Holpriger Start für DAB+ in Österreich
Kein guter Start für DAB+ in Österreich
Foto: wien.gv.at, Digital Audio Broadcasting
Der geplante Regelbetrieb des terrestrischen Digitalradios DAB+ in Österreich steht vor neuen, unerwarteten Problemen. Die Verwertungsgesellschaft AKM verlangt von den elf Hörfunkveranstaltern, die am nationalen Multiplex teilnehmen wollen, zu Beginn des Sendestarts ein Mindestentgelt von rund zwei Millionen Euro jährlich. Nach Erreichen der Ausbauphase 4, die eine flächendeckende Versorgung vorsieht, soll der Betrag auf rund fünf Millionen Euro steigen. Demgegenüber einigten sich die Hörfunkveranstalter kürzlich mit der die Künstler und Tonträgerhersteller vertretenden Verwertungsgesellschaft LSG auf einen neuen Tarif, der für elf Sender 66 000 Euro beträgt.
Die AKM fordert somit Entgelte, die das 30- bis 75-fache des Tarifs der LSG betragen. Begründet wird diese in Medienkreisen absurd hohe Forderung damit, dass bis zu einer Neuregelung für das digitale Radio jene Tarife angewendet werden sollen, die für analoge UKW-Privatradios gelten. "Dieser Ansatz ist absurd, weil jeder Haushalt in Österreich über mindestens ein UKW-Radio verfügt, während Digitalradios noch nicht so stark verbreitet sind", äußert sich Matthias Gerwinat, Geschäftsführer des Vereins Digitalradio Österreich. Durch diese Forderung der AKM verzögert sich seiner Meinung nach der Start von DAB+ um mindestens ein Jahr.
Strafanzeige gegen die AKM
Kein guter Start für DAB+ in Österreich
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Rechtsanwalt Michael Krüger, der den Verein Digitalradio Österreich juristisch berät, arbeite bereits an einer Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der AKM wegen des Verdachts auf Geldwucher und an einer Anzeige bei der Bundeswettbewerbsbehörde.
Es ist nicht das einzige Problem beim Start des digitalen Radios in der Alpenrepublik. Der öffentlich-rechtliche Österreichische Rundfunk (ORF) weigert sich, als Programmanbieter in die digitale Terrestrik einzusteigen und sieht die Zukunft des digitalen Hörfunks alleine im Internet. Auch die großen Privatradios, wie Kronehit, wollen nicht teilnehmen. Damit steht der Start des Regelbetriebs unter einem weit schlechteren Stern als in Deutschland, wo sich inzwischen alle ARD-Anstalten für DAB+ als Hörfunk der Zukunft einsetzen und auch viele Privatradios mitmachen.
Zwei Plattformbewerber
Für die Ausschreibung eines nationalen Sendernetzes und eines Multiplexes in Wien sind zwei Bewerbungen eingegangen. Die ORS, eine Tochter des ORF, an der auch noch eine private Bank beteiligt ist, bewirbt sich mit elf Programmen für die bundesweite Bedeckung. RTG Radio Technikum GmbH, ein Unternehmen um Gernot Fischer, dem ersten Geschäftsführer des Vereins Digitalradio Österreich, bewirbt sich für das regionale Sendernetz im Großraum Wien. Kein Interesse von Plattformbetreibern gab es für weitere regionale Muxe in anderen Bundesländern oder Großstädten.
Bisher sind 15 DAB+-Programme in einem Pilotversuch im Großraum Wien zu empfangen. Beim Regelbetrieb sollen bis 2020 knapp 85 Prozent der österreichischen Bevölkerung technisch mit DAB+ versorgt werden. Zunächst sollen die Landeshauptstädte und wichtigsten Verkehrswege erschlossen werden.
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