Argumente

Pro & Contra eSIM: Was bringt die fest eingebaute SIM-Karte?

Die eSIM ist eine fest im Gerät verbaute SIM-Karte. Genutzt wird sie für Maschinenanwendungen schon länger, jetzt sollen auch Verbraucher profitieren. Bringt die eSIM günstigere Tarife - oder eine neue Gefangenschaft beim Provider?
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Pro und Contra eSIM Pro & Contra eSIM: Was bringt die fest eingebaute SIM-Karte
Bild: Vodafone, Bearbeitung: teltarif.de
Die eSIM drängt vermehrt auf den deutschen Markt - die fest ins Gerät eingebaute SIM-Karte wurde bislang überwiegend bei Maschinenanwendungen verwendet, beispielsweise damit Container über das mobile Datennetz ihren Standort senden können.

Pro und Contra eSIM Pro & Contra eSIM: Was bringt die fest eingebaute SIM-Karte
Bild: Vodafone, Bearbeitung: teltarif.de
Mit der Samsung Gear S2 3G ist eine der ersten Smartwatches mit fest eingebauter SIM in Deutschland erhältlich und Vodafone ist der erste Netzbetreiber, der die Uhr mit eSIM und Vertrag anbietet. Doch angesichts der Tatsache, dass die erste eSIM-Generation einen dauerhaften SIM-Lock haben wird, diskutieren wir: Was sind die Vor- und Nachteile fest verbauter SIM-Karten? Wird sich das System in Deutschland durchsetzen?

Pro und Contra

Alexander Kuch
Pro
Alexander Kuch
Wer mehrere Handys und SIM-Karten hat, kennt das Gefummel: Die SIM muss die richtige Größe haben; wenn die Nano-SIM einmal herausgebrochen wurde, lässt sie sich manchmal nur schwer wieder in die Halterung für eine Micro-SIM einsetzen. Dazu das dauernde Hantieren mit brüchigen SIM-Schlitten und aufgebogenen Büroklammern - das macht keinen Spaß, und ständig besteht die Gefahr einer Beschädigung für SIM und Handy. Und bei Smartwatches sind wir endgültig bei einer Größe angekommen, bei der der SIM-Tausch zum fummeligen Geduldsspiel wird.

Ich begrüße daher die Bestrebungen der Industrie und der Netzbetreiber, fest verbaute SIM-Karten auf den Markt zu bringen, wenn das System auf einem herstellerübergreifenden Standard beruht. Bewährt hat sich die eSIM ja schon bei der Internetanbindung von Autos, Containern oder Waren und vermutlich wird sie in Zukunft auch beim eCall, dem fest in Autos eingebauten Notrufsystem, eine Rolle spielen. Seit ich auf einer Messe einmal gesehen habe, wie schnell sich ein neuer Datenvertrag auf eine eSIM aufspielen lässt, gefällt mir die Idee. Eine eSIM wird in der Regel Over the Air konfiguriert, also von einem Smartphone aus. Dieses muss also in einem Datennetz eingebucht sein, damit die Konfiguration abgeschlossen werden kann. Die "Königsdisziplin" wäre also eine eSIM, die auch im Ausland sich sofort in jedes Netz einbucht, aber erst einmal keinen freien Internetzugang bietet, sondern ein Menü, über das man den gewünschten Daten- oder Kombitarif herunterladen kann.

In technischer Hinsicht herrscht bei mir also große Begeisterung für das System eSIM, weil es theoretisch den beliebigen Wechsel des Netzbetreibers, Providers oder Discounters erlaubt - auch wenn es momentan noch nicht final standardisiert ist. Es gibt allerdings eine ganz einfache Möglichkeit, wie die Netzbetreiber den Kunden die eSIM madig machen können: Nämlich dann, wenn sie Sperren einbauen, den Tarif- oder Netzwechsel nur alle paar Monate erlauben oder dem Nutzer gar keine Möglichkeit einräumen, außerhalb eines Mobilfunkshops die eSIM selbst neu zu programmieren.

Noch schlimmer wird es, wenn die Netzbetreiber versuchen sollten, mit Hilfe der eSIM den Kunden mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Mit der eSIM muss der bestehende Vertrag wie bei einer virtuellen Multi-SIM mitnutzbar sein und es muss möglich sein, flexibel Datenvolumen auf- oder abzubuchen beziehungsweise einem bestimmten Gerät zuzuweisen. Ich erwarte auch, dass es perspektivisch möglich ist, Datenverträge ausländischer Netzbetreiber herunterzuladen - bei Global Playern wie Vodafone, der Telekom oder Telefónica sollte dies dank vieler Netze weltweit kein Problem sein. Aber selbst wenn die Netzbetreiber mit derartigen Sperren wie erwähnt um die Ecke kommen, vertraue ich auf neue, junge, dynamische Startups, die innovative Dienste anbieten wie zum Beispiel einen europaweiten oder sogar weltweiten Daten-Roaming-Vertrag zu bezahlbaren Konditionen oder die Down­load­möglich­keit für Prepaid-Datentarife für alle wichtigen europäischen Netzbetreiber. Und meine Forderung ist klar: Liebe Netzbetreiber, wenn ihr derartige Dienste nur für eure eigene Gewinnmaximierung unterdrücken solltet, dann werdet ihr selbst ganz schnell das Grab für die eSIM schaufeln.

Markus Weidner
Contra
Markus Weidner
Die eSIM mag auf den ersten Blick sehr praktisch sein, allerdings gibt man als Kunde durch den Einsatz einer fest verbauten Betreiberkarte etwa im Smartphone oder Tablet auch ein ganzes Stück an Flexibilität auf, denn das einfache Umschalten beispielsweise von Vertrag A auf Prepaidkarte B kann nur unter optimalen Bedingungen funktionieren.

Schon bei der Einführung der neuen Technik zeigen sich die Schwächen. Vodafone will Kunden, die sich für die Samsung Galaxy Gear S2 classic 3G entscheiden, einen neuen Vertrag verkaufen. Der Einsatz einer UltraCard, der für den Nutzer ohne zusätzliche monatliche Kosten möglich wäre, ist nicht vorgesehen.

Für die Zukunft sehe ich das Problem, dass ich mit einem Gerät, das über eine fest verbaute SIM-Karte verfügt, nur noch Tarife von Anbietern nutzen kann, die ebenfalls die eSIM unterstützen. Es wird Jahre dauern, bis das bei allen Providern der Fall ist. Dabei denke ich nicht nur innerhalb der deutschen Grenzen, sondern international.

Ist es künftig ohne weiteres möglich, im Urlaub auf die Prepaidkarte eines Anbieters aus dem Reiseland umzuschalten? Bietet mein Wunsch-Provider die eSIM überhaupt an? Wird es der Netzbetreiber, bei dem ich das Handy gekauft habe, überhaupt akzeptieren, dass seine "Karte" aus dem Smartphone vorübergehend entfernt wird?

Denkbar wäre darüber hinaus, dass ich ähnlich wie bei der (noch nicht fest installierten) Apple SIM bei neueren iPad-Modellen auf bestimmte Anbieter und Tarife festgelegt bin, mit denen der Hersteller des Produkts ein entsprechendes Abkommen hat. Apple vermarktet das iPhone in Deutschland unter anderem über die Deutsche Telekom, Vodafone und o2. Kann ich dann trotzdem auch eine eSIM von simquadrat verwenden?

Was geschieht, wenn ich einen reinen Datenvertrag in einem Smartphone oder Phablet betreiben möchte, da ich entweder über das Internet (VoIP) telefoniere oder für die Telefonie ein zweites, einfaches Handy einsetze? Funktioniert das genauso wie bisher oder erhalte ich dann etwa eine Fehlermeldung mit dem Hinweis, mein Tarif passe nicht zur verwendeten Hardware?

Wird es weiterhin Dual-SIM-Handys geben, die den Netzbetreibern ohnehin ein Dorn im Auge sind, oder werden sich die Provider mit der Einführung der eSIM dieser für viele Kunden interessanten Produkte entledigen?

Außerdem stellt sich die Frage, wie oft der SIM-Wechsel möglich ist und was passiert, wenn ich die gleiche Karte versehentlich auf einem zweiten Endgerät anmelde? Weniger praktisch ist es auch, dass man zur SIM-Aktivierung wohl immer eine Internet-Verbindung benötigt. Ich wechsele auf Flugreisen zum Beispiel oft die Karte, um direkt nach der Landung mit dem Tarif aus dem Reiseland auf Empfang zu sein. Das wird nicht mehr möglich sein.

Zumindest die erste Generation der eSIM wird durch Einscannen eines QR-Codes aktiviert. Wie sicher ist dieses Verfahren? Die Beispiele zeigen, dass noch viele Fragen zur eSIM offen sind und es zumindest für Kunden, die häufiger Verträge und Karten wechseln, durchaus komplizierter werden kann.


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