Themenspezial: Verbraucher & Service Reisen

Ausflüge online buchen: Nie wieder Schlange stehen

Auf Reisen ist Zeit kostbar. Wer will heute noch zwei Stunden vor dem Eiffel­turm in der Schlange stehen? Tickets und Ausflüge im Urlaub lassen sich mittler­weile bequem online buchen.
Von dpa / David Rist

Besucher stehen in Berlin in einer Schlange vor dem Aquarium am Zoo. Schlange stehen gehört leider zu den meisten Sehenswürdigkeiten
Bild: dpa
"Es war ein schönes Gefühl, einfach an den anstehenden Personen vorbei in den Lift zu steigen", schreibt eine Nutzerin auf der Webseite von Get Your Guide über ihren Besuch auf dem Berliner Fernseh­turm. Das Ticket hatte die Frau schon vorher über die Online-Platt­form gekauft, mit Angabe des Datums und der geplanten Uhr­zeit. So erhielt sie bevorzugten Ein­lass. Das Anstehen an der Tages­kasse und langes Warten vor den Fahr­stühlen entfielen.

Online-Tickets für Sehens­würdig­keiten und Ausflüge lassen sich heute bequem online buchen. Get Your Guide, Tripadvisor und Expedia sind die größten Anbieter und arbeiten mit Museen, Ausflugs­zielen und Tour­anbietern zusammen. Auf den Portalen finden sich verschiedene Urlaubs­aktivitäten: Museums­besuche, Besichtigungen bedeutender Sehens­würdig­keiten, Touren zu Fuß, auf dem Segway oder per Bus. Auch private Flughafen­transfers gibt es auf den Buchungs­plattformen.

Get Your Guide wurde 2009 gegründet und hat rund 30 000 Aktivitäten in mehr als 100 Ländern im Angebot. Das Portal sei genau darauf spezialisiert, erklärt Gründer Johannes Reck. Expedia hingegen ist als Reise­anbieter gestartet. Tripadvisor begann als Bewertungs­portal und kaufte 2014 das Unternehmen Viator, das sich auf buchbare Touren und Aktivitäten spezialisiert hatte. Neben den großen Drei gibt es noch mehrere kleinere Portale im Markt.

Preise wie an der Tageskasse

Besucher stehen in Berlin in einer Schlange vor dem Aquarium am Zoo. Schlange stehen gehört leider zu den meisten Sehenswürdigkeiten
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Die Angebote der Buchungs­portale bieten für den Urlauber einige Vorteile. Die Reise wird planbarer, da online gebucht und gezahlt werden kann. Stornieren ist ebenfalls möglich. Das lästige Anstehen vor einer Sehens­würdig­keit fällt weg, in früheren Zeiten ein echter Zeit­fresser. Vom Ticket­kauf bis zum Betreten des Fahr­stuhls können zum Beispiel am Eiffel­turm zwischen einer und fünf Stunden vergehen, je nach Wetter und Saison. Das Ticket schon zu haben, lohnt vor allem in den Ferien und am Wochen­ende.

Zahlt der Reisende für die Zeit­ersparnis drauf? Im Prinzip nicht. Get Your Guide wirbt mit den besten Preisen. Ein Besucher zahlt also auf dem Portal nie mehr als an der Tages­kasse oder beim Tour­anbieter direkt. Ein Preis­vergleich ist dennoch empfehlens­wert, denn auf den Online-Buchungs­seiten können Zusatz­leistungen enthalten sein.

Ein Beispiel: Ein Ticket für die höchste Platt­form des Eiffel­turms kostet vor Ort 17 Euro. Auf Get Your Guide zahlt man für eine Karte bis zur mittleren Platt­form ganze 36 Euro. Ohne Anstehen, aber mit Guide. Wer den tatsächlichen Eintritts­preis nicht kennt und keinen Führer braucht, zahlt also unnötig drauf.

Angebote helfen auch der lokalen Tourismus­branche

Ein Vorteil der Portale: Nutzer finden womöglich Angebote, auf die sie vor Ort nie gestoßen wären. "Ein Beispiel dafür ist Siviwe Mbinda, Gründer der Vamos Township Tours in Kapstadt. Zufriedene Gäste seiner Tour haben ihn auf Tripadvisor weiterempfohlen. Inzwischen erhält er 80 Prozent seiner Kunden über diesen Eintrag", berichtet Dermot Halpin, der bei Tripadvisor das Segment der Attraktionen verantwortet. Die großen Portale verhelfen so lokalen Tourismus­anbietern zu mehr Sichtbar­keit.

"Für die Anbieter touristischer Aktivitäten sind Get your Guide und Co. ein sehr guter Vertriebskanal", bestätigt Christian Tänzler von Visit Berlin. Das Marketing der Haupt­stadt vertreibt die Berliner Touristen­karte über einige der genannten Anbieter und zahlt dafür eine Provision. "Das ergänzt das Portfolio und funktioniert nicht anders als über die üblichen Vertriebs­kanäle", sagt Tänzler.

Ob man immer auf die Empfehlungen der anderen Nutzer vertrauen kann, ist offen. Bei Tripadvisor kann jeder angemeldete Nutzer Bewertungen veröffentlichen. Es wird nicht geprüft, ob die Person tatsächlich vor Ort war oder ob es sie über­haupt gibt. Bei Get Your Guide dagegen können nur Menschen, die eine Aktivität auch gekauft haben, bewerten. Bei Expedia gibt es keine ausformulierten Bewertungen von Touren. Für einfache Eintritts­tickets spielt dies aber ohnehin keine Rolle.

Markt hat Wachstumspotential

Ein junges Paar macht vor dem Eifelturm in Paris (Frankreich) ein Selbstporträt. Hier muss man fast immer anstehen: der Eiffelturm in Paris
Bild: dpa
Werden Tickets für Sehens­würdig­keiten und Ausflüge bald ausschließlich online gebucht? Sicher nicht. Doch angesichts der Portale scheint es fast wie ein Anachronismus, sich in Paris zwei Stunden in die Schlange vor dem Eiffel­turm zu stellen. Die Zahl der online gebuchten Reisen jeden­falls steigt stetig, das Potential ist noch lange nicht aus­geschöpft. 20 bis 30 Prozent des Reise­budgets würden vor Ort ausgegeben, sagt Johannes Reck von Get Your Guide. Er schätzt den welt­weiten Markt für online gebuchte Urlaubs­aktivitäten auf 100 Milliarden Euro, in Europa auf 40 Milliarden Euro.

"Eine immer größere Rolle dürfte in Zukunft die stetig wachsende Verbreitung mobiler Endgeräte und passender Apps spielen, über die sich auch von unter­wegs schnell und einfach buchen lässt", sagt Iris Gleicke, Tourismus­beauftragte im Bundes­ministerium für Wirtschaft und Energie. Hinzu kommt, dass WLAN auf Reisen an immer mehr Orten kostenlos ver­fügbar ist. Nicht nur in Hotels, sondern vielerorts bereits flächen­deckend im City-Bereich.

Der Berliner Fern­seh­turm gilt bei Get Your Guide als die beliebteste Aktivität Berlins. Täglich werden über das Portal rund 50 Buchungen vermittelt. Insgesamt werden jedoch bisher nur 20 Prozent aller Tickets für die Attraktion online vertrieben. Das zeigt, welches Entwicklungs­potential der Markt hat. Und wie viele Menschen sich im Urlaub immer noch in lange Warte­schlangen stellen.

Mit der Weiter­gabe vertraulicher Informationen sollten man im Internet grundsätzlich sehr vorsichtig umgehen. Das zeigt auch unser Artikel zu unsicheren Flug­buchungs­systemen.

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