eCall

Verbraucherschützer: Notruf muss staatliche Aufgabe bleiben

Der Verbraucherzentrale Bundesverband vzbv fordert Europaabgeordnete auf, gegen das Notrufsystem eCall zu stimmen, das ab 2015 zwingend in alle Fahrzeuge in der EU eingebaut werden soll.
Von Marie-Anne Winter

eCall soll Hilfe holen, wenn der Fahrer nicht mehr dazu in der Lage ist. eCall soll automatisch Hilfe holen, wenn der Fahrer nicht mehr dazu in der Lage ist.
Bild: dpa
Um das automatische Notrufsystem für Fahrzeuge eCall wird seit Jahren heftig gestritten. Das System soll als Bestandteil der EU-Verkehrs­sicherheits­offensive dazu beitragen, die Anzahl der Verkehrtstoten innerhalb der EU zu senken. Zwar sinkt die Anzahl der Verkehrstoten seit Jahren, aber im vergangenen Jahr starben auf Europas Straßen noch immer mehr als 26 000 Menschen bei Verkehrsunfällen. Am morgigen Dienstag, den 15. April, wird das EU-Parlament darüber abstimmen, ob dieses System für alle Fahrzeuge in der EU ab 2015 verpflichtend wird. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert die Europaabgeordneten auf, gegen die Verordnung zu stimmen. Die Verbraucherschützer sehen noch zu viele offene Fragen.

eCall soll Hilfe holen, wenn der Fahrer nicht mehr dazu in der Lage ist. eCall soll automatisch Hilfe holen, wenn der Fahrer nicht mehr dazu in der Lage ist.
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Holger Krawinkel, Leiter des Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik beim vzbv kritisiert, dass neben dem öffentlichen 112-eCall-Dienst auch private eCall-Dienste zugelassen werden sollen: "Notfallrettung ist eine originäre Aufgabe des Staates und darf nicht in private Hände geraten. Ein Notruf muss ein Notruf bleiben und direkt bei 112 ankommen."

Viele Bedenken beim Datenschutz

Auch hinsichtlich des Datenschutzes hat der Verband Bedenken: "Verbraucherinnen und Verbraucher müssen wissen, wer die Daten erhebt, erfasst, weitergibt und speichert. Maximale Sicherheit ist auch bei der Installation der SIM-Karte unerlässlich. Daten dürfen auf keinen Fall von außen abgefangen werden können", sagt Krawinkel. Neben der SIM ist eine eCall-Einheit auch mit einem GPS-Modul ausgestattet. Beim öffentlichen eCall würden die Grundsätze des Datenschutzes von den Datenschutzbeauftragten überprüft. Beim privaten eCall sei der Verbraucher darauf angewiesen, die Bedienungsanleitung genau zu studieren. Hier befürchten Datenschützer, dass auch unabhängig von einem Notruf Informationen übermittelt werden können und so beispielsweise das Erstellen von Bewegungsprofilen möglich ist.

Vor allem sei auch nicht geklärt, was der Einbau entsprechender Technik im Auto, der entsprechende Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Umrüstung der Notrufzentralen am Ende insgesamt kosten wird - und noch weniger, wer für diese Mehrkosten am Ende aufkommen soll. Nach Angaben der EU-Kommission soll der Einbau von eCall etwa 100 Euro pro Fahrzeug kosten - Kritiker befürchten allerdings deutliche höhere Gesamtkosten.

Zudem besteht die Gefahr, dass die Rettungskette durch mehr technischen Aufwand am Ende gar nicht verkürzt wird, was eigentlich das Ziel der ganzen Maßnahme ist, sondern sich verlängert, weil zusätzliche eCall-Leitstellen in den teilnehmenden Ländern eingerichtet werden sollen, die ihrerseits die örtlichen Leitstellen informieren.

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