Weitere UKW-Abschaltungen und DAB+-Pflicht bis Sommer
Medienpolitik-Panel bei DAB+ im Dialog
Foto: Michael Fuhr
Bund und Länder setzen die Digitalradio-Pflicht für stationäre Geräte voraussichtlich im Sommer um. Auf der Netzwerkveranstaltung "DAB+ im Dialog" in der Bayerischen Vertretung in Berlin sagte die Staatsministerin für Digitales im Kanzleramt, Dorothee Bär: "Für den Erfolg von DAB+ bedarf es geeigneter politischer Rahmenbedingungen. Sie sorgen bei allen Beteiligten für die notwendige Planungssicherheit. Mit den Regelungen zur Interoperabilität in § 48 des neuen Telekommunikationsgesetzes ist diese gegeben."
DAB+-Pflicht für stationäre Geräte
Medienpolitik-Panel bei DAB+ im Dialog
Foto: Michael Fuhr
Heike Raab, Staatssekretärin für Medien und Digitales, Rheinland-Pfalz, ergänzte: "Die vom europäischen Parlament verabschiedete Interoperabilitätsverpflichtung für Autoradios wird die Verbreitung und die Akzeptanz von DAB+ in Europa verbessern. Jetzt brauchen wir die nationale Umsetzung für stationäre Geräte. Wir werden auch den Dialog im Digitalradio Board fortsetzen. Wir in den Ländern können und wollen auch dazu beitragen, dass auch die privaten Programmanbieter ihr Engagement bei DAB+ intensivieren. Wir in Rheinland-Pfalz haben mit entsprechenden Planspielen einen wichtigen Schritt getan."
Der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Bayerische Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien Dr. Florian Herrmann macht deutlich: „Die Zukunft des Radios ist digital. Deshalb treibt die Staatsregierung seit Jahren die terrestrische Verbreitung im DAB+ Standard intensiv voran und leistet mit jährlich bis zu eine Million Euro als einziges Bundesland eine finanzielle Unterstützung für die technische Verbreitung von digitalen privaten Hörfunkprogrammen. Das zeigt Wirkung, denn wir sind bei der Verbreitung des Digitalradios Spitzenreiter: Rund 24 Prozent der Haushalte in Bayern – deutschlandweit sind es 17 Prozent – verfügen mittlerweile über ein Digitalradiogerät (DAB+). Mein Ziel ist die Volldigitalisierung der Radioverbreitung mit DAB+ bis 2025.“ Prof. Dr. Karola Wille, stellvertretende ARD-Vorsitzende und Intendantin des MDR, zeigte sich überzeugt, dass der Weg hin zu einer rein digitalen Verbreitung in ganz Deutschland nur dann gelingt, wenn öffentlich-rechtlicher Rundfunk und private Anbieter kooperieren: "Dabei setzen wir auf eine wachsende digitale Programmvielfalt. Der MDR hat Ende 2018 beispielsweise mit dem Kinderradio MDR Tweens ein weiteres rein digital verbreitetes Hörfunkprogramm gestartet, das die Attraktivität von DAB+ in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen weiter erhöht. Gleichzeitig suchen wir den Schulterschluss mit den Privatradios bei der Programmverbreitung über DAB+. Wir beobachten mit Interesse, dass das Deutschlandradio UKW-Frequenzen in einigen Regionen zurückgibt und dort ausschließlich auf DAB+ setzt."
Deutschlandradio schaltet weitere UKW-Frequenzen ab
Deutschlandradio will in diesem Jahr in drei weiteren Regionen den analogen UKW-Hörfunk abschalten. Der Vorsitzende des Vereins Digitalradio Deutschland und Intendant von Deutschlandradio, Stefan Raue: "Nach Helgoland und Mittenwald werden wir in Amberg, Kempten und Füssen UKW-Frequenzen zurückgeben." Man setze auf DAB+ mit IP auf Ergänzung. "Nur mit DAB+ hat Deutschlandradio die Möglichkeit, alle Beitragszahler bundesweit zu erreichen. Die Hörerinnen und Hörer profitieren vom klaren, digitalen Klang und den Zusatzdiensten von DAB+", so Raue auf dem Event "DAB+ im Dialog" in Berlin.
Allgemein hieß es aus Kreisen auf dem Event, UKW wackele überall dort, wo die neuen Netzbetreiber und Antennenkäufer die Infrastruktur erneuern und ihre Kunden an langfristige Verträge binden wollten. Die Abschaltungen von Deutschlandradio dürften damit nicht die einzigen in naher Zukunft sein.
In Nordrhein-Westfalen wird es voraussichtlich ein landesweites DAB+-Bouquet und ein weiteres regionalisierbares geben, wie Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien (LfM), ankündigte. Die Landesmedienanstalt wolle die Kanäle bei der Staatskanzlei NRW ordern, diese richtet den Antrag weiter an die Bundesnetzagentur. Im besten Fall stünden in drei bis vier Monaten die neuen Frequenzen dem Land NRW zur Verfügung. Nach Ablauf einer einmonatigen Einspruchsfrist könne die LfM die Frequenzen ausschreiben, nachdem der Ministerpräsident die Frequenzen zugewiesen hat. "Läuft alles glatt, können die ersten regionalen DAB+-Bouquets im Sommer 2020 starten", so Schmid.
Der Präsident des Weltverbands WorldDAB, Patrick Hannon, sprach sich für eine enge Kooperation aus: „DAB+ ist dann ein Erfolg, wenn fünf Faktoren zusammenspielen: eine gute Netzabdeckung und große Programmvielfalt, eine breite Auswahl an Geräten und die Möglichkeit, in fast allen Neuwagen ein DAB+ Autoradio bestellen zu können. Damit die Hörerinnen und Hörer von DAB+ erfahren, bedarf es eines Kommunikationskonzepts mit starken Botschaften und einer klaren Markenführung für den Handel. Je intensiver die Zusammenarbeit aller Beteiligten mit der Politik, desto nachhaltiger der Erfolg.“