Ausprobiert

Drimsim: Internationale Roaming-SIM im Test

Die internationale Roaming-SIM Drimsim aus Russland überzeugt im Test durch eine gute Sprachqualität und eine transparente Abrechnung. Doch beim Service hapert es noch etwas und die abenteuerliche Registrierung dürfte nicht jedermanns Sache sein.
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Roaming-SIM-Karten zum weltweiten mobilen Telefonieren und Surfen gibt es mittlerweile viele - und man braucht sie auch nach der Einführung von Roam-like-at-home in der EU weiterhin. Insbesondere bei Reisen außerhalb der EU drohen sonst mit dem deutschen Handy-Vertrag immense Kosten.

Eine dieser Roaming-SIM-Karten, die nach eigenen Angaben in 229 Ländern weltweit funktionieren soll, ist Drimsim. Zu Drimsim muss man allerdings wissen: Die SIM-Karte ist für abgehende Telefonate nicht in einem Einfach-Handy nutzbar. Denn für eine Benutzung der SIM ist die Smartphone-App von Drimsim unerlässlich, die es für Android und iOS gibt. Wir haben Drimsim einem Test innerhalb Deutschlands unterzogen. Roaming-SIM Drimsim im Test Roaming-SIM Drimsim im Test
Screenshot: teltarif.de

Drimsim: Stolperfallen bei der Einrichtung

Die SIM-Karte von Drimsim kann auf der Webseite in beliebiger Menge bestellt werden, eine SIM kostet 10 Euro (ohne Guthaben). Der Versand erfolgt weltweit kostenlos. Drimsim hat seinen Sitz in Russland, unser SIM-Kartenträger lag ohne jede weitere Verpackung in einem stabilen A5-Briefumschlag, der Brief kam allerdings von einer Adresse in Barcelona, Spanien.

Eine Anleitung zu Drimsim gibt es nicht, ungeübte Anwender müssen also fast alles selbst herausfinden. Die Homepage und die Smartphone-App sind zwar außer in Russisch auch auf Englisch gehalten. Doch nicht alle Teile sind konsequent übersetzt. Die Push-Benachrichtigungen der App kamen weiterhin auf Russisch und auch die Bestätigungs-E-Mails zur Registrierung waren einsprachig auf Russisch. Das erweckt sicherlich nicht bei allen Verbrauchern sofort Vertrauen - hier muss der Anbieter nachbessern.

Da die Drimsim-App für die Nutzung unerlässlich ist, sollte diese entweder vor dem ersten Einlegen der SIM ins Smartphone oder spätestens direkt danach installiert werden. Auch für den weiteren Einrichtungsvorgang ist eine Internetverbindung erforderlich, man sollte sich zur Erstkonfiguration also auf jeden Fall in einem WLAN aufhalten. Die SIM-Karte kam von einem Absender aus Spanien Die SIM-Karte kam von einem Absender aus Spanien
Bild: teltarif.de

Abenteuerlicher Registrierungsvorgang per App

Etwas abenteuerlich war dann auch die Registrierung: Nach der Installation meldet die App, dass sie sich im "Demo mode" befindet, Telefonieren und Surfen ist noch nicht möglich. Für die Registrierung der SIM muss die E-Mail-Adresse eingegeben werden. Dann aktiviert die App die Smartphone-Kamera. Nun muss zunächst der SIM-Kartenträger unter die Kamera gehalten werden, in unserem Test las die App alle Angaben schnell und zuverlässig ein.

Beim deutschen Personalausweis klappte das aber nicht. Schließlich erklärte uns die App, dass sie die persönlichen Daten und die dreizeilige maschinenlesbare Datenzone mit Ausweisnummer auf derselben Seite benötigt. Wir besitzen aber noch einen Personalausweis, bei dem sich die maschinenlesbare Datenzone auf der Rückseite befindet. Also mussten wir unseren Reisepass aus der Schublade kramen, denn dort befinden sich Datenzone und persönliche Angaben auf einer Seite.

Ersteinrichtung über die App Ersteinrichtung über die App
Screenshots: teltarif.de
Nun erst konnte die App die Registrierung endgültig durchführen. Schon nach wenigen Sekunden erhielten wir eine E-Mail mit russischem Text, in der zu lesen war, dass unsere Anmeldung erfolgreich gewesen und die SIM jetzt freigeschaltet sei. Dieses etwas umständliche Prozedere dürfte den Kundenkreis von Drimsim einschränken, zumal Drimsim im übrigen keinerlei Auskunft darüber gibt, ob, wo und wie lange das von der App geschossene Foto des Ausweisdokuments gespeichert wird. Eine anonyme Nutzung von Drimsim ist nicht möglich.

Rufnummer, Netz, Guthabenaufladung, App & Fazit

Bei der Registrierung wies uns das System von Drimsim eine britische Rufnummer mit der Vorwahl +44-79 zu. Unsere Karte buchte sich innerhalb Deutschlands ins o2-Netz ein. Nach dem Kauf befand sich kein Startguthaben auf der Karte. Die Aufladung ist - wie die Account-Registrierung - ausschließlich über die App möglich. Zunächst muss der Kunde unter "My Cards" die Daten seiner Kreditkarte fest hinterlegen, eine fallweise Eingabe ist nicht möglich. Auch das könnte Datenschutz-Verfechtern negativ aufstoßen, da die App ja eine dauerhafte Internetverbindung voraussetzt.

Der Anwender kann nun entweder vorgegebene Beträge in den Stufen 25, 50, 75 und 100 Euro aufbuchen oder selbst einen frei definierten Betrag eingeben. Im Test entschieden wir uns dazu, zunächst einmal 5 Euro aufzubuchen, und das war in wenigen Sekunden erledigt.

Sehr übersichtlich und ausführlich ist das Hauptfenster der App gehalten. Unter der eigenen Rufnummer steht der momentane Guthabenbetrag und wann dieser zuletzt aktualisiert wurde. Per GPS erkennt die App den momentanen Standort und rechnet aus, für wie viele Telefonminuten oder Daten-MB im Aufenthaltsland das Guthaben noch reicht. Unter "Expenses" kann der Kunde übersichtlich nachverfolgen, welcher Vorgang wie viel gekostet hat. Unten auf der Hauptübersicht werden die Tarife für das momentane Aufenthaltsland genannt und eine Karte zeigt den momentanen Aufenthaltsort an. Die SIM-Karte wird ganz ohne Verpackung geliefert Die SIM-Karte wird ganz ohne Verpackung geliefert
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Telefonieren und SMS versenden per Drimsim

Im zweiten App-Reiter "Calls" befindet sich dann die Zifferntastatur für abgehende Telefonate. Diese müssen zwingend von hier aus geführt werden - wie bereits gesagt bei einer bestehenden Internetverbindung entweder per WLAN oder über das mobile Datennetz. Abgehende Telefonate mit der regulären Telefon-App des Smartphones sind bei Drimsim nicht möglich. Eingehende Telefonate werden allerdings von der Telefon-App angenommen und nicht von der Drimsim-App.

Die Anrufliste befindet sich im dritten Reiter der App, während der vierte auf das Smartphone-Adressbuch zugreift. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass alle Nummern - auch die im eigenen Land - mit der Landesvorwahl abgespeichert sein müssen, denn die Drimsim-App hat ja keine deutsche, sondern eine britische Rufnummer.

Im Test probierten wir, auch ohne Internetverbindung abgehend zu telefonieren, doch das ließ die App nicht zu. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden abgehende Telefonate also per VoIP vermittelt und nicht über den lokalen Roaming-Partner. SMS müssen hingegen außerhalb der Drimsim-App über die reguläre SMS-Funktion des Smartphones geschickt werden - dies klappte im Test reibungslos.

Die Sprachqualität war bei den von uns geführten Telefonaten stets einwandfrei, qualitativ waren sie mit regulären UMTS-Telefonaten vergleichbar. Stockungen, verschluckte Silben oder Aussetzer sind uns nicht aufgefallen. Aktivierung, Hauptfenster, Telefonie-Fenster der App Aktivierung, Hauptfenster, Telefonie-Fenster der App
Screenshots: teltarif.de

Das kostet Telefonieren per Drimsim

Ruft man im App-Menü den Punkt "Rates" auf, erscheint die Tarifübersicht von Drimsim. Hier müssen oben Start- und Zielland des Telefonats eingegeben werden. Abgehende Telefonate ins deutsche Festnetz kosten bei Aufenthalt in Deutschland 12 Cent pro Minute, in deutsche Handynetze 15 Cent Minutenpreis. SMS werden mit jeweils 16 Cent abgerechnet und ein Daten-MB mit 1 Cent. Telefonate zu einem anderen Drimsim-Teilnehmer kosten 10 Cent und eine SMS zu Drimsim 3 Cent.

Wichtig zu wissen ist, dass Drimsim keinerlei Minutenpakte oder Internet-Flatrates anbietet, es wird stets zu den Einzelpreisen im Tarifrechner abgerechnet. Die Preise, um mit einer Drimsim vom Ausland nach Deutschland zu telefonieren, sind in vielen Fällen durchaus akzeptabel. Von den USA kosten Telefonate ins deutsche Festnetz 8 Euro-Cent, in Mobilfunknetze 11 Cent. Hält man sich mit der Roaming-SIM in China auf, werden 17 Cent ins deutsche Festnetz und 20 Cent in die Handy-Netze abgerechnet.

Teurer wirds von Russland nach Deutschland: 52 Cent ins deutsche Festnetz und 55 Cent zu Handynummern berechnet Drimsim. Diese Tarife gelten auch für Telefonate aus der Türkei nach Deutschland. Manchmal ist es bei Drimsim sogar günstiger, nach Deutschland zu telefonieren als innerhalb des Reiselands selbst: Telefonate innerhalb Russlands kosten 70 Cent pro Minute, innerhalb der Türkei 65 Cent Minutenpreis.

Man sollte also vor jedem Telefonat den auch auf der Webseite verfügbaren Tarifrechner von Drimsim konsultieren, um nicht nach dem Telefonat eine Überraschung zu erleben.

Fazit zu Drimsim

Wenn man sich vorher genau über die Gesprächspreise informiert und diese mit der Konkurrenz vergleicht, kann Drimsim eine sehr günstige Möglichkeit sein, international zu telefonieren. Und dabei ist die Nutzung mit der App sehr einfach und transparent - der Kunde hat jederzeit einen guten Überblick über Restguthaben und verbrauchte Einheiten. Auch an der Sprachqualität der Drimsim-Telefonate hatten wir nichts auszusetzen. Nachteilig ist aber die zwingend vorausgesetzte Internetverbindung.

Weniger transparent ist darüber hinaus der Registrierungsvorgang, bei dem der eigene Personalausweis von einem russischen Unternehmen abfotografiert, ausgelesen und ins Internet übertragen wird. Das dürfte nicht jedem potenziellen Kunden gefallen - gegebenenfalls sollte man dann einen Anbieter wählen, der hier transparenter vorgeht.

In Reaktion auf diesen Testbericht hat Drimsim mittlerweile zu einigen Fragen und Ungereimtheiten Stellung bezogen: Drimsim Roaming-SIM: "Wir haben mit Russland nichts zu tun".

Alle teltarif.de-Testberichte zu Roaming-SIMs und -Hotspots finden Sie auf unserer Übersichtsseite zu Roaming-SIMs.

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