Themenspezial: Verbraucher & Service Jubiläum

Ein Jahr Funkloch-App: Was hat sie wirklich gebracht?

Auf Zugreisen und im Wald ist es beson­ders oft der Fall: Kein mobiles Internet. Aus Sicht der IT-Indus­trie ist der Mobil­funk­ausbau hier "fern von zufrie­denstel­lend". Doch was ein Funk­loch ist, darüber gehen die Meinungen ausein­ander.
Von dpa /

Eine mobile Sendestation in Harzgerode bezeichnet sich selbst als Funkloch-Stopfer. Eine mobile Sendestation in Harzgerode bezeichnet sich selbst als "Funkloch-Stopfer".
Bild: dpa
Handy­nutzer und Anbieter haben offenbar unter­schied­liche Vorstel­lungen von Funk­löchern. Diese Annahme habe sich gut ein Jahr nach dem Start einer Funk­loch-App für Sachsen-Anhalt bestä­tigt, teilte die CDU-Land­tags­frak­tion mit. "So empfinden Bürger ein Funk­loch schon dann, wenn ein Strea­ming in hoher Qualität nicht möglich ist", sagte eine Spre­cherin. Durch den Einsatz der Funk­loch­finder-App habe auch ein Umdenken bei den Provi­dern statt­gefunden.

Mit der am 12. September 2018 gestar­teten App sollte der Druck auf die Netz­anbieter erhöht werden, die Funk­löcher zu schließen. Die App merkt sich den markierten Standort ohne Funk­verbin­dung und sendet ihn, sobald sie wieder online ist. Eine mobile Sendestation in Harzgerode bezeichnet sich selbst als Funkloch-Stopfer. Eine mobile Sendestation in Harzgerode bezeichnet sich selbst als "Funkloch-Stopfer".
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Was tun, wenn der Ausbau nicht rentabel erscheint?

Knapp 6000 mal sei die App herun­terge­laden und rund 75 000 Hinweise seien gemeldet worden. "Beson­ders aktiv sind unsere Bürger im Harz, der Dübener Heide, der Altmark und Teilen des südli­chen Sachsen-Anhalts", hieß es.

Beim Vorgehen gegen schlechtes Netz sieht der Verband der IT- und Multi­media­indus­trie Sachsen-Anhalt auch die Politik in der Pflicht. So müsse ein Unter­nehmen auch wirt­schaft­lich abwägen, wo Funk­masten aufge­stellt werden und wo nicht. Hier sei der Staat gefragt, Stand­orte, die nicht rentabel seien, entweder zu subven­tionieren oder in Eigen­initia­tive Masten aufstellen. Schlechter Funk­empfang kann auch an der Land­schaft liegen. "Wald und Laub sind für Funk­wellen tödlich," sagt der Verbands­vorsit­zende und Unter­nehmer Marco Langhof.

Der Verband bremst auch die Erwar­tung, dass sehr schnell alle Funk­löcher gestopft werden können. Wenn die Politik jedoch Willen zeige, könne man zumin­dest Dörfer ab rund 1000 Einwoh­nern und Fern­zugstre­cken inner­halb der nächsten Jahre zuver­lässig an ein mobiles Netz anschließen. "Wenn man das wirk­lich will, kann man bis 2025 durch sein", sagt Langhof.

Die Christ­demo­kraten wollen in den kommenden zwei Jahren zehn Millionen Euro für ein Sofort­programm für Mobil­funk ausgeben. Ob das aber tatsäch­lich im Haus­halt fest­geschrieben wird, steht nicht fest.

Derweil wird in Sachsen-Anhalt bereits der neuste Mobil­funk­stan­dard 5G ausge­baut. Ob dies aber kurz­fristig zu einer allge­mein besseren Netz­abde­ckung führen wird, ist Langhof zufolge eher unwahr­schein­lich. Für eine flächen­deckende Versor­gung brauche es seinen Angaben zufolge 180 000 Funk­masten. Derzeit gebe es in der Bundes­repu­blik aber ledig­lich 75 000 Stand­orte.

Kurz nach der App in Sachsen-Anhalt star­tete dann im Herbst 2018 die bundes­weite Funk­loch-App.

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