Ausprobiert

BlackBerry KEYone im Test: Hardware-Tastatur 2017

Mit dem BlackBerry KEYone ist das erste neue BlackBerry-Smart­phone von TCL in Deutsch­land erhält­lich. Wir haben das Android-Gerät einem Test unter­zogen und zeigen, das das 600-Euro-Gerät durchaus Verbes­serungs­poten­zial hat.
Von Stefan Kirchner

Ende 2015 versuchte BlackBerry Ltd mit dem BlackBerry Priv einen groß­ange­legten Neustart mit Android als Betriebs­system. Nach zwei weiteren Modellen ohne Tastatur unter­halb des Displays, nament­lich das DTEK50 und DTEK60, kommt nun wieder ein klas­sisches BlackBerry-Smart­phone, das für sich genommen auch einen Neuan­fang darstellt. Denn nun fertigt TCL Mobile aus China die Geräte, BlackBerry Mobile tritt als Vermarkter auf und BlackBerry Ltd in Kanada kümmert sich nur noch um die Soft­ware der Geräte.

BlackBerry KEYone

Vom klas­sischen BlackBerry, wo alles aus einer Hand kommt, ist damit nichts mehr übrig. Dennoch wird das BlackBerry KEYone vor allem ältere Fans der Marke anspre­chen. Dass aber auch Nicht-Fans einen Blick auf das Gerät werfen sollten, zeigt unser Test zu dem 599 Euro teuren Smart­phone. Zum Zeit­punkt des Tests hatte kein Händler das BlackBerry KEYone unter der unver­bind­lichen Preis­empfeh­lung des Herstel­lers im Angebot.

Wie teltarif.de genau testet, können Sie hier nach­lesen.

Design: Wie vom andern Stern

BlackBerry KEYone Test Handlich und mit Tastatur: Das BlackBerry KEYone
Foto: teltarif.de
Optisch ist das BlackBerry KEYone sofort als Sonder­ling zu erkennen. Nicht nur ist das Display mit einem Seiten­verhältnis von 3:2 kürzer als üblich, sondern wird auch noch von einer physi­schen Tastatur erwei­tert. Es ist DAS Marken­zeichen vergan­gener BlackBerry-Smart­phones gewesen. Die einzelnen Tasten passen sehr gut in das Design des Gerätes und verpassen dem KEYone diesen spezi­ellen Busi­ness-Charakter. Sie sind mit einer leicht spie­gelnden Ober­fläche versehen, die von silbernen Leisten einge­fasst sind. Dies verleiht dem BlackBerry KEYone ein sehr edles und nüch­ternes Design.

Auffällig ist das Lautsprecher­gitter ober­halb des Displays und die beiden seit­lichen Einfas­sungen. Links befindet sich die Front­kamera mit 8 Mega­pixel, während rechts die Sensoren für Hellig­keit und Annä­herung verbaut sind. Erfreu­lich: Zwischen Laut­spre­cher und Helligkeits­sensoren ist eine mehr­farbige Status-LED verbaut, die über verpasste Anrufe und Benach­rich­tigungen infor­miert. Leider ist sie nachts etwas nervig, da sie auch bei aktiver Netz­verbin­dung weiß blinkt, wie es früher bei einer Status-LED üblich war. Die Unter­seite des Rahmens ziert mittig eine USB-Buchse mit USB Typ-C und zwei Laut­spre­cher-Öffnungen. Aller­dings gibt nur der rechte Laut­spre­cher auch Töne von sich. Die linken Öffnungen beher­bergen eines der beiden Mikro­fone und sonst nichts. TCL hat den Weg einfach nur einer symme­trischen Optik zuliebe gewählt. BlackBerry KEYone Test Handschmeichelndes Design, stabiler Rahmen aber ohne Stereo-Lautsprecher
Foto: teltarif.de
Eine weitere Auffäl­ligkeit ist auf der Rück­seite zu sehen: die Kamera. Diese ist mit einem sehr großen metal­lischen Ring einge­fasst, der über die eigent­lichen Kamera-Quali­täten hinweg täuscht. Weder die Linse noch der Sensor sind größer als bei anderen Smart­phones, es ist einzig und allein ein opti­sches Mittel. Und zwar ein opti­sches Mittel, das auch noch deut­lich aus der Rück­seite hervor steht und störend ist, sobald das BlackBerry KEYone auf eine ebene Fläche gelegt wird. Inter­essant ist aber, dass das Gerät liegend gar nicht so stark wackelt, wie man bei einer derart stark hervor­stehenden Kamera denken würde.

Als kleines Extra ist auf der rechten Rahmen­seite unter­halb der Laut­stär­kewippe eine frei beleg­bare Taste verbaut, die mit aller­hand Funk­tionen belegt werden kann. Leider werden weder langes Gedrückt­halten noch Zwei­fach-Drücken unter­stützt, sodass nur eine einzige Funk­tion fest­gelegt werden kann. Die Konkur­renz hat das etwas besser gelöst - als Beispiel sei hier Huawei genannt. Dafür punkten die Tasten wiederum mit einem deut­lichen und knackigen Druck­punkt.

Verar­beitung: Premium mit leichten Schwä­chen

Zunächst muss man sagen, dass das BlackBerry KEYone in der Premium-Liga mitspielen will. Die Verar­beitung wird diesem Anspruch prin­zipiell gerecht, da Spalt­maße sehr klein gehalten sind und gleich­mäßig verlaufen. Mit dem massiven Alumi­nium­rahmen ist eine hohe Robust­heit gewähr­leistet, die mit ihren Rundungen gut in der Hand liegt. Auch macht die Rück­seite aus Kunst­stoff mit der gummi­erten Ober­fläche einen wertigen Eindruck, lässt aber in einem Punkt zu wünschen übrig: Wie das BlackBerry Priv lässt sich diese ein wenig um das BlackBerry-Logo herum eindrü­cken. Für ein Smart­phone in der 600-Euro-Klasse ein unge­wöhn­liches und ärger­liches Detail. BlackBerry KEYone Test In Sachen Verarbeitung ist das KEYone ein waschechtes Premium-Smartphone
Foto: teltarif.de
Hervor­ragend wiederum sind die Über­gänge zwischen Display­glas, dessen Kunststoff­einfassungen, dem Metall­rahmen und der Rück­seite. Hier zeigt sich ein sehr feiner Über­gang, der das Smart­phone wie aus einem Guss wirken lässt. Leider ist das nicht von den seit­lichen Tasten zu behaupten, die ein sehr deut­liches Spiel im Rahmen haben. Das bekommt die Konkur­renz mitunter bei deut­lich preis­werteren Smart­phones besser hin.

Zwei­schnei­dige Tastatur

Das beson­dere Merkmal des BlackBerry KEYone ist wie erwähnt die Hard­ware-Tastatur unter dem Display. Im Gegen­satz zum BlackBerry Priv ist diese fest verbaut, lässt sich nicht im Gerät verste­cken wie bei einem Slider und ist tech­nisch leicht aufge­wertet. So ist die Touchpad-Funk­tion nach wie vor inte­griert, aber die Leer­taste ist um einen Finger­abdruck­sensor erwei­tert worden. Wann immer der Finger­abdruck vonnöten ist, sei es um sich in der Banking-App zu authen­tifi­zieren oder den Daten­tresor des Pass­wort-Mana­gers zu öffnen, leuchten seit­lich zwei ins Orange gehende LEDs auf der Leer­taste auf.

Die Erken­nung selbst ist etwas durch­wachsen: Manchmal erwacht das BlackBerry KEYone direkt aus dem Standby heraus zum Leben, manchmal muss man es erst aktiv einschalten über die Power-Taste. Positiv ist, dass die Leer­taste das Gerät nicht einschaltet. Insbe­sondere in der Hosen- oder Jacken­tasche ist damit ein unge­wolltes Einschalten schwer möglich. In jedem Fall wird der Finger­abdruck sehr schnell und auch sicher erkannt, auch wenn es mitunter einen zweiten Anlauf mit der rich­tigen Posi­tionie­rung des Fingers benö­tigt. Man bemerkt BlackBerrys Erfah­rungen im Sicherheits­bereich. BlackBerry KEYone Test Die Tastatur ist ein echtes Highlight des BlackBerry KEYone
Foto: teltarif.de
Was mich persön­lich aller­dings sehr oft fast zur Weiß­glut gebracht hat, ist die Wisch­geste zum Einfügen des aktuell geschrie­benen Wortes. BlackBerry hat eine lern­fähige Vorher­sage der zu schrei­benden Wörter imple­mentiert. Mit deren Hilfe lassen sich einzelne Wörter per Wisch­geste nach oben sofort einfügen, auch wenn das Wort noch nicht fertig geschrieben ist. Wie gesagt: Die Soft­ware lernt mit der Zeit den eigenen Schreib­stil und wird damit auch treff­sicherer bei der Vorher­sage, was denn als nächstes geschrieben werden soll. Leider hakt es ziem­lich oft mit dem Erkennen der Geste, das Wort auch jetzt einzu­fügen, manchmal wird auch das falsche Wort einge­fügt. Oder man bleibt ganz einfach an einer Taste hängen. Besser klappt die Wisch­geste nach links zum Löschen des zuletzt geschrie­benen Wortes. Mittels Doppeltap wird der Cursor-Modus akti­viert und man kann ziel­gerichtet inner­halb eines Textes den Cursor beliebig verschieben.

Insge­samt bedarf es einiger Zeit, um sich an das Schreiben per physi­scher Tastatur zu gewöhnen. Wenn man sich darauf einlässt, klappt das Schreiben zuneh­mend besser und auch schneller. Wer hingegen sich voll­ends auf das Schreiben mit Swype-Unter­stüt­zung verlässt, wird nur schwer­lich an diese Geschwin­digkeit heran­kommen. Insbe­sondere wenn häufiger Sonder­zeichen vonnöten sind, kommt das Konzept physi­sche Tastatur an ihre Grenzen: Diese lassen sich nur per Sym-Taste aufrufen und über den Touch­screen eingeben. Eine Dritt­bele­gung der Hard­ware-Tastatur mit häufigen Sonder­zeichen ist vorhanden und geht nach einiger Zeit immer besser von der Hand. Trotzdem ist der Komfort und die Schnel­ligkeit mit einer Soft­ware-Tastatur heut­zutage größer.

Etwas zu wünschen übrig lässt die Touchpad-Funk­tion der Tastatur, wobei das vermut­lich nur eine Frage der Fein­justie­rung ist. Zum einen werden nicht alle Apps unter­stützt - Inbox von Google zum Beispiel unter­stützt die Scroll-Funk­tion nicht - und zum anderen ist das Scroll-Verhalten bisweilen sehr kurz gehalten. Erfreu­lich ist, dass die Gesten auch im Quer­format funk­tionieren mit entspre­chend gedrehter Touch-Funk­tion der Tastatur und da macht sich das Scrollen erheb­lich besser.

Auf der zweiten Seite erfahren Sie, wie BlackBerry das Android-Betriebs­system zum Work-Compa­nion macht.

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