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Wegen Daten-Skandalen: Facebook droht Milliardenstrafe

Der Datenskandal um Cambridge Analytica kann für Facebook teure Konsequenzen haben - das Online-Netzwerk stellt sich auf eine Milliarden-Strafzahlung ein. Das Werbe-Geschäft läuft unterdessen weiter blendend.
Von dpa /

Facebook legt Geld für Strafzahlungen zurück Facebook legt Geld für Strafzahlungen zurück
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Face­book rechnet damit, dass die jüngsten Daten­schutz-Skan­dale das Online-Netz­werk bis zu fünf Milli­arden Dollar kosten werden. Im Zusam­men­hang mit entspre­chenden Ermitt­lungen der US-Handels­be­hörde FTC legte Face­book im vergan­genen Quartal bereits drei Milli­arden Dollar für mögliche Straf­zah­lungen beiseite. Insge­samt könne die Belas­tung auch fünf Milli­arden Dollar errei­chen, erklärte das Unter­nehmen am Mitt­woch. Die Ermitt­lungen der FTC können zum Beispiel mit einer Strafe oder einem Vergleich enden. Auslöser für die Unter­su­chung war vor allem der Skandal um Cambridge Analy­tica.

Face­book kann einen solchen Betrag leicht verdauen - das Online-Netz­werk hat Geld­re­serven von über 45 Milli­arden Dollar. Die Anleger zeigten sich entspannt nach der Ankün­di­gung: Die Aktie legte im nach­börs­li­chen Handel um mehr als sieben Prozent zu. Rele­vanter als der Geld­be­trag könnten aber die Auflagen sein, die die FTC bei Face­book durch­setzen kann.

Nutzer­zahl wächst trotz der Skan­dale

Facebook legt Geld für Strafzahlungen zurück Facebook legt Geld für Strafzahlungen zurück
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Die Rück­stel­lung drückte zugleich den Gewinn im vergan­genen Quartal auf 2,43 Milli­arden Dollar nach knapp fünf Milli­arden ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg im Jahres­ver­gleich um 26 Prozent auf gut 15 Milli­arden Dollar. Nach wie vor werden 93 Prozent der Werbe­er­löse auf Mobil­ge­räten wie Smart­phones erwirt­schaftet.

Die Zahl monat­lich aktiver Face­book-Nutzer wuchs binnen drei Monaten um rund 60 Millionen auf 2,38 Milli­arden. Täglich griffen auf das Online-Netz­werk 1,56 Milli­arden Nutzer zu - nach 1,52 Milli­arden im Vorquartal.

Über alle Face­book-Ange­bote hinweg - zum Konzern gehören auch die Chat­dienste WhatsApp und Face­book Messenger sowie die Foto-Platt­form Insta­gram - waren 2,7 Milli­arden Nutzer aktiv, davon 2,1 Milli­arden täglich.

Die Zuwächse kamen vor allem aus Asien. In Europa legte die Zahl der mindes­tens ein Mal im Monat aktiven Nutzer um drei Millionen auf 384 Millionen zu. Im vergan­genen Jahr war die euro­päi­sche Nutzer­zahl zeit­weise zurück­ge­gangen, vermut­lich wegen der Umstel­lung durch die Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung DSGVO, bei der neue Zustim­mungen zur Daten­ver­ar­bei­tung einge­holt werden mussten.

Immer mehr Mitar­beiter müssen uner­laubte oder krimi­nelle Inhalte löschen

Die Zahl der Mitar­beiter wuchs seit Jahres­be­ginn von knapp 35 600 auf fast 37 800. Face­book erwei­tert unter anderem ständig die Teams, die uner­laubte oder krimi­nelle Inhalte löschen. Das Online-Netz­werk stand im vergan­genen Quartal unter anderem in der Kritik, weil das Live-Video des verhee­renden Anschlags auf zwei Moscheen im neusee­län­di­schen Christ­church über die Face­book-Platt­form gestreamt worden war.

Face­book-Chef Mark Zucker­berg bekräf­tigte, dass er das Online-Netz­werk stärker auf verschlüs­selte Kommu­ni­ka­tion in Chat-Diensten ausrichten wolle und das noch unklare Auswir­kungen auf das Geschäfts­mo­dell haben werde. Die Umstel­lung sei aber ein langer Prozess.

Im Fall Cambridge Analy­tica hatte der Entwickler einer Umfrage-App vor Jahren einige Infor­ma­tionen von Millionen Face­book-Nutzern an die Daten­ana­lyse-Firma weiter­ge­geben. Face­book betont zwar, der Entwickler habe damit gegen die Regeln verstoßen. Das Online-Netz­werk geriet aber trotzdem in die Kritik, weil die Daten­wei­ter­gabe über­haupt möglich war - und weil Face­book zwar schon seit Ende 2016 davon wusste, aber sich mit der Zusi­che­rung zufrie­dengab, dass die Daten gelöscht worden seien.

Die FTC hatte ihre Unter­su­chungen vor rund einem Jahr einge­leitet, nachdem der Fall öffent­lich bekannt­ge­worden war. Die Behörde prüft unter anderem, ob Face­book mit der Möglich­keit zur Daten­wei­ter­gabe gegen eine Verein­ba­rung mit der FTC aus dem Jahr 2011 verstoßen haben könnte. Damals hatte das Online-Netz­werk in einem Vergleich nach Daten­schutz-Verstößen unter anderem zuge­si­chert, keine Infor­ma­tionen von Nutzern ohne ihre Zustim­mung weiter­zu­geben.

Dass Face­book bereits einen Betrag eingrenzen kann, könnte auf fort­ge­schrit­tene Gespräche über einen Vergleich hinweisen. Face­book schränkte zugleich ein, dass die Ange­le­gen­heit noch nicht entschieden sei. Die FTC äußert sich nicht zum Stand der Ermitt­lungen. Das "Wall Street Journal" hatte bereits im Februar von einer mögli­chen Face­book-Zahlung in Höhe von fünf Milli­arden Dollar berichtet.

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