februar 2019 sauste das Papier im April auf knapp unter 60 Franken und hat sich inzwischen bei 66 Franken stabilisiert.
freenet hatte seine Bedenken frühzeitig an Sunrise mitgeteilt und im Sunrise Verwaltungsrat vor der offiziellen Bekanntgabe der Transaktion gegen die Pläne in der aktuellen Form gestimmt. Freenet ist sich sicher, dass die Aktien mehr Wert wären, wenn Sunrise eigenständig bliebe.
Wollte Freenet aus Sunrise aussteigen?
Schon 2018 waren Berichte aufgetaucht, wonach Freenet seinen Anteil an Sunrise wieder verkaufen wolle. Sollte das stimmen, dürfte Freenet eher an einem möglichst hohen Kurswert interessiert sein.