Börsenprospekt

Facebook gibt interne Details für Börsengang preis

Termin des Börsengangs und Preis pro Aktie weiter offen
Von dpa /

Mark Zuckerberg wagt Börsengang mit Facebook Mark Zuckerberg wagt Börsengang mit Facebook
Foto: Facebook
Facebook hat den ersten Schritt auf seinem Weg an die Börse getan. Am späten Mittwoch veröffentlichte das weltgrößte soziale Netzwerk wie angekündigt seinen Börsenprospekt, mit dem es bei Investoren für seine Aktien wirbt. Einen Termin für den eigentlichen Gang aufs Parkett gibt es noch indes noch nicht.

Das Volumen des Börsengangs liegt bei zunächst fünf Milliarden Dollar und damit nur halb so hoch wie ursprünglich erwartet. Allerdings kann sich diese Summe noch erhöhen. Es ist üblich, dass Firmen tiefstapeln, dann die Reaktion der Investoren abwarten und - falls genügend Nachfrage besteht - später den Preis erhöhen.

Wie das Börsenprospekt weiter verrät, wächst Facebook rasant und verdient auch Geld, vor allem mit Werbeeinnahmen: Im vergangenen Jahr blieben unterm Strich ein Milliarde Dollar übrig, 2010 waren es 606 Millionen Dollar und 2009 immerhin schon 229 Millionen Dollar. Der Umsatz lag zuletzt bei 3,7 Milliarden Dollar, ein Plus von 88 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Firmenbewertung von 75 bis 100 Milliarden Dollar wirklich gerechtfertigt?

Mark Zuckerberg wagt Börsengang mit Facebook Mark Zuckerberg wagt Börsengang mit Facebook
Foto: Facebook
Viele Investoren stellen sich aber die Frage, ob diese Zahlen die kolportierte Firmenbewertung von 75 bis 100 Milliarden Dollar rechtfertigen. Facebook selbst lässt in dem Börsenprospekt noch keine Rückschlüsse zu, welchen Wert das Management dem Unternehmen zumisst. Weder wird die Anzahl der auszugebenden Aktien angegeben, noch der Preis für das einzelne Papier.

Bis zum eigentlichen Börsengang, der für das späte Frühjahr oder den Sommer erwartet wird, wird Facebook die Informationen noch nachreichen. Dann wird auch feststehen, von wie vielen Anteilen sich Gründer Mark Zuckerberg selbst trennt. Noch klafft an dieser Stelle im Prospekt eine Lücke.

Zuckerberg hält laut den Angaben gut 28 Prozent der Anteile. Das gesamte Management kommt auf 70 Prozent, der Rest liegt bei Finanzinvestoren. Allerdings haben nicht alle Aktien auch das gleiche Stimmrecht - und der Besitzer damit den gleichen Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens.

Interessante finanzielle Details zum Börsengang

Facebook ist inzwischen ein außerordentlich lukratives Geschäft. Den Milliardengewinn 2011 schaffte das Online-Netzwerk mit nur 3,7 Milliarden Dollar Umsatz. Das Netzwerk macht sein Geld vor allem mit Werbung. 2011 lag der Anteil bei 85 Prozent.

Facebook hat mehr aktive Mitglieder als man bisher dachte. In den Börsenunterlagen spricht das Online-Netzwerk von 845 Millionen aktiven Nutzern pro Monat Ende 2011; scheinbar sind in dieser Zahl inaktive Nutzer nicht eingerechnet. Davon suchten im Dezember pro Tag im Schnitt 483 Millionen Facebook auf. Das Wachstum von Facebook im Heimatmarkt USA hat sich allerdings abgebremst, wenn auch auf hohem Niveau. Von September auf Dezember 2011 stieg die tägliche Zahl aktiver Nutzer nur von 124 auf 126 Millionen.

Von mobilen Geräten greifen im Monat 425 Millionen Menschen auf Facebook zu. Sie bekommen aktuell keine Werbung zu sehen. Die virtuellen Welten des Onlinespiele-Spezialisten Zynga sind ein wichtiges Element des Facebook-Geschäfts. Im vergangenen Jahr steuerte der Anbieter von Games wie "Farmville" oder "Cityville" zwölf Prozent der Facebook-Umsätze bei.

Facebook hat 3200 Mitarbeiter. Dies stellt einen Zuwachs von 50 Prozent nur im Jahr 2011 dar. Das Unternehmen hat übrigens immer noch nicht entschieden, ob es in China aktiv werden soll oder nicht. Mark Zuckerbergs Vater, der Facebook 2004 und 2005 finanziell unterstützt hat, bekam im Dezember 2009 zwei Millionen Aktien der Klasse B.

Mark Zuckerberg hat weiter das Sagen

Zuckerberg selbst hält Aktien der Klasse B mit zehn Stimmen, während Anleger beim Börsengang A-Aktien mit nur einer Stimme erhalten werden. Damit hat Zuckerberg auch künftig das Sagen bei seinem Baby Facebook. Weil andere Anteilseigner ihm ihre Stimmen übertragen haben, kommt Zuckerberg momentan sogar auf 57 Prozent aller Stimmrechte.

Zuckerberg wollte die Kontrolle über sein Unternehmen lange gar nicht aus der Hand geben. Statt eines Börsengangs sammelte er in mehreren nicht öffentlichen Finanzierungsrunden Geld von großen Investoren ein. Mehrfach schlug er milliardenschwere Kaufangebote aus, zuletzt vom Internetriesen Google.

Zuckerberg schrieb in einem Brief, der den Antrag begleitet: "Facebook wurde ursprünglich nicht gegründet, um ein Unternehmen zu sein. Es wurde aufgebaut, um eine soziale Mission zu erfüllen - die Welt offener und vernetzter zu machen." Der Gründer brachte es auf eine einfache Formel: "Wir entwickeln keine Dienste, um Geld zu machen; wir verdienen Geld, um bessere Dienste zu entwickeln."

Diskussion um datenschutzrechtliche Probleme weiter aktuell

Facebook war allerdings zuletzt immer wieder wegen Bedenken um den Datenschutz in die Schusslinie geraten. So erregte die neue Facebook "Chronik" (im englischen "Timeline") Anstoß. Bei der Funktion werden alle Informationen angezeigt, die man je bei Facebook eingestellt hat.

Facebook gilt dennoch als der spektakulärste Börsengang des Internet-Zeitalters angesichts der 845 Millionen aktiven Nutzer - auch diese genaue Zahl enthüllte Facebook im Prospekt. Bereits seit Tagen ist die Wall Street in heller Aufregung. Investoren hoffen auf ein lukratives Investment, Banker und Aktienhändler auf satte Gebühreneinnahmen.

Facebook würde selbst mit den genannten fünf Milliarden Dollar noch den größten Internet-Börsengang aller Zeiten hinlegen. Zum Vergleich: Suchmaschinenprimus Google kam im Jahr 2004 auf Einnahmen von 1,7 Milliarden Dollar. Zusammen mit den Aktien, die bei den Alteigentümern verblieben, lag die Gesamtbewertung damals bei 23 Milliarden Dollar. Bis heute sind daraus 189 Milliarden Dollar geworden.

Bereits seit längerem wird über einen Börsengang von Facebook spekuliert. In der jüngeren Vergangenheit hatten Internetfirmen wie das berufliche Netzwerk LinkedIn, das Schnäppchenportal Groupon und der Spieleentwickler Zynga ("Farmville") den Sprung aufs Parkett gewagt. Das war vielfach als Testlauf für Facebook gesehen worden.

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