Facebook schaltet Gesichtserkennung in Europa vorerst ab
Facebook schaltet Gesichtserkennung ab
Bild: Facebook, lookata - Fotolia.com / Montage: teltarif.de
Die automatische Gesichtserkennung von
Facebook ist den Datenschützern
bereits seit langem ein Dorn im Auge.
Experten - allen voran der Hamburger Datenschutzbeauftragte
Johannes Caspar - fordern bereits seit über einem Jahr die
Abschaltung des vom Netzwerk implementierten Dienstes.
Die automatische Gesichtserkennung soll nach der Vorstellung von Facebook den Nutzern helfen, ihre Freunde in Fotos zu finden und zu markieren. Ein Programm erkenne demnach abgebildete Personen anhand früherer Markierungen, die von Nutzern per Hand eingetragen wurden. Facebook betonte ausdrücklich, dass nur die Namen von Freunden beim Online-Netzwerk vorgeschlagen werden. Außerdem könne die Funktion für das eigene Gesicht jederzeit abgeschaltet sowie bereits vorhandene Namens-Tags gelöscht werden.
Facebook schaltet Gesichtserkennung ab
Bild: Facebook, lookata - Fotolia.com / Montage: teltarif.de
Datenschützer kritisieren jedoch, dass das Netzwerk die biometrischen
Daten dafür nutzen könnten, eine Datenbank mit dem "Gesichtsabdruck"
von Millionen Mitgliedern anzulegen. Es bestehe ein immenses Risiko-
und Missbrauchspotenzial. Caspar forderte daher, dass Nutzer ausdrücklich
um ihre Zustimmung zur Freischaltung der Funktion gefragt werden
müssten. Zudem müssten diese auch explizit über die Risiken der
automatischen Gesichtserkennung informiert werden. Er reichte eine
Verwaltungsanordnung ein, die Facebook vorerst davon abhalten
soll, biometrische Daten der Nutzer ohne deren Einverständnis zu
erfassen und zu speichern.
Facebook hatte bisher betont, die Fotomarkierungs-Funktion sei vollkommen konform mit den europäischen Datenschutzbestimmungen.
Facebook lenkt ein
Nach der andauernden Kritik lenkte Facebook nun jedoch ein und erklärte sich bereit, bis zum 15. Oktober alle bisher erstellten Nutzerprofile zu löschen, wie die irische Datenschützbehörde, die für die Kontrolle von Facebook in Europa zuständig ist, heute mitteilte. Die Funktion sei bereits für alle neuen Nutzer in der Europäischen Union abgeschaltet worden.
Gegen die von Caspar eingereichte Verwaltungsanordnung kann das Netzwerk nun innerhalb des nächsten Monats Widerspruch einlegen. Danach wäre die Anordnung rechtskräftig und die bereits erhobenen Daten von Hamburger Facebook-Nutzern müssten gelöscht werden. Laut Caspar kündigten auch andernorts Datenschützer entsprechende Verfahren an.
Darüber, ob und wie die Funktion nach Klärung der derzeitigen Auseinandersetzungen wieder eingeführt werden wird, äußerte sich Facebook nicht. "Wir hoffen, dass wir das großartige Hilfs-Werkzeug auch europäischen Nutzern künftig wieder zur Verfügung stellen können", erklärte das Online-Netzwerk. Facebook wolle einen einheitlichen Ansatz finden, um alle Nutzer über das Feature zu informieren.