QRM

DOCSIS 3.1 im Kabel: Funkamateure befürchten massive Störungen

Die Aufrüstung der Breitbandkabelnetze für schnelle Internet-Verbindungen kann zu massiven Störungen führen. Der DARC fordert seine Mitglieder zu entsprechenden Meldungen auf.
Von

DOCSIS 3.1 kann zum Ärgernis für Radiohörer und Funkamateure werden DOCSIS 3.1 kann zum Ärgernis für Radiohörer und Funkamateure werden
Foto: Albrecht
Der Bedarf an schnellen Internet-Zugängen wächst weiter. So ist es in den Breitbandkabelnetzen geplant, das DOCSIS-3.1-Verfahren einzusetzen, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Dabei werden zunächst Frequenzen im Bereich bis 200 MHz eingesetzt. Später könnten noch höhere Frequenzbereiche eingesetzt werden.

Die zu erwartenden Datenraten liegen im Gigabitbereich. Für die Kabelnetzbetreiber und deren Kunden lohnt sich die Aufrüstung demnach in jedem Fall. Allerdings ist DOCSIS 3.1 nicht ohne "Risiken und Nebenwirkungen" zu haben. So liegt der UKW-Rundfunkbereich genauso innerhalb des für Kabel-Internet verwendeten Wellenspektrums wie das 2-Meter-Amateurfunkband. Auch DAB+ könnte betroffen sein.

Kabel-Sonderkanal 6 seit Jahrzehnten ein Ärgernis

DOCSIS 3.1 kann zum Ärgernis für Radiohörer und Funkamateure werden DOCSIS 3.1 kann zum Ärgernis für Radiohörer und Funkamateure werden
Foto: Albrecht
Nun hat sich der Deutsche Amateur Radio Club (DARC) e.V. zu Wort gemeldet. Zwar sei derzeit noch nicht absehbar, wie sich der Breitbandausbau effektiv auswirken wird. Der in den Kabelnetzen schon seit vielen Jahren verwendete Sonderkanal 6 werde jedoch von Anfang an als unerwünschte Abstrahlung des Kabelnetzes im 2-Meter-Amateurfunkband (145,750 MHz) wahrgenommen.

Eine einfache Fahrt mit dem PKW durch die Stadt genüge, um anstelle der Signale von Amateurfunkstellen den Fernsehton per Funkgerät ungewollt zu empfangen. Diese Störung überschreite oft die Grenzwerte der SchuTSEV (Schutz von Funkdiensten mit Sicherheitsaufgaben), weshalb bereits Sonderkanäle im Kabelnetz, die den Flugfunk beeinträchtigt haben, abgeschaltet wurden.

Da die Kabelnetze infolge unzureichend abgeschirmter Hausanschlüsse bzw. defekter Kabelmuffen und nicht zuletzt unsachgemäßer Selbstbaulösungen bei der Kabelverteilung nicht überall nachgearbeitet wurden, bestehe durchaus Grund zur Sorge, dass künftig breitbandiges Rauschen im Bereich bis 200 MHz aufgrund dieser "Kabelnetz-Stoßstellen" abgestrahlt wird.

DARC: "Wir brauchen Wäschekörbe voller Störungsmeldungen"

Schon auf einer DARC-Mitgliederversammlung am 12. November vergangenen Jahres appellierte das Vorstandsmitglied der Interessensvereinigung der Funkamateure, Christian Entsfellner: "Wir brauchen Wäschekörbe voller Störungsmeldungen." So soll das Ausmaß der Beeinträchtigungen, die sich durch die Strahlung aus den Kabelnetzen ergeben, dokumentiert werden.

Wie groß das Ausmaß der Störungen durch den Einsatz von DOCSIS 3.1 tatsächlich sein wird, bleibt abzuwarten. Für den UKW-Rundfunk könnte es indes eine Galgenfrist geben: Solange die Kabelnetzbetreiber diesen Frequenzbereich nutzen, um ihren Kunden ebenfalls analoge Hörfunkprogramme anzubieten, muss dieser Frequenzbereich für DOCSIS 3.1 ausgeklammert werden, da sich die verschiedenen Dienste innerhalb des gleichen Netzes ansonsten gegenseitig stören würden.

DOCSIS 3.1 ist nicht das einzige Ärgernis für Rundfunkhörer und Funkamateure. In einer eigenen Meldung haben wir bereits darüber berichtet, wie stark der Einsatz von Powerline bei der Heimvernetzungen zu Störungen führen kann.

Mehr zum Thema DOCSIS