Verlorenes Vertrauen

Facebook muss in Zeitungsanzeigen für Vertrauen werben

Der Ruf von Facebook ist nach dem Datenskandal ramponiert. Nun wirbt das soziale Netzwerk um neues Vertrauen bei den Nutzern - sogar in deutschen Lokalzeitungen.
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Facebook kämpft um einen besseren Ruf Facebook kämpft um einen besseren Ruf
Bild: dpa
Der gute Ruf des sozialen Netzwerks Facebook ist seit dem Datenskandal stark beschädigt. Das einst als jugendlich-hippes Projekt gestartete Netzwerk wollte eigentlich nur eine technische Plattform bieten, auf der Menschen sich unkompliziert im Internet begegnen können. Unnötig zu sagen, dass daraus bald auch ein lukratives Geschäftsmodell für Facebook wurde.

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Doch über die Themen Verantwortung, Einhaltung der Gesetze, Datenschutz und Bekämpfung von Hass und Terrorpropaganda wurde lange viel zu wenig gesprochen. Viele Nutzer erinnerten sich nach dem Facebook-Datenskandal unwillkürlich an das Zitat aus der Ballade "Der Zauberlehrling" von Johann Wolfgang von Goethe: "Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los."

Seit Monaten ist Facebook nun damit beschäftigt, seinen ramponierten Ruf wieder zu reparieren und die losgelassenen Geister wenn möglich wieder zu bändigen. Das tut Facebook nun sogar in ganzseitigen Anzeigen in deutschen Tageszeitungen.

Der Text der Zeitungsanzeige

In einer deutschen Lokalzeitung fanden wir heute auf Seite 5 eine ganzseitige Anzeige mit dem Facebook-Logo und einem kurzen Entschuldigungstext des Netzwerks, mit dem es bei seinen Nutzern um neues Vertrauen wirbt. In der Anzeige schreibt Facebook:

[Facebook-Logo] ändert sich. Unser F stand zuletzt für Dinge, für die Facebook nicht stehen sollte. In Zukunft steht für uns das F für Folgendes: Funktionen, die den Schutz deiner Privatsphäre noch einfacher machen. Fortschrittliche Technologie, die täglich dabei hilft, Millionen Fake Accounts zu löschen. Das Feststellen und Entfernen von Hassbotschaften mit einem deutlich verstärkten Team. Den fokussierten Einsatz gegen Fake News auf der ganzen Welt. Das Finden und Blockieren von Apps, die Daten falsch nutzen. Und für Freunde, von denen du wieder mehr Posts in deinem News Feed siehst. F steht für ein fortschrittlicheres, besseres Facebook.
Es folgt die Angabe der URL facebook.com/einbesseresFacebook, die umleitet auf einbesseresfacebook.splashthat.com. Die Anzeige in einer deutschen Lokalzeitung Die Anzeige in einer deutschen Lokalzeitung
Bild: Facebook / Darmstädter Echo / VRM Holding

Weitere Versprechungen auf der Webseite

Die Webseite beginnt mit dem Versprechen "Facebook ändert sich." Außer zu den bereits in der Zeitungsanzeige angeschnittenen Themen nimmt Facebook auch zur Kommunikation mit dem sozialen Netzwerk Stellung und verspricht, zuzuhören, zu lernen und zu handeln. In den kommenden Monaten werde Facebook mehr dazu bekannt geben, welche Veränderungen geplant oder bereits umgesetzt sind.

Die "Data Abuse Bounty"-Initiative wurde ins Leben gerufen, um Personen zu belohnen, die einen Datenmissbrauch von App-Entwicklern melden. Meldungen, bei denen eine glaubhafte Bedrohung für Nutzerinformationen besteht, sollen schnell geprüft und bearbeitet werden. Wie hoch die Prämien sein werden, hat Facebook nicht mitgeteilt. Das Melden von Sicherheitslücken im Rahmen des Whitehat-Programms wird mit einer Prämie von mindestens 500 US-Dollar belohnt, wenn der Melder alle geforderten Bedingungen erfüllt.

Facebook investiert nach eigenen Angaben "hohe Summen, um die Verbreitung von Fake News einzudämmen und um hochwertigen Journalismus und Medienkompetenzen zu fördern". Dass Facebook nach wie vor ein zwiegespaltenes Verhältnis zum Löschen von Fake News hat, zeigt die unglückliche Äußerung von Mark Zuckerberg zu Holocaust-Leugnern. Interessant ist die Einschätzung Facebooks, dass ein großer Teil der Verfasser von Fehlinformationen auf Facebook "finanziell motiviert" sei. Sie würden sich von Fake News Klicks und Besuche auf "ihren Websites" erhoffen, sodass sie mit der "dort geschalteten Werbung" Geld verdienen können. Facebook tue alles, "um diese Vorgehensweise unrentabel zu machen". Was Facebook dabei verschweigt ist die Tatsache, dass auch auf Facebook geschaltete Werbung für das Verbreiten von Fehlinformationen genutzt wurde - und Facebook daran prächtig verdient hat.

Klar ist, dass Facebook seit dem Datenskandal international vermehrt unter Beobachtung steht - durch die eigenen Nutzer, durch Politiker, Medien, Ermittlungsbehörden und auch Geheimdienste. Letztendlich muss Facebook sich zukünftig nicht an seinen Aussagen in Zeitungsanzeigen, sondern an seinen Taten messen lassen.

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