DAB+-Anbieter erwägen Klage gegen Vermarkter AS&S
Die ARD-Werbung hat kein Interesse an privaten DAB+-Sendern
Foto: AS&S
Mehrere überregionale Radiosender, die über das Digitalradio DAB+ zu empfangen sind, erwägen eine Klage gegen den Vermarkter AS&S Radio (ARD Werbung). Die Bemühungen der nationalen Sender um einen besseren Zugang zum nationalen Werbemarkt hätten zuvor zuvor einen Rückschlag erlitten, wie das Branchenblatt "Horizont" berichtet. Der bundesweite Vermarkter AS&S Radio wolle das Angebot von Sendern wie Schlagerparadies oder Absolut Relax über deren "DAB+ Radiokombi Deutschland" nicht in seine eigene Deutschlandkombi aufnehmen. Damit haben die Programme im Vergleich zu UKW-Anbietern weit schlechtere Refinanzierungschancen, um mittelfristig im nationalen Radiomarkt zu bestehen.
Sender erfüllen angeblich Aufnahmekriterien nicht
Die ARD-Werbung hat kein Interesse an privaten DAB+-Sendern
Foto: AS&S
Der Vermarkter habe einen entsprechenden Antrag der Sender abgelehnt, weil sie nicht den Aufnahmekriterien von AS&S Radio entspreche.
Das Angebot stelle "keinen ausreichenden wirtschaftlichen Mehrwert" dar, da man mit ihm weder höhere Preise noch deutlich mehr Reichweite realisieren könne, teilt AS&S-Geschäftsführer Oliver Adrian dem Branchenblatt mit. Für ihn handele es sich zudem um ein Angebot, das mit seiner geografischen Reichweitenverteilung und der inhaltlichen Ausrichtung der Sender "vollkommen inhomogen" sei: "Dafür gibt es im nationalen Werbemarkt keine relevante Nachfrage."
Zuvor gab es bereits eine Absage von Vermarkter-Konkurrent RMS, dessen Gesellschafter vorrangig große UKW-Anbieter sind, die kein Interesse an einem Markterfolg von DAB+ haben.
Kritik an Doppelmoral der ARD
Die Privatradios kritisieren die Doppelmoral der ARD: Während die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auf der einen Seite die Privatradios zum Aufsprung auf den DAB+-Zug bewegen wollen, lehnt die hauseigene Werbetochter eine Vermarktung ab. Zunächst sei dies mit dem Argument geschehen, die Sender hätten zu wenig Reichweite. Jetzt, nach der Ausweisung von Reichweiten in der Media Analyse heißt es, das Angebot sei inhomogen.
Freuen können sich die nationalen Radios dagegen über höhere Reichweiten: Netzbetreiber Media Broadcast hat heute zwei weitere Sendeanlagen für den nationalen DAB+-Multiplex (Kanal 5C) in Betrieb genommen. Von den Standorten Köterberg bei Luegde im Weserbergland und Willebadessen im Eggegebirge werden Teile von Nordrhein-Westfalöen und Niedersachsen besser versorgt.