Disney+: Das kann der neue Streaming-Dienst
Disney+ heißt der neue Streaming-Dienst des US-Konzerns In den Wirtschaftsnachrichten war es für viele Leser wahrscheinlich nur eine Randnotiz. Am 20. März 2019 hat The Walt Disney Company die Übernahme von 21st Century Fox abgeschlossen. Das Film- und Serienimperium des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch wechselte für unglaubliche 71 Milliarden US-Dollar den Besitzer. Eines der Filetstücke des Unternehmens ist das Filmstudio 20th Century Fox und seiner Rechtebibliothek, zu der unter anderem Blockbuster wie Avatar, Star Wars, Ice Age, die Alien-Reihe aber auch Serien wie die Simpsons gehören. Zusammen mit dem Marvel-Universum (X-Men, Spider-Man, Captain Marvel etc.) und natürlich allen Disney- sowie Pixar-Produktionen entsteht gerade in Hollywood ein neuer Medien-Gigant, der selbst Netflix und Amazon extrem gefährlich werden kann. Klar ist schon jetzt: Beim Streaming werden die Karten neu gemischt, wenn noch in diesem Jahr Disney+ weltweit an den Start geht. Eine deutsche Preview-Seite wurde bereits freigeschaltet.
Was erwartet die Zuschauer?
Disney+ heißt der neue Streaming-Dienst des US-Konzerns Noch in diesem Monat versammelten sich die Aktionäre von Walt Disney zur jährlichen Hauptversammlung in St. Louis. Dort machte CEO Bob Iger unmissverständlich klar, dass sich Amazon und Netflix weltweit warm anziehen müssen. So plant er, die komplette Bibliothek des Unternehmens im neuen Streaming-Dienst Disney+ verfügbar zu machen, der im Laufe des zweiten Halbjahres live gehen wird. Auch an Geld für unzählige Eigenproduktionen dürfte es nicht fehlen: Die Kassen des Micky-Mouse-Konzerns sind durch zahlreiche Blockbuster an den Kinokassen prall gefüllt.
In Los Gatos, am kalifornischen Stammsitz von Netflix, bekommt das Management um Reed Hastings und Content-Chef Ted Sarandos deshalb sicherlich kalte Füße, immerhin steht auch Apples eigener Streaming-Dienst mit vielen ebenso teuren Eigenproduktionen in den Startlöchern. Zudem musste Netflix in den vergangenen Monaten auch noch die Preise erhöhen, um weiterhin milliardenschwere Eigenproduktionen wie Stranger Things und The Crown stemmen zu können. Genauere Informationen zum künftigen Programm und Konzept kündigte Disney zwar erst zum Investors Day am 11. April an, doch Iger setzte bereits vorab nicht nur inhaltliche Zielmarken, sondern ging auch konkret auf den Preis ein. So wolle man zumindest am Anfang noch klar unter den Monatsgebühren von Netflix bleiben, da der Katalog erst Schritt für Schritt aufgebaut werden müsse und noch nicht den gleichen Umfang wie Netflix haben werde. Realistisch dürfte damit auch für Europäische Abonnenten ein Preis klar unter der symbolischen 10-Euro-Marke sein.
Lizenzen in Europa
Interessant dürfte allerdings vor allem ein Punkt sein: Werden zum Start von Disney+ alle Inhalte weltweit zeitgleich verfügbar sein? Das ist mehr als fraglich. Bislang liegt der eine oder andere Disney-Blockbuster als Lizenzware bei der Konkurrenz. Zu nennen wäre hier unter anderem Sky, das bis kürzlich ebenfalls noch teilweise zum Murdoch-Konzern 21st Century Fox gehörte und eigentlich ebenfalls vollständig an Fox und damit den Disney-Konzern gehen sollte.
Dem machte allerdings die britische Kartellbehörde einen Strich durch die Rechnung, weshalb Sky nun Teil des US-Kabelkonzerns Comcast wurde, zu dem ebenfalls die Filmstudios Universal Pictures gehören. In Deutschland ist Disney darüber hinaus zusammen mit der RTL-Gruppe am Free-TV-Kanal Super RTL beteiligt und betreibt mit dem Disney Channel auch selbst einen Free TV-Kanal. Auf der Sky-Plattform kommt dann beispielsweise noch Disney Cinemagic hinzu, wo sich unter anderem Animationsfilme wie "Der König der Löwen" finden. Viele Marvel-Produktionen landeten schließlich bei Netflix, doch diese wurden im Zuge des Starts von Disney+ bereits größtenteils eingestellt bzw. aus dem Katalog genommen.
Preis gegen Qualität
Selbst wenn Disney+ zunächst auch in Deutschland mit günstigeren Preisen an den Start geht, wird es nach unserer Einschätzung schon sehr bald zu deutlichen Preiserhöhungen kommen. Dafür spricht zum einen der Inhalte-Katalog, zum anderen aber auch kommende Investitionen in hochkarätige Eigenproduktionen. Mittel- bis langfristig ist ganz klar mit einem Zusammenschrumpfen der großen Wettbewerber zu rechnen. Sollte Netflix jedoch die globale Vormachtstellung im Streaming verlieren, werden sie gezwungen sein, die Preise zu senken. Damit steht aber wiederum weniger Geld für attraktive Eigenproduktionen zur Verfügung und Abonnenten wandern ab, weshalb die Einnahmen weiter sinken. Ein Teufelskreis, welcher auf lange Sicht zu Lasten von Qualität und Angebot gehen wird. Denn wenn Netflix weniger ins Programm investieren kann, werden auch andere Konkurrenten nicht unnötigerweise das Scheckbuch zur Produktion guter Serien und Filme zücken.