Reise-SIM

BNESIM im Test: Roaming-SIM mit deutscher Rufnummer

BNESIM ist eine Roaming-SIM, zu der auch eine deutsche Rufnummer hinzugebucht werden kann. Wir haben die in 170 Ländern nutzbare SIM einem Test unterzogen.
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Für Reisen außerhalb der EU gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Roaming-Lösungen - entweder in Form einer Roaming-SIM-Karte oder eines Roaming-Hotspots. Eine dieser Lösungen, die Aufmerksamkeit verdient, ist BNESIM.

Denn BNESIM offeriert für die Roaming-SIM-Karte ohne Aufpreis eine deutsche Festnetznummer, über die man als Reisender im Ausland für Freunde, Verwandte oder Geschäftspartner erreichbar ist, ohne dass für den Anrufer hohe Kosten für Auslandstelefonate anfallen. Geliefert wurde BNESIM aus Oman mit SkyNet aus Dubai Geliefert wurde BNESIM aus Oman mit SkyNet aus Dubai
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Die Wahl des passenden Tarifs

Auf seiner Tarifübersicht bietet BNESIM einerseits vorkonfigurierte Paket-Tarife für Europa, Asien oder die USA an, die Inklusiv-Minuten, -SMS und -Datenvolumen enthalten. Außerdem gibt es SIM-Karten, die für die weltweite Nutzung gedacht sind, und Prepaid-Karten, bei denen einfach ein zuvor aufgeladenes Guthaben abtelefoniert beziehungsweise versurft werden kann.

Der Interessent sollte also bereits vor Antritt der Reise ungefähr wissen, in welchen Ländern und Regionen er sich aufhält und wie hoch das Telefonie- oder Surfvolumen in etwa sein wird. Allerdings ist es bei jeder SIM auch im Nachhinein möglich, Guthaben aufzuladen und ein Datenpaket für eine andere als die voreingestellte Region zu buchen. Insgesamt ist BNESIM in 170 Ländern weltweit nutzbar.

Wir entschieden uns für einen ersten Test innerhalb Deutschlands für den Tarif "Surf Europe Unlimited", der 50 Euro kostet. Zu diesem Preis sind für 30 Tage 12 GB Higspeed-Volumen enthalten, danach kann mit gedrosselter Geschwindigkeit von maximal 128 kBit/s unlimitiert weitergesurft werden. Außerdem inklusive sind 5 Minuten in Zone A, 2,5 Minuten in Zone B oder 1,25 Minuten in Zone C. Zu Zone A gehören die meisten Länder West- und Nordeuropas, Nordamerikas, Asiens sowie Russland und Australien. In der Zone B wurden unter anderem die Schweiz, Litauen und der größte Teil der Länder des vorderen Orients und Südamerikas einsortiert. Der Rest der Welt wie die meisten Länder Afrikas gehören zu Zone C, hier wurden aber auch europäische Länder wie Lettland, Weißrussland, Ukraine, Kroatien, Serbien und Mazedonien einsortiert. Zwischen SIM-Karten von BNESIM kann kostenlos telefoniert werden, auch der interne SMS-Versand kostet nichts. Außerhalb von BNESIM kostet eine SMS soviel wie eine Minute, der SMS-Versand wird auch auf das Minutenkontingent angerechnet. Das Starterpaket des Tarifs Surf Europe Unlimited Das Starterpaket des Tarifs Surf Europe Unlimited
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Sehr kurz: Account ohne Aufladung nur sechs Monate aktiv

Wird die SIM-Karte länger als sechs Monate nicht aktiv genutzt, wird der Account eingefroren und es sind keine Telefonate mehr möglich, auch nicht ankommend. Der Kunde muss also mindestens zweimal im Jahr mindestens eine Option buchen und zuvor dafür Guthaben aufladen. Das günstigste Paket kostet 9 Euro und beinhaltet 50 Minuten. Um die SIM-Karte dauerhaft nutzbar zu erhalten, muss man also mindestens 18 Euro jährlich investieren. Nach einer Mindestaufladung wird der zuvor eingefrorene Account wieder reaktiviert.

Wer erstmal ohne große Investition eine SIM möchte, erhält für 9 Euro das "Starter Pack", bei dem dieselben Minutenkontingente sowie 100 MB in 64 IHC (Internet Home Countries) zur Verfügung stehen. Für alle anderen Länder muss ein Datenpaket gebucht werden. Auf der verlinkten Liste ist übrigens auch aufgeführt, in welchen Ländern mit 4G, in welchen mit 3G und in welchen gar nicht im Internet gesurft werden kann.

Einrichtung, App, rätselhafte Nummer

BNESIM hat seinen Sitz in Hongkong. Unsere SIM kam gut eine Woche nach der Bestellung von einer Absenderadresse aus Oman, der Versanddienstleister war SkyNet Worldwide Express in Dubai/Vereinigte Arabische Emirate. Wer den Kundenservice von BNESIM telefonisch erreichen möchte, kann entweder die 888 direkt in der App wählen oder eine der lokalen Servicenummern anrufen. Europäer finden auf der Verpackung Servicenummern in Großbritannien, Italien, Spanien, Frankreich und Irland, nicht aber im deutschsprachigen Raum.

BNESIM legt der SIM-Karte eine ausführliche Anleitung in englischer Sprache bei. Die in allen drei Formaten gelieferte SIM muss zunächst ins Smartphone eingelegt werden. Dann kann es mehrere Minuten dauern, bis sich die SIM ins örtliche Partnernetz einbucht. Auf jeden Fall müssen im Handy zuvor sowohl das mobile Datennetz als auch Daten-Roaming aktiviert sein. In unserem Fall buchte sich die SIM nach etwa zwei Minuten ins deutsche Telefónica-Netz ein. Überraschenderweise ließ Telefónica uns sofort ins LTE-Netz, obwohl auf der BNESIM-Seite steht, dass in Deutschland nur die 3G-Nutzung möglich wäre. Mit anderen deutschen Netzbetreibern besteht kein Roaming-Abkommen.

Anschließend muss der Nutzer in den APN-Einstellungen einen neuen APN bne.cs101 anlegen und aktivieren, damit sich die SIM auch ins Internet einwählt. Im dritten Schritt ist die SIM-Karte online zu aktivieren: Dazu muss der Kunde auf die Seite activate.bnesim.com gehen und dort den zwölfstelligen Code inklusive Trennstriche von der Verpackung eingeben. Starterpaket mit SIM und Liste der Länder, aus denen eine Rufnummer geordert werden kann Starterpaket mit SIM und Liste der Länder, aus denen eine Rufnummer geordert werden kann
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Registrierung: Keine persönlichen Dokumente erforderlich

Im Test mussten wir außer unserem Namen keine weiteren persönlichen Details eingeben, eine zweifelsfreie Nutzer-Identifikation findet nicht statt. Während der Aktivierung wird nochmals der gewählte Tarif angezeigt. Anschließend startet die Aktivierungsseite einen 15-minütigen Countdown für die endgültige Freischaltung der Karte. Diese erfolgte bei uns allerdings bereits nach rund fünf Minuten. Zum Abschluss wurden uns die Account-Daten (Benutzername und Passwort) unseres BNESIM-Accounts angezeigt. Diese Daten sollte man sich unbedingt abfotografieren oder notieren, da BNESIM bis zu diesem Zeitpunkt ja keine Kontaktdaten für eine Accountwiederherstellung gesammelt hat.

Im letzten Schritt muss der Kunde die BNESIM-App (für iOS und Android) herunterladen und installieren. Anschließend erfolgt der Login mit den direkt nach der Freischaltung angezeigten Benutzerdaten - damit ist die Einrichtung abgeschlossen. Nach unserer Auffassung sind alle Prozesse bei BNESIM sehr professionell, übersichtlich und verständlich gestaltet. Aktivierungsseite mit Bestätigung des Tarifs Aktivierungsseite mit Bestätigung des Tarifs
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Rätselraten um Herkunft der Nummer und deutsche Rufnummer

Nach der Einrichtung sahen wir in der App, dass BNESIM uns eine Rufnummer zugewiesen hatte, die mit +8355 beginnt. Das ist umso erstaunlicher, da diese Landesvorwahl laut öffentlicher Vorwahlverzeichnisse niemandem zugewiesen ist. In offiziellen Dokumenten der internationalen Fernmeldeunion ITU ist zu lesen, dass dieser Vorwahlbereich für zukünftige Erweiterungen des Rufnummernraums reserviert sei. Wir haben bei der ITU nachgefragt, um zu erfahren, welchem Land, welcher Region oder welchem Netzbetreiber diese Vorwahl mittlerweile zugeteilt worden ist. Die ITU antwortete, der Vorwahlbereich sei niemandem zugeteilt. Offensichtlich nutzt BNESIM den +8355-Bereich also illegal mit irgendwelchen Phantasienummern, die nicht erreichbar sind.

Direkt nach der Ersteinrichtung konnten wir in der App eine kostenfreie lokale Rufnummer hinzubuchen. Wir entschieden uns für eine deutsche und erhielten eine mit der Berliner Vorwahl 030 zugeteilt. Diese Rufnummer war auch sofort erreichbar. Die +8355-Nummer ist - wie gesagt - nicht erreichbar. Man tut also gut daran, ausschließlich die lokale Rufnummer an Freunde oder Geschäftspartner zu verteilen.

Telefonieren, Surfen, Tarifoptionen & Fazit

Bei BNESIM werden alle Telefonate über die App geführt, auch SMS kommen hier an. Selbstverständlich muss bei allen Telefonaten stets die internationale Landesvorwahl mitgewählt werden. Der Rufaufbau dauert meist ein bis zwei Sekunden, manchmal wird kurz "BNESIM" vor dem Verbindungsaufbau angesagt. Bei den meisten Telefonaten, die wir geführt haben, war die Sprachqualität sehr gut und mit der eines UMTS-Telefonats vergleichbar. Nur bei einem Telefonat gab es Aussetzer, die im Lauf des Telefonats so zunahmen, bis die Verbindung abbrach.

Derartige Phänomene sind uns beim Surfen nicht begegnet. Wie gesagt: Entgegen der Erwartung buchte sich die SIM ins LTE-Netz von o2 ein. In städtischen Gebieten erzielten wir mehrfach Datenraten, die deutlich über 50 MBit/s im Downstream lagen, durchschnittlich bewegten sie sich bei etwa 38 MBit/s. Der Upstream lag bei durchschnittlich 17 MBit/s, der Ping bei rund 65 ms. Das sind alles Werte, die für eine Roaming-SIM-Karte recht gut sind.

Countdown zur Freischaltung der SIM Countdown zur Freischaltung der SIM
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Bei unserem Starterpaket war - wie oben bei den Tarifdetails erläutert - nach fünf Minuten Schluss mit Telefonieren. Wer lieber mehr telefonieren will und stattdessen auf Datenvolumen verzichten kann, erhält das Talk-Starterpaket mit 200 Minuten (Zone A) und 100 MB für 29 Euro oder das Surf-and-Talk-Starterpaket für 39 Euro mit 250 Minuten (Zone A) und 1 GB Datenvolumen.

Erst aus den FAQ erfährt man übrigens, dass unser Startpaket "Surf Europe Unlimited" nur für den Startmonat gilt und sich nicht automatisch verlängert. Nach Ablauf der 30 Tage kann dieser Tarif mit unlimitiertem gedrosseltem Datenvolumen nach den 12 GB Highspeed nicht mehr nachgebucht werden. Stattdessen kann ein Datenpaket nur für ein Land oder für einen Kontinent gebucht werden. Für Deutschland gibt es sieben verschiedene Datenpakete ab 1 Euro (100 MB) über 6 Euro (1 GB) bis hin zu 54 Euro (10 GB). Für Europa stehen Datenpakete ab 19 Euro (1 GB) bis 50 Euro (12 GB) zur Verfügung. Die Telefon-Pakete für Deutschland beginnen - wie gesagt - ab 9 Euro für 50 Minuten bis 79 Euro für 600 Minuten.

Bezahlt werden können die Datenpakete ausschließlich per Kreditkarte. Gegen einen monatlichen Aufpreis kann der Kunde (zusätzlich zu einer kostenlosen) auch weitere lokale Rufnummern aus 40 Ländern hinzubuchen, unter anderem Schweiz, USA, Kanada, Frankreich, Hongkong, Japan, Großbritannien, Australien oder Neuseeland. Zubuchen der deutschen Nummer und Auswahl der Absenderkennung Zubuchen der deutschen Nummer und Auswahl der Absenderkennung
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Fazit: Guter Service, transparente Preise, aber kurzer Aktivitätszeitraum

Alle Prozesse sind bei BNESIM sehr transparent und verständlich gehalten: Einrichtung, App-Installation und Nutzerregistrierung verliefen problemlos. Der Nutzer muss lediglich wissen, wie er im Smartphone manuell einen APN konfiguriert.

Ein besonderes Bonbon bei BNESIM ist die im Preis enthaltene lokale Rufnummer - in unserem Fall eine deutsche 030-Nummer. Die Preise für Startpakete und weitere Minuten- und Datenpakete sind bei BNESIM transparent kalkuliert, allerdings nicht immer ganz billig. Man sollte stets vergleichen, ob das Paket bei BNESIM oder vielleicht nicht doch eine lokale SIM im Reiseland günstiger sind.

Etwas kurz geraten ist bei BNESIM allerdings der Aktivitätszeitraum von nur sechs Monaten, nach dem wieder Guthaben aufgeladen werden muss, um eine Deaktivierung des Accounts zu verhindern. Andere Roaming-SIM-Anbieter lassen die SIM mindestens ein Jahr leben oder schalten die Karte gar nicht ab und verlangen lediglich eine Neuaufladung für abgehende Telefonate oder Datenverbindungen.

Weitere Testberichte zu Roaming-SIMs und -Hotspots lesen Sie auf unserer Übersichtsseite zu internationalen Roaming-Lösungen.

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