Unfälle mit Todesfolge

Rückschläge: Debatte um Ethik und Recht beim autonomen Fahren

Mit dem tödlich endenden Unfall eines Roboterwagens des Fahrdienst-Vermittlers Uber in den USA hat das automatisierte Fahren einen kleinen Rückschlag erlitten. Doch der wird nicht von Dauer sein, die Technik wird nicht aufzuhalten sein.
Von dpa /

Nach Rückschlägen: Autonomes Fahren kommt, aber langsamer Nach Rückschlägen: Autonomes Fahren kommt, aber langsamer
Bild: dpa
Das automatisierte Fahren wird nach Überzeugung von Landes-Verkehrsminister Christian Pegel (Mecklenburg-Vorpommern) in den kommenden 10 bis 15 Jahren stufenweise eingeführt und nach und nach das Verkehrsgeschehen bestimmen. Diese Zeit bis dahin sei notwendig, um die Entwicklung voranzutreiben und die Gesellschaft vorzubereiten, sagte Pegel in dieser Woche bei einer Konferenz der Landesverkehrswacht in Rostock. Er gehe davon aus, dass die Technik zunächst nur in Autos und Lastwagen eingesetzt werde, Busse kämen wegen der weit höheren Ansprüche an Sicherheit später. "Wir werden erleben, dass Techniksysteme immer mehr Funktionen übernehmen." Zunächst brauche es jedoch noch den Menschen, um im Fall der Fälle eingreifen zu können.

Neben der Weiterentwicklung der Technik oder der Datenverarbeitung sei jedoch eine gesellschaftliche Diskussion dringend notwendig, sagte Pegel. Die Menschen würden in das automatisierte Fahren ebenso wie vor einigen Jahren bei der Entwicklung der Mobilfunktechnik und der damit verbundenen ständigen Erreichbarkeit hineinwachsen. "Wir brauchen jedoch die Debatte um Ethik und Recht. Da kommen völlig neue juristische, moralische und philosophische Fragen auf uns zu." Auch dieser Prozess werde Jahre beanspruchen.

Menschliches Fehlverhalten bei 90 Prozent aller Unfälle

Nach Rückschlägen: Autonomes Fahren kommt, aber langsamer Nach Rückschlägen: Autonomes Fahren kommt, aber langsamer
Bild: dpa
Der Präsident der Landesverkehrswacht, Hans-Joachim Hacker, ging davon aus, dass automatisierte Fahrsysteme dazu beitragen, Unfälle zu verhindern und deren Folgen zu mindern. Bundesweit sterben jährlich mehr als 3000 Menschen bei Unfällen. Für 90 Prozent aller Verkehrsunfälle wird menschliches Fehlverhalten verantwortlich gemacht. "Wir verschließen uns nicht der Einführung dieser Systeme, wenn die Rahmenbedingungen stimmen." Dazu gehöre auch die ethische Diskussion um die Programmierung der Systeme für Notfallsituationen, wenn etwa Entscheidungen über Leben und Tod von anderen Verkehrsteilnehmern getroffen werden müssen.

Hacker kann sich darüber hinaus Mecklenburg-Vorpommern gut als Testgebiet für automatisiertes Fahren vorstellen. Im vergangenen Jahr hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dies bereits vorgeschlagen. Derzeit gibt es auf der A9 in Bayern ein Testfeld für Autos und Lkw mit automatisierten Systemen. "Die Bundeskanzlerin würde ein gutes Werk für Mecklenburg-Vorpommern tun, wenn sie einen Autobahnabschnitt für ein Pilotprojekt aussuchen würde."

Eher skeptisch bei der raschen Umsetzung des automatisierten Fahrens zeigte sich der Rostocker Physiker Matthias Szameit. "Die Erfüllung dieser Träume ist von den verfügbaren Rechnerkapazitäten abhängig", sagte der an der Entwicklung einer neuen Computergeneration, den Quantencomputern, tätige Grundlagenforscher. Es gebe viele Wissenschaftler, die glaubten, dass die derzeitigen Rechnerleistungen nicht ausreichen. "Da ist nicht mehr viel Luft nach oben." Mit den Quantencomputern werde dies möglich sein. Es werde aber noch einige Jahre dauern, bis diese einsatzfähig sind.

Mehr zum Thema Autonomes Fahren