Breitband

Gemeinsam für den Glasfaserausbau

Wenn Deutschland international den Anschluss nicht weiter verlieren will, müssen die Unternehmen zusammenarbeiten. Wie das geht, haben die Netzbetreiber in den vergangenen Wochen demonstriert. Natürlich gibt es auch noch die „Einzelgänger“, die für Highspeed Internet sorgen.
Von Marc Hankmann

Deutsche Glasfaser Breitbandausbau Planung Die Deutsche Glasfaser kooperiert mit Vodafone und envia TEL
Deutsche Glasfaser/Marie Monecke
Allen voran die Deutsche Glasfaser: Sie kündigte Kooperationen mit envia TEL und Vodafone an. Mit dem Düsseldorfer Tele­kommuni­kations­unter­nehmen will die Deut­sche Glasfaser Gewerbegebiete in Mannheim an ein FTTH-Netz anschließen. Es geht um die Gebiete in Neckarau, Neuostheim, Friedrichsfeld und Oststadt. Die ersten Tief­bauarbeiten starten in Neuostheim. Ab Sommer 2019 stehen für die ersten Un­ternehmen Gigabit-Anschlüsse zur Verfügung. Bis zum Ende des Jahres sollen alle Unternehmen in den insgesamt neun Gewerbegebieten Mannheims angeschlossen sein. Dagegen erschließt die Deutsche Glasfaser das Industriegebiet in Frankenthal im Norden Mannheims allein. Die Ausbauplanungen umfassen das gesamte Industriegebiet „Industriestraße“ direkt an der A6.

In den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen kooperiert die Deutsche Glasfaser mit envia TEL. „Unser erstes Ausbauprojekt in Thallwitz haben wir bereits erfolgreich abgeschlossen“, sagt Uwe Nickl, CEO der Deutschen Glasfaser. „In Bad Düben, in Brandis und in Borsdorf läuft die Umsetzung auf Hochtouren.“ Rund 12 000 Anschlüs­se erhalten eine Glasfaseranbindung. Mittelfristig könnten auf der vorhandenen Infra­struktur von envia TEL bis zu 18 000 weitere FTTH-Hausanschlüsse bereitgestellt werden. Derzeit läuft in verschiedenen Kommunen die Nachfragebündelung. Groß­pösna könnte das nächste Ausbauprojekt werden, wenn sich mehr als 40 Prozent für einen Glasfaseranschluss entscheiden. Auch in Bennewitz und Böhlen sowie ab der zweiten Jahreshälfte 2019 in Kitzscher und Rackwitz wollen Deutsche Glasfaser und envia TEL ausbauen, wenn die Nachfragebündelung positiv abgeschlossen wird.

Deutsche Glasfaser Breitbandausbau Planung Die Deutsche Glasfaser kooperiert mit Vodafone und envia TEL
Deutsche Glasfaser/Marie Monecke
Im wesentlich kleinerem Maßstab, aber eben auch in Kooperation, baut M-net die Breit­bandversorgung in Igling aus. Zusammen mit LEW TelNet schließt das Unterneh­men weitere 81 Haushalte ans Glasfasernetz an. Finanziert wird das Ausbauprojekt mit Unterstützung des laufenden bayerischen Breitbandförderprogramms sowie der Gemeinde. LEW TelNet verlegt für die Erschließung der zusätzlichen Grundstücke knapp neun Kilometer neue Glasfaserkabel. M-net nutzt diese neuen Leitungen, um die Haushalte und Unternehmen mit Internet zu versorgen.

Aus Telekom und EWE wird Glasfaser NordWest

Derweil haben die Deutsche Telekom und EWE den Vertrag zur angekündigten Grün­dung eines Gemein­schafts­unter­nehmens unterschrieben. Die Glasfaser NordWest, so der Name des Joint Ventures, soll bis zu 1,5 Millionen Haushalte und Unternehmen mit schnellem Internet versorgen. Für den Aufbau eines FTTH-Netzes rechnen beide Partner mit einem Investitionsvolumen von zwei Milliarden Euro über zehn Jahre. Glasfaser NordWest wird in Teilen Niedersachsens, Nordrhein-Westfalens und Bremens aktiv sein. Geplant ist ein Open-Access-Modell, heißt: Glasfaser NordWest baut die Infrastruktur, die allen interessierten Diensteanbietern zur Verfügung steht.

Vorausgesetzt das Bundeskartellamt stimmt dem Joint Venture zu, soll das Ge­meinschafts­unter­nehmen seinen Sitz in Oldenburg haben. Beide Gesellschafter tre­ten als Generalunternehmer auf. In den ersten beiden Jahren nach Gründung legt Glasfaser NordWest die auszubauenden Gebiete vorab fest, in denen Telekom und EWE ausbauen werden. Im Anschluss vergibt Glasfaser NordWest die Ausbaugebiete per Auswahlverfahren auch an Dritte. Sobald die Hausanschlüsse gelegt sind, treten EWE und Telekom mit weiteren interessierten TK-Unternehmen in einen direkten Wettbewerb um die Kunden. Beide Partner rechnen damit, dass die ersten Kunden schon im nächsten Jahr Breitbandanschlüsse von Glasfaser NordWest nutzen können. Joint Venture Telekom EWE Glasfaser NordWest EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler (links) und Dirk Wössner, Vorstand Telekom Deutschland, besiegeln den Gründungsvertrag von Glasfaser NordWest
Deutsche Telekom

100 MBit/s für 147 Gemeinden

Darüber hinaus steigert die Telekom in 147 Kommunen die Internetgeschwindigkeiten. Rund 127 000 Haushalte können nun mit bis zu 100 MBit/s im Internet surfen. Mit da­bei sind unter anderem Germersheim mit 5200 Haushalten, Weilerbach mit 4900 Haushalten oder Eggenfelden und Kaiserlautern mit je 4000 Haushalten. Die kom­plette Liste der 147 Kommunen hat die Telekom auf ihrer Webseite veröffentlicht. Etwas schneller werden hingegen die Bürger im Gersheimer Ortsteil Medelsheim on­line unterwegs sein. Hier hat die Telekom den Ausbau auf bis zu 1 GBit/s im Vor­wahlbereich 06844 abgeschlossen. In den Ortsteilen Eichenberg, Lengfeld und Themar (Vorwahlbereich 036873) der Gemeinde Feldstein haben die Bonner zudem die Surfgeschwindigkeit auf bis zu 250 MBit/s erhöht.

Vom thüringischen Feldstein in den Landkreis Nordwestmecklenburg, denn hier startet die Wemacom, eine Tochtergesellschaft des Schweriner Energieversorgers Wemag, auf der Insel Poel die Bauarbeiten für ein Glasfasernetz in Gägelow und Klütz. Die Wemacom wird in gesamten Landkreis in 81 Gemeinden die Netze aus­bauen. Dafür verlegt sie 4700 Kilometer an Leerrohren, durch die später 8800 Kilo­meter an Glasfaserleitungen eingeblasen werden. Das Unternehmen geht davon aus, sämtliche Ausbauarbeiten bis Ende des kommenden Jahres abschließen zu können. Wann die Planungsphase in den einzelnen Gemeinden endet, hat die Wemacom auf ihrer Webseite veröffentlicht.

Großprojekt in Sachsen-Anhalt

Ein Großprojekt für den Breitbandausbau hat die Arbeitsgemeinschaft Breitband im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt angestoßen. Hier geht es darum, die sogenann­ten „weißen Flecken“, Gebiete mit vielen unterversorgten Haushalten, zu erschließen. Dafür fließen auch Fördergelder vom Bund in das 180 Millionen Euro schwere Aus­bauprojekt. Für mehr als 50 Orte sind die Ausbauplanungen bereits freigegeben. Das FTTB-Netz wird von DNS:Net gebaut. Dafür errichtet das Unternehmen derzeit in Barleben einen weiteren Technikstandort, der für 80 000 Anschlüsse ausgelegt ist und für die Anbindung der Mitgliedsgemeinden der Arge Breitband zur Verfügung steht. Bei Bedarf könnte auch der gesamte Landkreis versorgt werden. Im April geht der Netzausbau in Oschersleben los. Hier sollen dann neben mehreren tausend Privathaushalten zeitgleich acht Schulen, ein Krankenhaus sowie ein Gewerbe- und Industriegebiet an die Glasfaserinfrastruktur angeschlossen werden.

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