Große Reichweiten-Gewinne für DAB+-Programme
Schwarzwaldradio schafft den Sprung in die Media Analyse
Bild: Schwarzwaldradio
Mit Spannung wurde die heutige Bekanntgabe der ma 2019 Audio II erwartet. Erstmals werden in der Reichweitenanalyse Hörerzahlen präsentiert, die auf einer Fusion von ma Radio, der Webradio- und der DAB+-Studie basieren. Damit erhält die Werbeindustrie zum ersten Mal eine genaue Aufdröselung, welches Radioprogramm auf welchem Verbreitungsweg wie oft gehört wird.
Deutliche Reichweitengewinne bei bundesweiten DAB+-Sendern
Schwarzwaldradio schafft den Sprung in die Media Analyse
Bild: Schwarzwaldradio
Eines kann man nach Auswertung der Ergebnisse klar sagen: Radioprogramme, die zumindest auch oder ausschließlich terrestrisch über das Digitalradio DAB+ verbreitet werden, sind die großen Gewinner der Media Analyse. Große Zuwächse gab es bei den bundesweiten Sendern Radio Schlagerparadies, Klassik Radio, Absolut Relax, sunshine live und Radio Bob (in Hessen). Erstmals in die MA aufgenommen mit respektablen 20.000 Hörern pro Durchschnittstunde wurde Schwarzwaldradio. Das über DAB+ und Webstream verbreitete nationale Angebot von Radio Energy schaffte es sogar aus dem Stand auf 250.000 Hörer pro Stunde. Bei den werbefreien Programmen verdoppelt Deutschlandfunk Nova seine Reichweite.
Spannend ist die Detailauswertung der Statistik und hier vor allem der Vergleich zwischen den Verbreitungswegen Streaming (die Werbeindustrie bevorzugt diesen Weg wegen der Möglichkeiten der Personalisierung und Rückkanal) und dem Digitalradio DAB+. Viele Programme werden inzwischen über DAB+ öfter eingeschaltet als über den Online-Stream, obwohl sie zum Teil nur regional begrenzt digital-terrestrisch verbreitet werden, während der Webstream bundesweit verfügbar ist. So erreichen beispielsweise Klassik Radio oder Radio Teddy weit mehr Hörer über das digital-terrestrische Radio. Schwarzwaldradio hat sogar fast ausschließlich Hörer über DAB+, der Webstream wird so gut wie gar nicht genutzt. Internetradio liegt dagegen vor allem bei jüngeren Hörern vorn: So erreichen Wellen wie YOU FM (Jugendradio des Hessischen Rundfunks) oder das junge, alternative egoFM mehr Hörer online als über DAB+.
UKW-Wellen verlieren Hörer
Einige Sender, die bisher nicht über DAB+ zu hören sind, gehören zu den Verlierern der ma 2019 Audio II. Vor allem in Nordrhein-Westfalen gab es - freilich auf hohem Niveau - leichte Einbrüche bei radio NRW und einigen Lokalfunk-Kombis, was auf veränderte Hörgewohnheiten und eine Abwanderung der Hörer zu Digitalwellen hindeutet. Auch Rockland Radio in Rheinland-Pfalz hat Hörer verloren, was daran liegen dürfte, das in weiten Landesteilen mit Radio Bob und Rock Antenne Konkurrenten über DAB+ besser zu hören sind.
Über Wasser halten konnten sich die privaten Veranstalter aus Niedersachsen, dem Land, aus dem es zuletzt heftige Störfeuer gegen das Digitalradio gab: Antenne Niedersachsen, radio ffn und Radio 21 gewannen hinzu. Das dürfte die Politik stärken, weiter auf Marktabschottung und eine Ausgrenzung potenzieller Konkurrenten zu setzen.
Von der Media Analyse geht ansonsten eine recht eindeutige Message für Radiosender aus: Natürlich ist UKW mit großer Dominanz weiter der meist genutzte Weg zum Radiohören. 3,76 Millionen Hörer nutzen an einem durchschnittlichen Tag DAB+, während es unabhängig vom Empfangsweg rund 54 Millionen sind. Wer aber nicht in die digitale Zukunft investiert und zumindest auch auf das Pferd DAB+ setzt, dem drohen in naher Zukunft Reichweitenverluste.