Digitalradio

DAB+: Ausschreibung für zweiten Bundesmux möglich

Die Landesmedienanstalten haben die Interessenbekundung für einen zweiten bundesweiten DAB+-Multiplex bestätigt. In Kürze wollen sie darüber beraten, ob Kapazitäten ausgeschrieben werden. In Nordrhein-Westfalen versuchen die UKW-Lokalradios dagegen vehement, den Start von regionalen Multiplexen zu verhindern.
Von

DAB+-Radio im Retrostyle von Auna DAB+-Radio im Retrostyle von Auna
Bild: Auna
Im Digitalradio DAB+ könnte es bald bundesweit programmlichen Zuwachs geben. Die Landesmedienanstalten haben bestätigt, dass eine GmbH eine Interessenbekundung an Übertragungskapazitäten für einen zweiten bundesweiten privaten Digitalradio-Multiplex formuliert hat. Die neu gegründete GmbH hat hat ihren Sitz in Hamburg, der Alleingesellschafter stammt aus Leipzig. Laut Informationen von teltarif.de hat sie ein Kapital von einer Million Euro, und kann große Erfahrungen im Radiogeschäft in Deutschland vorweisen. DAB+-Radio im Retrostyle von Auna DAB+-Radio im Retrostyle von Auna
Bild: Auna

Entscheidung über Zuweisungsantrag in einer der nächsten ZAK-Sitzungen

Laut Stefanie Reger, Pressesprecherin der gemeinsamen Geschäftsstelle der Medienanstalten, sei der Antrag nicht mit der Zuweisung von Kapazitäten verbunden: "Einen solchen Antrag kann es erst im Rahmen einer Ausschreibung durch die ZAK geben". Damit es zu einer Ausschreibung kommen kann, müssten die Medienanstalten einen entsprechenden Zuweisungsantrag bei den Ministerpräsidenten der Länder stellen, so Reger. Ob sie das tun, werde möglicherweise in einer der kommenden Sitzungen der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) entschieden.

Nach teltarif.de vorliegenden Informationen plant der Antragsteller den bundesweiten Multiplex mit genrespezifischen Programmen selbst zu bespielen. Ein anderes Konsortium mit dem Namen "Privates Radio Deutschland" präsentierte vor zwei Jahren ähnliche Pläne. Bisheriger Stand ist hier jedoch, dass die Finanzierung noch nicht gesichert war und sich das Unternehmen noch auf der Suche nach Investoren befindet. Auch der Netzbetreiber Media Broadcast, der den ersten Bundesmux betreibt, hatte gegenüber teltarif.de vor einiger Zeit Interesse am Betrieb eines zweiten, bundesweiten Bouquets bekundet und könnte sich ebenfalls bewerben. Sollte es zu einer Ausschreibung für den Netzbetrieb kommen, wäre also in jedem Fall für Spannung gesorgt.

Verband lokaler Rundfunk in NRW will Ausschreibung von regionalen DAB+-Muxen verhindern

Der Verband lokaler Rundfunk e.V. (VLR) in Nordrhein-Westfalen hat unterdessen in einem Positionspapier den Einstieg in die digital-terrestrische Hörfunkverbreitung (DAB+) und ein Angebot des Netzbetreibers Media Broadcast abgelehnt und appelliert an die Politik die Rahmenbedingungen zu ändern, so dass zunächst keine weiteren Kapazitäten für das digitale Radio im Bundesland ausgeschrieben werden können. Laut VLR sei die digitale Radioverbreitung "selbst 15 Jahre nach ihrer Einführung nicht am Markt angekommen". Dies gelte "gleichermaßen für Hörer, bei denen DAB+ Empfangsgeräte noch nicht ausreichend verbreitet sind, wie für Radioveranstalter, die bisher nur sehr zögerlich in die Verbreitung per DAB+ investieren".

Auch in NRW spiele DAB+ weiterhin "nur eine untergeordnete Rolle". Weder Angebot noch Nachfrage reichten aus, um Investitionen zu rechtfertigen. Die LfM versuchte 2015, in einem "Call of Interest" das Interesse an DAB+ in NRW abzufragen. Das Ergebnis war zumindest laut dem Verband ernüchternd, private Radioveranstalter sähen DAB+ und seine Refinanzierbarkeit in NRW "sehr skeptisch".

Laut Informationen von teltarif.de hatten sich 16 Interessenten auf den Call-of-Interest gemeldet, die meisten wollen landesweit in NRW auf Sendung gehen. Von einem ernüchternden Ergebnis kann also keine Rede sein. Auch die Darstellung des Verbandes, wonach DAB+ im Radiogeschäft nur eine untergeordnete Rolle spiele, ist falsch. Laut Zahlen der GfK nehme das Gewicht von Digitalradio innerhalb des Radiogerätemarktes immer weiter zu und lag im Dezember 2015 bei knapp über 30 Prozent nach Wert. Auch in Nordrhein-Westfalen stehen bereits weit über eine Million Digitalradio-Empfänger in den Haushalten.

Offenbar geht es dem Lokalradioverband also eher darum, weitere DAB+-Angebote und damit Konkurrenz für das bislang geschützte UKW-Biotop zu verhindern. Nicht verhindern konnte der NRW-Lokalfunk den Start des bundesweiten DAB+-Multiplexes mit vier Programmen des Deutschlandradios und acht Privatsendern, darunter attraktive Programme wie Radio Energy, Radio Bob! oder sunshine live.

Netzausbau beim ersten bundesweiten Multiplex

Der Multiplex wird auch in NRW ausgebaut: Noch im ersten Halbjahr 2016 sollen die Sendeanlagen Münster und Herscheid/Lüdenscheid in Betrieb gehen, später folgen noch die Anlagen Aachen, Teutoburger Wald und Hochsauerland, so dass schon bald eine flächendeckende und landesweite Versorgung gewährleistet ist.

Zunächst wurde das Netz jedoch in Rheinland-Pfalz ausgebaut, in der vergangenen Woche nahm Netzbetreiber Media Broadcast die Sendeanlage Bornberg in der Westpfalz in Betrieb. Hierüber ist nun auch in Städten wie Zweibrücken und Pirmasens sowie entlang der Autobahn A62 Empfang der bundesweiten Programme gewährleistet.

Mehr zum Thema DAB+