Digitalradio

Modell des DAB+-Chips entscheidet über guten oder keinen Empfang

Am Rand eines Sendegebiets ist das Modell des in einem DAB+-Radio eingebauten Chips oft entscheidend darüber, ob ein Nutzer noch einen guten oder überhaupt keinen Empfang hat. Doch: Woher weiß ein Käufer, welcher Chip in seinem Radio steckt?
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Der Chip ist das Herzstück eines Digitalradios Der Chip ist das Herzstück eines Digitalradios
Foto: teltarif.de
Das Herzstück eines Digitalradios mit DAB+ ist der Chip. Im Weltmarkt konkurrieren im Moment ein halbes Dutzend Firmen auf dem Sektor der DAB+-Module. Die größten sind Frontier Silicon [Link entfernt] , Gyrosignal und Quantek Inc. Weit über 90 Prozent der weltweit verkauften Digitalradios haben einen Chip von einem dieser drei Hersteller eingebaut.

Wer am Rande eines Sendegebiets wohnt, wird vielleicht beim Test unterschiedlicher Radio-Modelle bereits festgestellt haben, dass es eklatante Unterschiede geben kann. Der Digitalempfang über DAB+ ist sehr empfindlich. Oft entscheiden wenige Bitfehler zwischen optimalem oder gar keinem Empfang. Neben externen Störquellen spielt auch die Verarbeitung des Gerätes eine Rolle, und nicht zuletzt das verwendete Chip-Modell.

Dual DAB 2A empfängt doppelt so viele Sender wie Dual DAB 1A

Der Chip ist das Herzstück eines Digitalradios Der Chip ist das Herzstück eines Digitalradios
Foto: teltarif.de
In einem kleinen Test haben wir zwei DAB+-Adapter des Herstellers Dual, den DAB 1A und den DAB 2A, unter identischen Bedingungen miteinander verglichen. Unser Testort liegt im westlichen Rhein-Main-Gebiet. Bei Verwendung der gleichen Antenne ohne Positionsänderung empfing das Modell 1A neben dem "Bundesmux" nur die örtlichen Ensembles aus Hessen und Rheinland-Pfalz, während der DAB 2A zusätzlich noch die Programme von Bouquets aus Bayern und Baden-Württemberg in die Senderliste einordnete und damit doppelt so viele Sender zugänglich machte.

Unsere Recherche ergab, dass in den beiden Modellen unterschiedliche Chips eingebaut sind: Das Dual 1A verwendet ein Modul des Herstellers Gyrosignal, während im Dual 2A ein Chip von Frontier Silicon eingesetzt wird. Generell haben wir in diversen Tests festgestellt, dass die Module von Frontier Silicon bessere Empfangsergebnisse liefern als die der Mitbewerber. Am besten hatte der Frontier-Silicon-Chip "Venice 7" abgeschnitten, der aber in der Produktion auch teurer war und daher heute kaum noch in aktuelle Radio-Modelle verbaut wird.

Die Verwendung des jeweiligen Chips kann vor allem dort entscheidend sein, wo die DAB+-Sendegebiete noch nicht ausreichend ausgebaut sind. Aber auch beim Indoor-Empfang ist eine möglichst geringe Bitfehlerrate wichtig.

Leider verraten nur ganz wenige Hersteller, welcher Chip in einem Radiomodell eingebaut ist. In den seltensten Fällen verweisen die technischen Daten auf dieses so wichtige Detail. Profis können den Chip häufig erst identifizieren, wenn sie das Radio aufschrauben. Oft verrät auch die Anzeige der Software-Version im Menü, um welchen Chip es sich handelt. Bei Modulen von Frontier Silicon erscheint unter dem Menüpunkt "System - SW version" eine Kombination, welche die Buchstaben "FS" beinhaltet (zum Beispiel FS2445).

Ein Modell - unterschiedliche Chips

Ganz tückisch: Es gibt Modelle, die je nach Baureihe Chips von unterschiedlichen Herstellern eingebaut haben. Das Dual DAB4, eines der meist verkauften portablen Digitalradios, gibt es je nach Produktionsreihe mit Chips von Frontier Silicon, Gyrosignal oder Quantek, obwohl sich das Modell äußerlich nicht verändert hat. Auch der Preis des Radiomodells sagt überhaupt nichts über die Empfangsqualität des eingebauten Chips aus. Es kann möglich sein, dass ein Digitalradio, das nur 25 Euro kostet, weit mehr Sender empfängt als ein Modell, das es für über 600 Euro im Handel gibt.

Hilfreich wäre in jedem Fall eine größere Transparenz der Hersteller. Denn das kleine Detail des verwendeten Chips kann entscheidend dabei sein, ob man mit seinem neu erworbenen Digitalradio viel Freude oder nur ein Frusterlebnis hat.

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