Foldable Phones

Editorial: Auseinandergefaltet

Smart­phones und Tablets zum Zusam­menfalten lassen auf sich warten - und das ist gut so!
Von

Foldables wie das Samsung Galaxy Fold sollten vor dem Marktstart technisch ausgereift sein. Foldables wie das Samsung Galaxy Fold sollten vor dem Marktstart technisch ausgereift sein.
Bild: dpa
Smart­phones werden immer breiter, höher und zugleich dünner. In der Folge wird es immer schwerer, die mecha­nische Stabi­lität zu gewähr­leisten - Apples Bend­gate lässt grüßen. Zudem passen die großen Geräte immer schlechter in Taschen - aus Hosen­taschen schauen die meisten Smart­phones beispiels­weise bereits heraus, was sie zur leichten Beute für Lang­finger werden lässt.

Entspre­chend nahe­liegend ist die Idee der Smart­phone-Hersteller, aus der Not eine Tugend zu machen: Wenn man das Gerät flexibel baut, dann können ihm die von außen einwir­kenden Kräfte nicht mehr so viel anhaben, weil es einfach zurück federt. Und wenn es gar gelingt, Bewe­gungen um 180 Grad zuzu­lassen, dann könnte man das Gerät einfach zusam­menfalten und in die Tasche stecken.

Ein Fehler, Erster zu sein

Foldables wie das Samsung Galaxy Fold sollten vor dem Marktstart technisch ausgereift sein. Foldables wie das Samsung Galaxy Fold sollten vor dem Marktstart technisch ausgereift sein.
Bild: dpa
Also alles gut? Mitnichten. Das flexible LG G flex ist bereits nach der zweiten Ausgabe wieder vom Markt verschwunden. Und obwohl Proto­typen von falt­baren Displays und Smart­phones auf allen Messen beliebtes Ausstel­lungs­stück sind, halten sich die Hersteller mit der Markt­einfüh­rung der ange­kündigten Geräte auffal­lend zurück. Offen­sicht­lich will keiner den Fehler machen, der erste zu sein, der die Welt mit Berichten von knar­zenden und wack­ligen Schar­nieren oder Bildern von beim Falten kaputt gegan­genen Displays "begeis­tern" will. Denn 10 000 Falt­vorgänge, das entspricht 10 pro Tag bei drei Jahren Smart­phone-Lebens­dauer, ist das abso­lute Minimum, das die Geräte in der Praxis werden durch­halten müssen.

Beim Laptop ist Auf- und Zuklappen seit Jahr­zehnten gängiger Stan­dard. Nur wird dort nicht das Display selber gefaltet, und nach dem Zuklappen liegt das harte Display­glas auf dem meist eher weichen Plas­tikge­häuse der Unter­seite auf. Auch die Tasten sind aus Plastik. Dennoch legen viele Nutzer ein Stück Stoff zur Sicher­heit dazwi­schen, damit es keine Kratzer gibt. Und obwohl beim Laptop alles einfa­cher ist als beim falt­baren Smart­phone, sind die Schar­niere oft genug das Teil eines Laptops, das zuerst versagt.

Fold­ables werden auf sich warten lassen

Beim Zuklappen eines Smart­phones mit großem Display liegt hingegen Glas auf Glas - der Verdacht, dass es dann recht bald häss­liche Kratzer gibt, wenn mal ein hartes Sand­korn dazwi­schen gerät, liegt nah. Auch besteht die Gefahr, dass die Displays in dem Bereich, in dem sie geknickt werden, vorschnell altern. Fotos sehen dann nicht mehr so bril­lant aus, wenn die Farben nicht mehr überall gleich­mäßig leuchten.

Während der neue Netz­stan­dard 5G dieses Jahr bereits Realität wird und viele kompa­tible Smart­phones auf dem Markt kommen, könnte das falt­bare Smart­phone noch auf sich warten lassen. Das wäre nicht schlimm: Liebe Hersteller, bitte stellt sicher, dass Ihr falt­bare Smart­phones erst dann auf den Markt bringt, wenn Ihr sicher seid, dass diese zuver­lässig funk­tionieren!

Alle unsere Ankün­digungen und Berichte zu falt­baren Smart­phones finden Sie in unserer Meldungs-Über­sicht zu falt­baren Geräten.

Weitere Edito­rials