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Zeitung: EU-Kommission untersucht Android-Geschäftsmodell

82 Fragen an Google - Konkurrenz kritisiert Werbung in Google-Apps
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Die Geschäftspraktiken rund um Android könnten Google Ärger von der EU-Kommission einbringen. Die Geschäftspraktiken rund um Android könnten Google Ärger von der EU-Kommission einbringen.
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Google steht möglicherweise der nächste Ärger mit europäischen Wettbewerbshütern ins Haus. Die EU-Kommission nimmt der "Financial Times" zufolge das Geschäftsmodell des Internet-Konzerns bei seinem Betriebssystem Android für Smartphones und Tablets unter die Lupe. Sie prüfe, ob Android Geräte-Herstellern unter Wert angeboten werde und ob Google versucht habe, die Markteinführung von Smartphones und Tablets mit Konkurrenz-Systemen zu verhindern. Dafür sei ein 23-seitiger Fragebogen mit 82 Fragen verteilt worden.

Android: Google-Apps wichtiger Bestandteil

Die Geschäftspraktiken rund um Android könnten Google Ärger von der EU-Kommission einbringen. Die Geschäftspraktiken rund um Android könnten Google Ärger von der EU-Kommission einbringen.
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Im Kern geht es darum, dass Google den Herstellern vorschreibe, hauseigene Google-Apps auf Android-Smartphones vorzuinstallieren. Google vermarktet Android selbst als offenes System mit Open-Source-Lizenz, an dem alle Geräte-Hersteller mitarbeiten können: Sie bekommen es kostenlos. Die zusätzlichen Apps für Google-Dienste sind jedoch in der Open-Source-Lizenz nicht eingebunden. Wichtige Vorteile der Android-Plattform stecken in diesen Google-Apps. Dazu gehören zum Beispiel der Play Store, Gmail und Youtube. Von (Werbe-)Einnahmen, die über diese Dienste generiert werden, sieht der Hersteller des Smartphones nichts.

Diese Vermarktungsstrategie half Android einerseits, im Smartphone-Geschäft schnell die dominierende Position mit 75 Prozent Marktanteil zu erreichen. Andererseits wirft vor allem der Erzrivale Microsoft, der Lizenzgebühren für sein Windows Phone erhebt, Google Wettbewerbsverzerrungen vor.

Fairsearch.org: Googles Strategie ist ein "Trojanisches Pferd"

Bereits im April hatte sich ein Zusammenschluss von Herstellern bei der EU-Kommission über Googles Geschäftspraktiken zu Wort gemeldet. Hier geht es jedoch nicht um Android sondern um die Web-Suche. Die Hersteller werfen Google vor, eigene Produkte in der Google-Suche zu bevorzugen. In einer Stellungnahme zu dem Android-Verfahren schreibt Fairsearch.org, Googles mobile Geschäftsstrategie sei ein "Trojanisches Pferd", da das System zwar kostenlos angeboten werde, die Hersteller aber dadurch zu einer marktbeherrschenden Stellung Googles beitragen würden.

Fairsearch.org zitiert eine Analyse von eMarketeer, in der es heißt, Google habe Anteil an 56 Prozent aller Werbeeinnahmen im mobilen Bereich. Im Jahr 2013 erwarten Analysten laut dem Magazin, Google werde mit mobiler Werbung rund 8,85 Milliarden Dollar Umsatz machen.

Unklar ist, ob beide Themenkomplexe von der EU-Kommission als ein Verfahren behandelt werden. Fairsearch.org bezieht sich häufig auf die mobile Geschäftspraktik von Google, die Web-Suche ist jedoch zumindest in Teilen auch im klassischen, nicht-mobilen Internet anzusiedeln. In Fairsearch.org sind außerdem einige wichtige Gegenspieler Googles organisiert, unter anderem Microsoft und Nokia. Über die Ziele und Teilnehmer an Fairsearch.org berichtete teltarif.de im April.

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