Digitalradio

Bayern: DAB+ schlägt Internetradio, UKW verliert

Während Nieder­sachsen das Digi­talradio DAB+ am liebsten wieder abschalten will, steigen die Zahlen in Bayern unauf­hörlich: Jeder dritte besitzt inzwi­schen ein DAB+-Radio, die reale Nutzung steigt auf fast 20 Prozent, während die Reich­weiten fürs Radio insge­samt zurück­gehen.
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DAB+ boomt in Bayern DAB+ boomt in Bayern
Foto: VQ
Bayern ist und bleibt der Spit­zenreiter beim digital-terres­trischen Radio DAB+ in Deutsch­land. Während die Nieder­sachsen den Digi­talfunk am liebsten wieder abschalten würden und dafür massiv Kritik ernteten, knackt die Zugangs­quote zu DAB+-Empfangs­geräten in Bayern die 30-Prozent-Marke: Mehr als 31 Prozent der Bevöl­kerung ab 14 Jahren in Bayern geben an, mindes­tens ein DAB+-Radio zu Hause und/oder im Auto nutzen zu können. Das sind rund 3,5 Millionen Personen und damit etwa 600 000 mehr als noch vor einem Jahr. Das ist ein Vora­bergebnis aus der Funk­analyse Bayern, die am kommenden Dienstag auf den Lokal­rund­funk­tagen in Nürn­berg vorge­stellt wird.

Starke Zuwächse für Digi­talradio DAB+

DAB+ boomt in Bayern DAB+ boomt in Bayern
Foto: VQ
Fast jeder Fünfte ab 14-Jährige (gut 18 Prozent) schaltet sein DAB+-Gerät an einem durch­schnitt­lichen Wochentag von Montag bis Freitag auch ein. Das entspricht einer Tages­reich­weite von zwei Millionen und bedeutet eine Stei­gerung um fast ein Viertel (23 Prozent) seit der letzten Unter­suchung. Die stei­gende Verfüg­barkeit von Digi­talra­dioge­räten schlägt sich also in einer gestie­genen Tages­reich­weite von Radio über DAB+ nieder. Der Zuwachs von DAB+ geht dabei in erster Linie zu Lasten von UKW (Tages­reich­weite von Montag bis Freitag gut 71 Prozent, das sind minus vier Prozent­punkte im Vorjah­resver­gleich). Radio­hören über das Internet stagniert mit einer Tages­reich­weite von 13 Prozent (minus 0,4 Prozent­punkte).

Die Anzahl der DAB+-Auto­radios ist im letzten Jahr um rund 180 000 gestiegen. Deut­lich höhere Zuwächse werden ab 2021 erwartet - dann muss die EU-Richt­linie umge­setzt sein, nach der jeder Neuwagen ein DAB+-Radio einge­baut haben muss. In Deutsch­land soll das zeitnah durch eine Ände­rung des Tele­kommu­nika­tions­gesetzes (TKG) erreicht werden. "DAB+ legt stetig zu. Mit dem terres­trischen Digi­talradio hat sich ein digi­taler Hörfunk­über­tragungsweg etabliert, der den Point of no Return erreicht hat", analy­siert Sieg­fried Schneider, Präsi­dent der Baye­rischen Landes­zentrale für neue Medien (BLM), das Ergebnis. Die Landes­zentrale habe mit der konse­quenten Umset­zung ihres DAB+-Konzepts richtig gelegen: Bayern will ab 2020 das erste Bundes­land sein, in dem alle lokalen UKW-Programme auch in DAB+ ausge­strahlt werden. Der Regel­betrieb im west­lichen Teil des Voral­penlands startet bereits kommenden Samstag, 6. Juli. Der östliche Teil folgt im nächsten Jahr.

Wer nicht auf DAB+ setzt, verliert Markt­anteile

"Mit UKW alleine lässt sich künftig nicht mehr über­leben", resü­miert Schneider. Die digi­tale Audio­land­schaft der Zukunft gedeihe am besten in einer gesunden Mischung aus terres­trischem Digi­talradio und Online-Audio, so die Über­zeugung des BLM-Präsi­denten. "Wer nicht beide digi­talen Ausspiel­wege nutzt, wird Hörer, Markt­anteile und damit Erlöse verlieren. Schließ­lich ergänzen sich die Vorteile von terres­trischem Digi­talradio und Online-Audio auch optimal: Das Digi­talradio DAB+ gestattet die Fort­setzung des klas­sischen Geschäfts­modells einer linearen Programm­verbrei­tung und Werbe­vermark­tung von privatem Radio in Deutsch­land. IP ermög­licht die Entwick­lung diffe­renzierter Vermark­tungs-Stra­tegien." Die posi­tive Entwick­lung von DAB+ trage "gemeinsam mit anderen neuen und herkömm­lichen Ausspiel­wegen dazu bei, dass Radio in Bayern auch in einer konver­genten Medi­enwelt einen festen Platz im Alltag der Menschen behält".

Die Medi­enpo­litik sollte daher die Digi­tali­sierung des Hörfunks insge­samt fördern, sie nicht verhin­dern oder in die Viel­falt der Verbrei­tungs­wege eingreifen, betont Sieg­fried Schneider, auch mit Blick auf die Entschei­dung gegen DAB+ in Nieder­sachsen.

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