Kein Interesse: DAB+-Programme erfüllen die Kriterien nicht
Website der ARD Werbung
Screenshot: Michael Fuhr
Die beiden großen deutschen Vermarkter RMS und AS&S zeigen weiter kein Interesse an einer für die Hörfunkanbieter existenziell wichtigen Aufnahme von DAB+-only-Programmen in bundesweite Werbekombis. Das wurde auf einem Panel der Veranstaltung "DAB+ im Dialog" in Berlin deutlich. Argumentierten früher die Werbeunternehmen noch damit, dass keine Zahlen vorlägen, so gibt es jetzt eine andere Begründung: "Die Programme erfüllen die Kriterien in unserem Aufnahmekatalog nicht", so Ludger Lausberg, Geschäftsführer der BRmedia AG, der für den Vermarkter AS&S (ARD Werbung) sprach. Inzwischen werden bundesweite DAB+-Programme wie "Absolut Relax" oder "Schlagerparadies" in der Media Analyse Audio ausgewiesen, weitere Zahlen liefert die DAB+-Reichweitenstudie.
DAB+-Programme unattraktiv für Vermarktung
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Screenshot: Michael Fuhr
Die Vermarkter würden sich genau anschauen, ob ein Programm in eine bundesweite Werbe-Kombi passe. Regionale und lokale Sender seien für die Media-Planer interessanter als bundesweit agierende Programme. Ausnahme sei "Klassik Radio" wegen seiner attraktiven, kaufkräftigen Zielgruppe. Lausberg kündigte zwar eine erneute Überprüfung im Sommer an, wenn die Ergebnisse der DAB+-Reichweitenstudie erstmals in die Media Analyse Audio einfließen. Die Hürden für eine Aufnahme in bundesweite Kombis blieben aber unverändert hoch.
Beim Konkurrenten RMS dagegen liege neben dem klassischen Verbreitungsweg UKW der Fokus auf dem neuen Gebiet der Personalisierung und Adressierung bei Werbung. Das sei nur mit IP-basierten Technologien wie Internetradio oder über Apps und Smart Speaker möglich.
Kartellrechtliche Überprüfung angemahnt
Lausberg erntete für seine Argumentation viel Kritik von Teilnehmern der Veranstaltung. Es sei geradezu absurd, dass die ARD-Anstalten einerseits die Privatradios zum Aufspringen auf den DAB+-Zug bewegen wollten, während die eigene Werbetochter andererseits die Vermarktung blockiere. Einige Vertreter von Radiosendern und aus der Medienpolitik kündigten zudem eine kartellrechtliche Prüfung der Vermarkterstrukturen in Deutschland an. Der Bereich bundesweite Vermarktung wird von den beiden Unternehmen RMS und AS&S dominiert.
Als kleinerer Vermarkter ist auch Studio Gong aktiv. Deren Marketingleiter Andreas Lang verwies auf gute Erfahrungen mit der Vermarktung von DAB+-Programmen. Die bundesweite Kombi erreiche inzwischen relevante Hörerzahlen und lokale sowie regionale DAB+-Angebote würden die Gesamtreichweite der regionalen Werbekombis erhöhen.
In einer weiteren Meldung zur Veranstaltung in Berlin geht es um kostenpflichtiges DAB+ in der Automobilindustrie.