Schweiz

DAB+ im Kabel: Ein erster Versuch ist gescheitert

Ein erster Versuch das Digitalradio DAB+ auch im Kabel auszustrahlen ist in der Schweiz gescheitert. Es gab nur wenige Kunden, die spezielle Empfangsgeräte gekauft haben. Jetzt denken Hardwarehersteller über alternative Lösungen nach.
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Der analoge UKW-Hörfunk wird im Kabel voraussichtlich schneller abgeschaltet werden als in der Luft. Grund ist, dass die Frequenzen schon bald für den neuen Internet-Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 benötigt werden. Doch wie geht es mit Radio-Übertragungen im Kabel weiter?

DVB-C wird für Hörfunk kaum genutzt

Eigentlich steht ein digitaler Standard seit Jahren zur Verfügung: DVB-C wird im Kabel sowohl für TV- als auch Radioübertragungen genutzt. Allerdings sind Hörfunkveranstalter mit der Resonanz sehr unzufrieden, weil Kabelkunden heute kaum noch Set-Top-Boxen für DVB-C nutzen und diese zum Radioempfang an die HiFi-Anlagen anschließen. Das DVB-C-Empfangsteil ist in der Regel direkt im Fernsehgerät eingebaut. Radio wird über diesen Weg so gut wie gar nicht gehört, wie Hörfunkveranstalter zuletzt eingeräumt haben. Die meisten Kabelkunden hören noch klassisch über UKW.

In der Schweiz gab es jetzt einen ersten Versuch, anstelle von UKW den terrestrischen Radiostandard DAB+ auch im Kabel zu übertragen. Im Raum Luzern hat der Netzbetreiber UPC die Kabel-UKW-Übertragungen bei 1 000 Testhaushalten abgeschaltet.

Problem ist, dass auch ein Großteil des terrestrischen DAB-Bands (die UHF-Kanäle 5 bis 12) künftig im Kabel für DOCSIS 3.1 genutzt werden soll. Somit muss DAB+ im Kabel auf Sonderkanälen ausgestrahlt werden, die von handelsüblichen Geräten nicht empfangen werden können. Kunden im Raum Luzern mussten daher über UPC für 119 Franken (rund 110 Euro) spezielle DAB+-Kabel-Geräte kaufen.

UPC: Kaum Kunden von speziellen DAB+-Kabel-Empfängern

Jetzt beschloss der Kabelnetzbetreiber das vorläufige Ende des Betriebsversuchs und kündigte zudem an, dass keine weiteren Tests geplant seien und es auch keine Pläne für eine schweizweite Umstellung des Angebotes auf den digitalen Standard DAB+ gebe.

Intern hatte UPC zuvor mitgeteilt, die Nachfrage nach den speziellen UPC-DAB+-Radios sei sehr bescheiden ausgefallen. "Das bedeutet faktisch, dass in Luzern während des Tests niemand mehr Radio übers Kabelnetz hörte", schrieb die Schweizer "Handelszeitung" dazu. UPC teilt nun mit, dass der UKW-Hörfunk im Kabel daher noch länger läuft. Ursprünglich hatte der Netzbetreiber geplant, UKW schon ab diesem Jahr sukzessive abzuschalten und nach Luzern auch in anderen Regionen durch DAB+ zu ersetzen.

Hardwarehersteller suchen nach Lösungen

Gelöst ist das Problem damit aber nicht, denn spätestens mit Inbetriebnahme der ersten Frequenzen für DOCSIS 3.1 muss das alte Kabel-UKW weichen. Wie teltarif.de auf der Fachmesse Anga Com in Köln erfuhr, denken die Hersteller von stationären DAB+-Radios darüber nach den Empfangsbereich der Geräte zu erweitern und in nachfolgenden Geräte-Generationen die Kabel-Sonderkanäle zu integrieren. Damit könnten solche Radios zumindest theoretisch die Signale aus dem Kabel empfangen, und Kunden wären nicht mehr auf proprietäre Lösungen wie die von UPC angewiesen. Anders als in der Schweiz gibt es in Deutschland aber bisher überhaupt keine Planungen von Netzbetreibern das Digitalradio DAB+ auch im Kabel auszustrahlen.

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