Digitalradio

DAB+ in Österreich: Aktuelles An­ge­bot und Zukunftspläne

DAB+ ist seit April auch in Österreich in den Regelbetrieb überführt worden. Davon profitieren allerdings nur wenige Interessenten. In weiten Teilen des Landes sind nur digitale Programme aus dem Ausland zu empfangen,
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DAB+ in Wien DAB+ in Wien
Foto: teltarif.de
In den 90er Jahren gehörte Österreich neben Albanien zu den letzten europäischen Ländern, in denen das öffentlich-rechtliche Rundfunkmonopol durch den Start privater Programmveranstalter aufgehoben wurde. Nun gehört die Alpenrepublik auch beim terrestrischen Digitalradio DAB+ eher weniger zu den Vorreitern. Im Frühjahr ist zwar offiziell der Regelbetrieb eingeläutet worden. Gesendet wird derzeit allerdings nur im Großraum Wien.

Immerhin 14 private Hörfunkprogramme sind in der österreichischen Bundeshauptstadt derzeit im terrestrischen Digitalradio zu empfangen. Dazu gehört beispielsweise die Autofahrerwelle des Automobilclubs ARBÖ, die auch schon beim zuvor in Wien durchgeführten Pilotprojekt mit dabei war. Lokalsender wie Radio Arabella und Radio 88.6, die in Wien auch auf UKW zu empfangen sind, gehören ebenso zum Angebot.

Technikum, der Betreiber des Wiener Multiplexes, ist mit zwei eigenen Programmen am Start, die aktuelle Hits bzw. ein Softpop-Musikprogramm bieten. Dazu kommen die religiösen Programme ERF Plus und Radio Maria, aber auch ein Kinderradio und die aus Bayern und Hamburg bekannte Rock Antenne, die für Wien erst vor wenigen Wochen ein eigenes Programm gestartet hat.

DAB+ ohne ORF-Beteiligung

DAB+ in Wien DAB+ in Wien
Foto: teltarif.de
Es fehlen die Hörfunkwellen des öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunks, während in Deutschland die Landesrundfunkanstalten der ARD und das Deutschlandradio zu den größeren Förderern von DAB+ zählen. Dabei ist der fehlende ORF im österreichischen Digitalradio besonders schwerwiegend, denn auch mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Privatfunk-Start im Land sind die ORF-Wellen mit Abstand Marktführer. Sprich: Mit dem Österreichischen Rundfunk fehlt eines der größten potenziellen Zugpferde.

Im Großraum Wien sind neben den 14 lokalen Sendern auch zehn Programme aus der benachbarten Slowakei über DAB+ zu empfangen. Auch in anderen Regionen Österreichs können Digitalradio-Fans derzeit bereits auf Programme aus dem Ausland zurückgreifen - so etwa in Tirol, Salzburg und Oberösterreich auf die aus Deutschland einstrahlenden Sender oder in Vorarlberg auf Angebote aus der Schweiz bzw. in der Steiermark auf slowenische Programme.

Kurios: In grenznahen Gebieten von Nord- und Osttirol ist sogar der ORF über DAB+ zu empfangen. Dafür zeichnet allerdings die Rundfunkanstalt Südtirol verantwortlich, die österreichische, deutsche und schweizerische Radio- und Fernsehprogramme in der zu Italien gehörenden Region ausstrahlt, zumal der überwiegende Teil der Bevölkerung in der autonomen Provinz Bozen deutschsprachig ist.

Wann kommt der österreichische Bundesmux?

Wann in Österreich selbst der Digitalradio-Ausbau weitergeht, ist offen. Offiziell soll im kommenden Jahr ein landesweiter Multiplex starten - etwa vergleichbar mit dem deutschen Bundesmux. Allerdings gab es bereits mehrfach Verzögerungen und es ist nicht ausgeschlossen, dass auch der Termin im kommenden Jahr nicht eingehalten wird.

Zudem ist es noch offen, wie weit die Programme tatsächlich in der Fläche empfangbar sein werden. Beobachter gehen davon aus, dass maximal knapp 20 Sender geplant sind - vorwiegend zur Versorgung von Wien und der Landeshauptstädte sowie der jeweils angrenzenden Regionen. Somit wäre der österreichische Bundesmux eher ein Angebot für die Ballungsräume, das möglicherweise nicht einmal alle Hauptverkehrsadern berücksichtigt.

Unklar ist zudem, welche Programmveranstalter überhaupt an einer überregionalen Verbreitung in Österreich Interesse haben. Dabei hätte die Verbreitung im Digitalradio insbesondere in Gebirgsregionen große Vorteile gegenüber dem analogen UKW-Rundfunk. Dort wo Mehrwegeempfang auf FM für Verzerrungen sorgen, punktet DAB+, weil auch die über Reflexionen empfangenen Wellen Nutzsignale sind, sodass die Übertragungsqualität deutlich besser als auf UKW wäre.

DAB+-Bandscan in Wien

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