Schnelles Internet auf dem Land: Deutlich längere Verträge möglich
Der Koalitionsvertrag - hier in den Händen von Angela Merkel - sieht vor, dass DSL-Verträge auf dem Land bis zu vier Jahre laufen könnten.
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Die Große Koalition hat ihren finalen Koalitionsvertrag vorgelegt. Im Bereich Breitbandausbau
gab es dabei noch eine Überraschung, die in den bisher bekannt gewordenen Entwürfen nicht vorgesehen
war. Zwar sieht
die Große Koalition, wie gestern bereits berichtet, nun doch von einer regionalen Regulierung
des Marktes ab, will aber im ländlichen Bereich unter Umständen die Nutzer verstärkt in die Pflicht nehmen,
um den Netzausbau für ein breitbandiges Internet zu ermöglichen. Dazu sollen längere Vertragslaufzeiten
eine Rolle spielen.
Damit sich ein Ausbau und die Investition in die Breitbandnetze lohnt, brauchen die Anbieter Sicherheit, dass Kunden oder Mitbewerber ihre Dienste und Vorleistungen buchen. In aller Regel reichen hier offenbar zwei Jahre Vertragslaufzeit als Sicherheit nicht aus, wenn nicht auf bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden kann. Daher erwägt die Große Koalition laut dem vorlegten Koalitionsvertrag, in diesen Fällen die Vertragslaufzeiten auf drei bis vier Jahre zu verlängern.
Wettbewerbsreduzierung zu Gunsten des Breitbandausbaus
Der Koalitionsvertrag - hier in den Händen von Angela Merkel - sieht vor, dass DSL-Verträge auf dem Land bis zu vier Jahre laufen könnten.
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Wörtlich heißt es im
Koalitionsvertrag
[Link entfernt]
:
"Um mehr
Investitionssicherheit für Netzbetreiber im ländlichen Raum zu schaffen werden wir
die rechtlichen Rahmenbedingungen für längerfristige Verträge der Netzbetreiber mit
den Netznutzern zu Ausbau und Finanzierung der Breitbandinfrastruktur prüfen und
gegebenenfalls Vertragslaufzeiten von 3 bis 4 Jahren im ländlichen Raum ermöglichen."
Für den Kunden bedeutet dies, dass er sich bei Umsetzung dieses Vorhabens künftig deutlich langfristiger an seinen Anbieter bindet, wenn dieser im Rahmen dieser Gesetzesänderung bei ihnen das Netz ausbaut. Umgekehrt muss den Anbietern aber auch zugestanden werden, dass die noch zu erschließenden Gebiete oftmals nicht wirtschaftlich zu erschließen sind und die Unternehmen Interesse daran haben, wirtschaftlich zu arbeiten. Würde sich mit einer längeren Vertragslaufzeit und somit einem höheren Umsatz auf die Vertragsdauer der Breitbandausbau finanzieren lassen, wäre das ein möglicher Weg der Finanzierung des Ausbaus. Für einen funktionierenden Wettbewerb wäre eine Vertragslaufzeit von vier Jahren jedoch kritisch zu sehen, da nach einem vermutlich harten Kampf um die Neukunden diese Kunden vier Jahre lang ihren Anbieter behalten müssten.
Förderbetrag des Bundes von einer Milliarde Euro gestrichen
Im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen war durchgesickert, dass die Bundesregierung den Breitbandausbau mit einem Betrag von einer Milliarde Euro fördern wollte. Im ersten Entwurf des Vertrags war diese Passage noch enthalten, aber schon geklammert, so dass man eine Streichung befürchten konnte. Diese ist in der finalen Version auch durchgeführt worden. Stattdessen soll es ein Sonderfinanzierungsprogramm "Premiumförderung Netzausbau" bei der staatlichen Förderbank KfW geben. Ferner denkt man über private Investitionen über einen "Breitband-Bürgerfond" nach.
Große Koalition will verstärkte Kooperationen von Unternehmen
In Bezug auf leistungsfähige Breitbandnetze sieht die Große Koalition vor allem wettbewerbs- und investitionsfreundliche Rahmenbedingungen im EU-Telekommunikationsrecht und im Telekommunikationsgesetz als wichtig an. Außerdem zielt sie auf verstärkte Kooperation von Unternehmen, bessere Fördermöglichkeiten sowie einer gute Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen ab. "Wir werden darauf hinwirken, dass die Regulierung der Telekommunikationsmärkte sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene so gestaltet wird, dass sich Investitionen im ländlichen Raum lohnen."
Wir haben bereits in weiteren Meldungen über den Koalitionsvertrag berichtet. So hat sich die Koalition auf die Vorratsdatenspeicherung verständigt, lehnt den Routerzwang ab und hat ihre Ansichten zur Netzneutralität dokumentiert.