Themenspezial Fußball Aussetzer

Pannenserie bei Eurosport: Stre­aming kein Ersatz für Rundfunk

Zweimal Bundesliga mit Aussetzern und falsche Stream-Links in der App. Das ist die bisherige Saison-Bilanz des Eurosport Players. Jetzt will die DFL mit dem Programmveranstalter reden.
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Eurosport verpatzt erneut Bundesliga-Übertragung Eurosport verpatzt erneut Bundesliga-Übertragung
Foto: teltarif.de
Eurosport hält seit Beginn dieser Saison die Übertragungsrechte für einige Spiele der 1. Fußball-Bundesliga. Zweimal hatte der Sender nun exklusiv eine Erstliga-Partie übertragen - und in beiden Fällen kam es zu technischen Problemen. Sorgten technische Fehler bei der Premiere Ende August dafür, dass ein Großteil der potenziellen Zuschauer vor schwarzen Bildschirmen saß, so kam es am vergangenen Freitag beim Spiel des Hamburger SV gegen RB Leipzig erneut zu Einschränkungen.

Die Emotionen betroffener Fans kochten hoch und auch wir konnten im Test zu Beginn des Spiels nachvollziehen, dass sich nach dem Start des Eurosport Players auf einem Apple iPad Pro 9.7 zwar das Logo des Sportsenders zeigte, sich die App aber auch bei längerer Wartezeit nicht öffnen ließ - Probleme, die wohl eine größere Anzahl an Interessenten betraf, auch wenn Eurosport erklärte, die Übertragung sei für die überwiegende Mehrheit der Abonnenten einwandfrei zu sehen gewesen. Allerdings kam es dieses Mal auf bei den Amazon Channels zu Empfangsstörungen. Zwei Wochen zuvor war das neben HD+ auf Astra der einzige Weg, auf dem die Bundesliga bei Eurosport störungsfrei verfolgt werden konnte.

DFL zu Eurosport: "Wir müssen reden"

Eurosport verpatzt erneut Bundesliga-Übertragung Eurosport verpatzt erneut Bundesliga-Übertragung
Foto: teltarif.de
Das erneute Versprechen des Senders, sich darum zu kümmern, dass es in Zukunft zu keinen Beeinträchtigungen mehr kommt, reicht der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nicht mehr. So erklärte die DFL zu den technischen Störungen bei der Live-Übertragung von Eurosport am Freitagabend: "Die betroffenen Fans sind damit zurecht unzufrieden, ebenso wie Eurosport selbst und die DFL. Auch wenn sich die Probleme nach den derzeit vorliegenden Informationen offenbar in einer vergleichsweise überschaubaren Größenordnung bewegen, wird die DFL Anfang der kommenden Woche gemeinsam mit Eurosport darüber sprechen, wie künftig die hohen Standards der Bundesliga durchgehend gewährleistet werden können."

Das Onlinemagazin Welt.de zitiert Eurosport wie folgt: "Die Probleme, die einige User hatten, können bei Streaming-Produkten gegebenenfalls auftreten, und wir bedauern sehr, dass es einige technische Störungen gab. Wir werden auch weiterhin gemeinsam mit unseren Partnern intensiv daran arbeiten, unseren hohen Ambitionen, den Zuschauern eine einwandfreie und reibungslose Übertragung zu fairen Konditionen zu präsentieren, gerecht zu werden und das optimale Bundesliga-Erlebnis zu liefern."

Streaming-Probleme kein Einzelfall

In der Tat sind die Probleme bei Eurosport kein Einzelfall. Als die Deutsche Telekom nach dem Marktstart des iPhone 3G S vor acht Jahren die Bundesliga über UMTS zeigen wollte, brachen die Streaming-Kapazitäten ebenfalls zusammen. Interessenten wurden daraufhin finanziell entschädigt, so wie Eurosport seinen Player-Abonnenten nun ebenfalls 10 Euro Abo-Gebühren zurückerstattet hat, nachdem das Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV Ende August via Internet praktisch überhaupt nicht zu sehen war. Wer am Sonntagabend bei DAZN die italienische Serie-A-Partie zwischen Bologna und dem SSC Neapel verfolgt hat, musste ebenfalls mit Streaming-Aussetzern leben. Ab dem kommenden Jahr will DAZN einige Champions-League-Spiele live und exklusiv übertragen. Das könnte neuen Streaming-Ärger für die Fans bedeuten.

In den USA beklagten auch Netflix-Abonnenten schon Aussetzer beim Streaming von Spielfilmen und Serien und auch beim Bundesliga-Audio-Streaming von Amazon Music kam es im August teilweise zu Unterbrechungen der Übertragung. Wie Eurosport schon einräumt: Das kann bei Streaming-Produkten "gegebenenfalls auftreten". Und teilweise ist auch das offene Internet der Flaschenhals zwischen Programmanbieter und Zuschauer. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass Streaming kein echter Ersatz für klassischen Rundfunk sein kann - schon gar nicht dann, wenn es um die Liveübertragung von Ereignissen von größerem öffentlichen Interesse ist.

HSV-Trainer fordert Einigung zwischen Eurosport und Sky

So erlebte ein Zuschauer in Leipzig am Freitag die Bundesliga-Übertragung bei Eurosport So erlebte ein Zuschauer in Leipzig am Freitag die Bundesliga-Übertragung bei Eurosport
Foto: Hans-Joachim Brustmann
Der Trainer des Hamburger SV, Markus Gisdol, brachte es in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen RB Leipzig auf den Punkt: "Das nichts, was dem Fußball guttut, was da gerade passiert." Gisdol kritisierte, dass es für technisch nicht versierte Fans gar nicht so einfach möglich ist, die Übertragungen via Internet zu verfolgen. Er forderte eine Einigung zwischen Eurosport und Sky und verstehe die enttäuschten Fans, wenn sie zuhause sitzen und das Spiel nicht sehen können.

In der Tat beobachteten teltarif.de-Leser, dass es beim Eurosport Player auch über die Streaming-Aussetzer hinaus Fehler gibt, die bei Nutzern auf Unverständnis stoßen. So kommt es vor, dass man innerhalb der App ein Sportevent auswählt, aber stattdessen eine ganz andere Übertragung zu sehen bekommt - ein Bug, den wir auch in der Redaktion vor einigen Tagen nachvollziehen konnten und der ärgerlich ist, wenn man beispielsweise nachträglich eine Sendung auf Abruf sehen möchte.

Fans fordern Rechte-Neuvergabe

In sozialen Medien forderten Fans die DFL bereits auf, Eurosport die Übertragungsrechte wieder zu entziehen. Das geht vielleicht ein bisschen zu weit, aber zumindest sollte bei der Rechtevergabe künftig darauf geachtet werden, dass die Mehrheit der interessierten Zuschauer auch über klassischen Rundfunk erreicht werden und nicht nur über Streaming, bei nunmal - wie von Eurosport eingeräumt - Probleme "gegebenenfalls auftreten" können.

Die Übertragung bei HD+ auf Astra erreicht erstens technisch nicht die zahlreichen Fans mit Kabelanschluss anstelle einer Satellitenempfangsanlage und ist zweitens extrem kundenfeindlich gelöst: Der Kanal Eurosport 2 HD Xtra, der die Bundesliga-Spiele zeigt, lässt sich nämlich nicht zum HD+-Paket auf Sky-Smartcards hinzubuchen (und genau das dürfte die Konstellation der meisten potenziellen Interessenten sein). Wenig zuschauerfreundlich ist auch die Lösung, dass Interessenten das Programm Eurosport 2 HD Xtra nur optional zum HD+-Grundbouquet bekommen, aber nicht einzeln buchen können.

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