Kostenpflichtiges DAB+: Autobauer halten an Option fest
Auto-Panel bei "DAB+ im Dialog" in Berlin
Foto: Michael Fuhr
Trotz neuer EU-Richtlinie, die ab spätestens 2021 verpflichtend eine Schnittstelle für Digitalradio in Autos vorsieht, wollen die Fahrzeugbauer am bisherigen Geschäftsmodell einer kostenpflichtigen Option für das digital-terrestrische Radio DAB+ festhalten. Das kündigten Vertreter von Ford und Audi auf der Veranstaltung "DAB+ im Dialog" in der bayerischen Landesvertretung in Berlin an. Laut Martin Koch von Audi werde die EU-Richtlinie zwar dahingehend umgesetzt, dass jedes Car-Entertainment-System über einen Chip für DAB+ verfügen soll. Die Freischaltung sei aber nur kostenpflichtig als Option möglich. Sprich: In Grundausstattung bietet das Entertainment-System weiter nur analogen UKW-Empfang, bei einigen Fahrzeugtypen noch nicht einmal das.
Chip in jedem Auto, Freischaltung nach Kundenwunsch
Auto-Panel bei "DAB+ im Dialog" in Berlin
Foto: Michael Fuhr
Einzige Neuerung sei, dass Kunden jederzeit und nicht nur wie bisher bei Bestellung des Fahrzeugs DAB+ ordern könnten, auch nachträglich. Auch sei gewährleistet, dass Gebrauchtwagenkäufer die Freischaltung noch vornehmen können, selbst wenn der Vorbesitzer an keinem Digitalradio-Empfang interessiert war. Florian Nowack von Ford ergänzte, dass die Marktdurchdringung mit DAB+ in Deutschland noch immer zu gering sei, um das Digitalradio serienmäßig anzubieten. Er verwies auf die hohen Kosten. Beide Vertreter machten klar, dass sie durch die Verpflichtung zum Einbau von DAB+ zwar zunächst ein Minus-Geschäft machen würden. Durch die spätere kostenpflichtige Freischaltung des Chips würden diese Kosten jedoch wieder eingefahren.
Allgemein gab es aus dem Fachpublikum die Reaktion, dass die Pläne der Autobauer so bestimmt nicht im Sinne des Gesetzgebers seien, der eigentlich die Marktdurchdringung mit DAB+ beschleunigen wolle. Politik und Regulierung müssten hier gegensteuern. Dr. Volker Schott vom Verband der Automobilindustrie (VDA) stellte zudem das Modell in den Raum, dass die Autobauer die Mehrkosten für DAB+ doch auch in den Kaufpreis der PKW verstecken könnten: "Dann kostet das Fahrzeug halt 200 Euro mehr und der Kunde merkt es nicht". Ähnlich sei es mit Airbags gehandhabt worden, die inzwischen in allen Fahrzeugmodellen Standard seien.
Audi: Radio "zu wenig sexy"
Martin Koch von Audi sieht auch die Hörfunkanbieter in der Pflicht: Radio sei für eine erfolgreiche Vermarktung "aktuell nicht mehr sexy genug", anders als Streamingdienste wie Spotify, die von Kunden weit mehr nachgefragt würden. Radio müsste mehr innovative Dienste anbieten. Dies gelte auch für den Verkehrsservice TPEG, dem internetbasierte Dienste inzwischen den Rang abgelaufen hätten.
Laut neuesten Zahlen, die ebenfalls präsentiert wurden, ist DAB+ aktuell nur in 17 Prozent aller Fahrzeugmodelle in Deutschland Serienausstattung. Immerhin ist die Einbaurate damit erstmals höher als die der Fahrzeugtypen, die nicht einmal DAB+ optional verfügbar haben. Laut aktuellem DAT (Deutsche Automobil Treuhand)-Bericht ist der Anteil an Neuwagenverkäufen mit DAB+ ab Werk in Deutschland nur leicht gestiegen - von 39,8 Prozent im Vorjahr auf jetzt 40 Prozent.