BlackBerry KEYone im Test: Hardware-Tastatur 2017
Ende 2015 versuchte BlackBerry Ltd mit dem BlackBerry Priv einen großangelegten Neustart mit Android als Betriebssystem. Nach zwei weiteren Modellen ohne Tastatur unterhalb des Displays, namentlich das DTEK50 und DTEK60, kommt nun wieder ein klassisches BlackBerry-Smartphone, das für sich genommen auch einen Neuanfang darstellt. Denn nun fertigt TCL Mobile aus China die Geräte, BlackBerry Mobile tritt als Vermarkter auf und BlackBerry Ltd in Kanada kümmert sich nur noch um die Software der Geräte.
Vom klassischen BlackBerry, wo alles aus einer Hand kommt, ist damit nichts mehr übrig. Dennoch wird das BlackBerry KEYone vor allem ältere Fans der Marke ansprechen. Dass aber auch Nicht-Fans einen Blick auf das Gerät werfen sollten, zeigt unser Test zu dem 599 Euro teuren Smartphone. Zum Zeitpunkt des Tests hatte kein Händler das BlackBerry KEYone unter der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers im Angebot.
Wie teltarif.de genau testet, können Sie hier nachlesen.
Design: Wie vom andern Stern
Handlich und mit Tastatur: Das BlackBerry KEYone
Foto: teltarif.de
Optisch ist das BlackBerry KEYone sofort als Sonderling zu erkennen. Nicht nur ist das Display mit einem Seitenverhältnis von 3:2 kürzer als üblich, sondern wird auch noch von einer physischen Tastatur erweitert. Es ist DAS Markenzeichen vergangener BlackBerry-Smartphones gewesen. Die einzelnen Tasten passen sehr gut in das Design des Gerätes und verpassen dem KEYone diesen speziellen Business-Charakter. Sie sind mit einer leicht spiegelnden Oberfläche versehen, die von silbernen Leisten eingefasst sind. Dies verleiht dem BlackBerry KEYone ein sehr edles und nüchternes Design.
Auffällig ist das Lautsprechergitter oberhalb des Displays und die beiden seitlichen Einfassungen. Links befindet sich die Frontkamera mit 8 Megapixel, während rechts die Sensoren für Helligkeit und Annäherung verbaut sind. Erfreulich: Zwischen Lautsprecher und Helligkeitssensoren ist eine mehrfarbige Status-LED verbaut, die über verpasste Anrufe und Benachrichtigungen informiert. Leider ist sie nachts etwas nervig, da sie auch bei aktiver Netzverbindung weiß blinkt, wie es früher bei einer Status-LED üblich war. Die Unterseite des Rahmens ziert mittig eine USB-Buchse mit USB Typ-C und zwei Lautsprecher-Öffnungen. Allerdings gibt nur der rechte Lautsprecher auch Töne von sich. Die linken Öffnungen beherbergen eines der beiden Mikrofone und sonst nichts. TCL hat den Weg einfach nur einer symmetrischen Optik zuliebe gewählt.
Handschmeichelndes Design, stabiler Rahmen aber ohne Stereo-Lautsprecher
Foto: teltarif.de
Eine weitere Auffälligkeit ist auf der Rückseite zu sehen: die Kamera. Diese ist mit einem sehr großen metallischen Ring eingefasst, der über die eigentlichen Kamera-Qualitäten hinweg täuscht. Weder die Linse noch der Sensor sind größer als bei anderen Smartphones, es ist einzig und allein ein optisches Mittel. Und zwar ein optisches Mittel, das auch noch deutlich aus der Rückseite hervor steht und störend ist, sobald das BlackBerry KEYone auf eine ebene Fläche gelegt wird. Interessant ist aber, dass das Gerät liegend gar nicht so stark wackelt, wie man bei einer derart stark hervorstehenden Kamera denken würde.
Als kleines Extra ist auf der rechten Rahmenseite unterhalb der Lautstärkewippe eine frei belegbare Taste verbaut, die mit allerhand Funktionen belegt werden kann. Leider werden weder langes Gedrückthalten noch Zweifach-Drücken unterstützt, sodass nur eine einzige Funktion festgelegt werden kann. Die Konkurrenz hat das etwas besser gelöst - als Beispiel sei hier Huawei genannt. Dafür punkten die Tasten wiederum mit einem deutlichen und knackigen Druckpunkt.
Verarbeitung: Premium mit leichten Schwächen
Zunächst muss man sagen, dass das BlackBerry KEYone in der Premium-Liga mitspielen will. Die Verarbeitung wird diesem Anspruch prinzipiell gerecht, da Spaltmaße sehr klein gehalten sind und gleichmäßig verlaufen. Mit dem massiven Aluminiumrahmen ist eine hohe Robustheit gewährleistet, die mit ihren Rundungen gut in der Hand liegt. Auch macht die Rückseite aus Kunststoff mit der gummierten Oberfläche einen wertigen Eindruck, lässt aber in einem Punkt zu wünschen übrig: Wie das BlackBerry Priv lässt sich diese ein wenig um das BlackBerry-Logo herum eindrücken. Für ein Smartphone in der 600-Euro-Klasse ein ungewöhnliches und ärgerliches Detail.
In Sachen Verarbeitung ist das KEYone ein waschechtes Premium-Smartphone
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Hervorragend wiederum sind die Übergänge zwischen Displayglas, dessen Kunststoffeinfassungen, dem Metallrahmen und der Rückseite. Hier zeigt sich ein sehr feiner Übergang, der das Smartphone wie aus einem Guss wirken lässt. Leider ist das nicht von den seitlichen Tasten zu behaupten, die ein sehr deutliches Spiel im Rahmen haben. Das bekommt die Konkurrenz mitunter bei deutlich preiswerteren Smartphones besser hin.
Zweischneidige Tastatur
Das besondere Merkmal des BlackBerry KEYone ist wie erwähnt die Hardware-Tastatur unter dem Display. Im Gegensatz zum BlackBerry Priv ist diese fest verbaut, lässt sich nicht im Gerät verstecken wie bei einem Slider und ist technisch leicht aufgewertet. So ist die Touchpad-Funktion nach wie vor integriert, aber die Leertaste ist um einen Fingerabdrucksensor erweitert worden. Wann immer der Fingerabdruck vonnöten ist, sei es um sich in der Banking-App zu authentifizieren oder den Datentresor des Passwort-Managers zu öffnen, leuchten seitlich zwei ins Orange gehende LEDs auf der Leertaste auf.
Die Erkennung selbst ist etwas durchwachsen: Manchmal erwacht das BlackBerry KEYone direkt aus dem Standby heraus zum Leben, manchmal muss man es erst aktiv einschalten über die Power-Taste. Positiv ist, dass die Leertaste das Gerät nicht einschaltet. Insbesondere in der Hosen- oder Jackentasche ist damit ein ungewolltes Einschalten schwer möglich. In jedem Fall wird der Fingerabdruck sehr schnell und auch sicher erkannt, auch wenn es mitunter einen zweiten Anlauf mit der richtigen Positionierung des Fingers benötigt. Man bemerkt BlackBerrys Erfahrungen im Sicherheitsbereich.
Die Tastatur ist ein echtes Highlight des BlackBerry KEYone
Foto: teltarif.de
Was mich persönlich allerdings sehr oft fast zur Weißglut gebracht hat, ist die Wischgeste zum Einfügen des aktuell geschriebenen Wortes. BlackBerry hat eine lernfähige Vorhersage der zu schreibenden Wörter implementiert. Mit deren Hilfe lassen sich einzelne Wörter per Wischgeste nach oben sofort einfügen, auch wenn das Wort noch nicht fertig geschrieben ist. Wie gesagt: Die Software lernt mit der Zeit den eigenen Schreibstil und wird damit auch treffsicherer bei der Vorhersage, was denn als nächstes geschrieben werden soll. Leider hakt es ziemlich oft mit dem Erkennen der Geste, das Wort auch jetzt einzufügen, manchmal wird auch das falsche Wort eingefügt. Oder man bleibt ganz einfach an einer Taste hängen. Besser klappt die Wischgeste nach links zum Löschen des zuletzt geschriebenen Wortes. Mittels Doppeltap wird der Cursor-Modus aktiviert und man kann zielgerichtet innerhalb eines Textes den Cursor beliebig verschieben.
Insgesamt bedarf es einiger Zeit, um sich an das Schreiben per physischer Tastatur zu gewöhnen. Wenn man sich darauf einlässt, klappt das Schreiben zunehmend besser und auch schneller. Wer hingegen sich vollends auf das Schreiben mit Swype-Unterstützung verlässt, wird nur schwerlich an diese Geschwindigkeit herankommen. Insbesondere wenn häufiger Sonderzeichen vonnöten sind, kommt das Konzept physische Tastatur an ihre Grenzen: Diese lassen sich nur per Sym-Taste aufrufen und über den Touchscreen eingeben. Eine Drittbelegung der Hardware-Tastatur mit häufigen Sonderzeichen ist vorhanden und geht nach einiger Zeit immer besser von der Hand. Trotzdem ist der Komfort und die Schnelligkeit mit einer Software-Tastatur heutzutage größer.
Etwas zu wünschen übrig lässt die Touchpad-Funktion der Tastatur, wobei das vermutlich nur eine Frage der Feinjustierung ist. Zum einen werden nicht alle Apps unterstützt - Inbox von Google zum Beispiel unterstützt die Scroll-Funktion nicht - und zum anderen ist das Scroll-Verhalten bisweilen sehr kurz gehalten. Erfreulich ist, dass die Gesten auch im Querformat funktionieren mit entsprechend gedrehter Touch-Funktion der Tastatur und da macht sich das Scrollen erheblich besser.