China: Coronavirus mit viel Technik zu Leibe rücken
In China scheint der Kampf gegen das Coronavirus und seine Folgen (NCP) gewonnen, teilweise mit viel High-Tech.
Foto: Picture Alliance / dpa
In diesen Tagen müssen wir neue Abkürzungen lernen. NCP steht in der englischsprachigen Welt für "Novel Coronavirus Pneumonia" (= Neuartige Coronavirus Lungenentzündung). Unter den Möglichkeiten, der Geschichte Herr zu werden, gibt es neben Impfungen, Medikamenten auch hochtechnischen Lösungen, wie der chinesische Netzwerkausrüster Huawei in einer Videokonferenz vorstellte.
Personal besser schützen
In China scheint der Kampf gegen das Coronavirus und seine Folgen (NCP) gewonnen, teilweise mit viel High-Tech.
Foto: Picture Alliance / dpa
Das Ziel ist, das medizinische Personal vor Ansteckungen besser zu schützen. Die Idee wird mit viel hochwertiger Technik umgesetzt. Eine Art Roboter fährt durch das Krankenhaus, "besucht" die Patienten am Krankenbett, misst beispielsweise Fieber eines Patienten und meldet die Daten gleich weiter. Der Roboter könnte auch mit Kameras und Monitoren bestückt sein, um Angehörigen einen "virtuellen" Besuch beim Patienten zu ermöglichen, ohne Gefahr zu laufen, angesteckt zu werden.
Sprechstundenhilfe Roboter
Huawei hat auch Technik in petto, die CT oder Röntgenaufnahmen unterstützt. Der Roboter bringt den Patienten selbst zum Röntgengerät (X-Ray) oder zur CT-Röhre (CT = Computer-Tomograph) oder macht selbst Ultraschall-Messungen. Dessen Messergebnisse werden gleich von einer "KI" (Künstlichen Intelligenz) vorausgewählt und bewertet, in einem entfernten Raum oder verschiedenen Räumen können dann Experten sitzen, welche die Ergebnisse genauer begutachten und die weitere Therapie festlegen.
Was sich wie "Raumschiff Enterprise" oder "StarTrek 399" anhört, ist in China bereits erfolgreich im Einsatz. Im Bezirk Wuhan wurden Krankenhäuser in Huoshenshan, Leishenshan, das Tongji Hospital, das Union Hospital, Jinyintan Hospital und verschiedene Zeltstadt-Krankenhäuser damit ausgerüstet.
In verschiedenen Präfekturen kamen bereits Medizin-Roboter zum Einsatz. Ein überdimensionales Fieberthermometer kann eine Person thermisch komplett fotografieren, die gewonnenen Daten auswerten und über eine schnelle 5G-Verbindung zu einer medizinischen Leitstelle verschicken.
Der mobile Medizin-Roboter ähnelt optisch eher einem Beistelltisch, wie sie heute schon in Krankenhäusern neben den Betten stehen. Er soll auch dafür geeignet sein, den Patienten Medikamente oder schlicht Essen und Trinken vorbeizubringen. Das Pflegepersonal muss dann nicht mehr in unmittelbarer Nähe des Patienten aktiv werden.
Dabei kommt die Technik teilweise zum Patienten gefahren, teilweise wird der Patient zur Technik gebracht.
Bandbreite und schnelle Netze notwendig
Es ist klar: So ein "CT-Bild" kann einige 100 MB bis zu 1 GB groß werden, dazu müssen sehr schnelle und leistungsfähige Bandbreiten vorhanden sein, Huawei spricht von mindestens 30 MBit/s an Datenrate.
Die Roboter könnten auch in Bahnhöfen und auf Flughäfen unterwegs sein, wo viele Personen sind und beispielsweise Fußböden desinfizieren oder reinigen. Ein solcher Roboter lädt seine Batterien selbst wieder auf und spart pro Roboter 23 Menschen, die nicht mehr in gefährlichen Umgebungen arbeiten müssen.
Roboter sollen auch heikle Frachten transportieren und brauchen dazu eine optimale Netzversorgung am besten über ein flächendeckendes 5G-Netz. Auf dem Roboter ist ein 5G-CPE (Costumer-Premise-Equipment, also ein 5G-Router) installiert, der den Kontakt zum Netz herstellt. 50 MBit/s sollte das Netz haben, schlägt Huawei vor. Schließlich könnte so ein Fahrzeug eine Datenmenge von 2 TB Daten pro Tag sammeln und weitergeben.
Seit Ende Februar wurde KI-Technik von Huawei in rund 20 Krankenhäusern installiert. Die Technik regelt Zugangskontrollen zum Krankenhaus und macht erste Voruntersuchungen, um auch hier das medizinische Personal zu entlasten.
5G-Netz und Cloud-Rechenzentren notwendig
Der chinesische Medizin-Technik-Anbieter HY-Medical hat in Zusammenarbeit mit einigen Krankenhäusern gezeigt dass es geht. Neben der 5G-Mobilfunkversorgung ist auch ein leistungsfähiges Cloud-Rechenzentrum erforderlich, erklärten die Experten.
Blaupause für Europa?
Nicht alles, was in China technisch möglich ist, lässt sich eins zu eins in Deutschland oder Europa umsetzen. Virologen würden gerne alle Träger des Viruses finden, was eigentlich nur durch eine lückenlose Überwachung jedes Einzelnen Infizierten möglich wäre und mit Grundrechten und Datenschutz gewaltig kollidiert. Selbst wenn man das "ausnahmsweise" tolerieren oder erlauben würde, ist die Neigung sehr groß, diese Überwachungen in Zukunft bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit wieder anwenden zu wollen.
Eins bleibt heute schon sicher: Der Virus hat die Digitalisierung der Gesellschaft extrem beschleunigt.