Digitalradio

WorldDAB 2018: DAB+ ist kein Risiko, sondern Chance

Am zweiten Tag der Konferenz "WorldDAB General Assembly 2018" in Berlin erklärten Radioveranstalter, wie sie durch ihre Digitalstrategie neue Zielgruppen erobern und somit ihre Marke stärken konnten
Von der WorldDAB General Assembly in Berlin berichtet

Diskussionsrunde auf der WorldDAB General Assembly in Berlin Diskussionsrunde auf der WorldDAB General Assembly in Berlin
Foto: Michael Fuhr
Am zweiten Tag der Konferenz "WorldDAB General Assembly 2018" in Berlin präsentierten Teilnehmer aus der ganzen Welt ihre Strategien für die Zukunft des Digitalradios DAB+. Tenor: DAB+ ist kein wirtschaftliches Risiko, sondern bietet Radioveranstaltern große Chancen. Teilnehmer von internationalen Radiostationen wie sunshine live (Deutschland), NRK Klassik (Norwegen) oder RTL 102.5 (Italien) erklärten, wie sie durch ihre Digitalstrategie neue Zielgruppen erobern und somit ihre Marke stärken konnten. In Kernmärkten wie Großbritannien hätten die Marktführer der analogen UKW-Welt auch im digitalen Radio DAB+ ihre Pole Position behalten. Durch digitale Ableger konnten sie jedoch neue Zielgruppen erobern, die Einführung von DAB hat die Verweildauer von Radio deutlich erhöht.

Vier Herausforderungen für DAB+

WorldDAB-Präsident Patrick Hannon stellte seine Vision für das digital-terrestrische Radio vor und formulierte vier Herausforderungen:

  1. Die Stärkung der vorhandenen DAB+ Märkte
  2. Die Stärkung von DAB+ im Auto
  3. Die Eroberung neuer Märkte und
  4. Der Verkaufsstopp rein analoger Radiogeräte
Heike Raab, Staatssekretärin und Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa, für Medien und Digitales, stellte die Vorzüge von DAB+ gegenüber UKW heraus. DAB+ versetze Zuhörerinnen und Zuhörer in die Lage, neue Dienste und Funktionalitäten zu nutzen und verbreitert die Sendervielfalt und damit die Pluralität der Radiolandschaft. Die Verbreitung von DAB+ sei zudem deutlich kostengünstiger sowohl für die Sender als auch die Verbraucher und ermögliche eine ökonomische Nutzung von knappen Frequenzressourcen. Auf EU-Ebene seien die Voraussetzungen zur Anpassung der Regelungen einer Interoperabilitätsverpflichtung geschaffen worden. Sie strebt an, dass künftig jedes in der EU verkaufte Radio eine Schnittstelle zu digitalem Radioempfang haben soll.

DAB+ Teil einer hybriden, vernetzten Welt im Fahrzeug

Diskussionsrunde auf der WorldDAB General Assembly in Berlin Diskussionsrunde auf der WorldDAB General Assembly in Berlin
Foto: Michael Fuhr
Da das digitale Hören im Auto besonders wichtig ist, präsentierten unter anderem Claudio Nervi (Fiat Chrysler), Frank Nowack (Ford) und Martin Koch (Audi) sowie der Vorsitzende der WorldDAB AutoMotive Working Group, Laurence Harrison (Digital Radio UK) , ein Update über die Erfahrungen mit DAB+ in Bezug auf Empfänger, Antennen, DAB+-Adapter und den Nachrüstmarkt allgemein. DAB+ soll dabei Teil einer hybriden, vernetzten Welt im Fahrzeug sein. Wichtig sei dabei aber, dass das Radio mit einem Button prominent auffindbar bleibt.

Michael Hill von Radioplayer UK stellte hierzu das "Reference Radio" vor, den Prototypen eines Autoradios, das je nach Verfügbarkeit die Radiostationen automatisch über DAB+ oder IP abspielt und zudem mit einer einfachen Menüstruktur, Favoritenliste und Navigation glänzt, die an den Touchscreen von Smartphones oder Tablets erinnert.

Hörerzahlen in Norwegen wieder auf dem Niveau von 2017

Ole Jørgen Torvmark von Digitalradio Norge stellte die Erfahrungen Norwegens nach der UKW-Abschaltung.vor. Nach dem saisonbedingten kurzen Einbruch während des Sommers liegen die Hörerzahlen inzwischen wieder auf dem Niveau von 2017. Zu diesem Zeitpunkt war UKW in vielen Regionen wie der Hauptstadt Oslo noch nicht abgeschaltet. Vor allem die neuen Digitalsender konnten vom UKW-Ende profitieren: 31 Prozent fallen auf die Nutzung neuer Radiostationen. Die Hördauer habe durch die Digitalisierung des Radios deutlich zugelegt.

Länder außerhalb Europas wollen DAB+ einführen

Viele weitere Länder auch außer Europas stehen vor der Einführung von DAB+. Joan Warner von Commercial Radio Australia stellte die Pläne für Asien und Ozeanien vor: Malaysia und Indonesien stehen vor der Einführung von DAB+, Sri Lanka äußert Interesse. In Myanmar sollen ein bestehender Testbetrieb mit dem alten DAB-Standard fortgesetzt werden und ein weiterer Versuch mit DAB+ starten. In Australien soll DAB+ 2019 in weiteren Städten wie Darwin oder Canberra starten. Sukonrat Natee vom Office of The National Broadcasting and Telecommunications Commission sprach über die Entwicklungen in Thailand. In neun Regionen wird DAB+ bereits ausgestrahlt, 2019 folge ein weiterer Multiplex in Bangkok.

Viele weitere Länder stellen die Markenführung auf das in Deutschland entwickelte DAB+-Logo um. In Belgien ging die Website dabplus.be ans Netz, die sich am deutschen Corporate Design orientiert.

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