Asus Zenfone 6 im Test: Der Trick mit dem Flip (mit Video)
Sehr erfreulich: Asus, das lange Zeit als ein Hersteller bekannt war, der seine Handys mit Bloatware zumüllt, hat sich eines Besseren besonnen und liefert das Zenfone 6 mit einem fast sauberen Android Pie aus. So ganz wollten die Asiaten aber wohl nicht auf vorinstallierte Apps verzichten, so gibt es etwa „Facebook“, „Instagram“ und das Migrationstool „Asus Daten Transfer“ als Zugaben.
Asus hat sich für ein in weiten Teilen unberührtes Android Pie entschieden
Bild: teletarif.de
Wer noch ein bisschen sucht, findet in den Einstellungen auch den „Powermaster“, der die Stromsparfunktionen bündelt oder den „Screen Recorder“, der über einen Button in der Informationsleiste gestartet werden kann und der die Abläufe auf dem Display als Film speichert. In der Informationsleiste findet sich auch der Button für das UKW-Radio, in Zeiten von Spotify oder TuneIn Radio ein durchaus nostalgisches Feature. Viel erwarten sollte man sich davon nicht. Weder Sound noch Empfangsqualität sind wirklich gut und RDS, etwa zur Darstellung der Sendernamen, beherrscht das Gerät auch nicht.
Auch die Zocker werden von Asus nicht vergessen. Mit „Game Genie“ können diverse Funktionen für das Daddeln deaktiviert werden. So lassen sich direkt im Game Benachrichtigungen unterdrücken oder die Navigationstasten abschalten und ein Recorder für In-Game-Makros ist auch dabei. Zudem gibt es Links zu Twitch und YouTube.
Was das Betriebssystem angeht, zeigt sich das Zenfone 6 als zukunftssicher: Asus hat versprochen, das Smartphone möglichst rasch auch mit Android Q ausstatten zu wollen, auch den Nachfolger Android R soll es noch bekommen, ebenso wie Sicherheitspatches in den kommenden zwei Jahren.
Witzige Sicherheitsfunktion
Das Android-Phone bringt eine große Auswahl an Sicherheitsfunktionen mit, auch einen Fingerprint-Sensor. Der ist gut erreichbar auf der Rückseite des Gerätes eingepasst und erledigt seine Aufgabe sehr souverän. Sehr praktisch: Zum Entsperren braucht das Display nicht eingeschaltet zu werden. Es genügt, den Finger auf den Sensor zu legen.
Etwas ganz Besonderes ist die Gesichtserkennungsfunktion. Um die Funktion zu nutzen, muss zunächst das Gerät aufgeweckt und über das Display gewischt werden. Dann fährt die Flip-Kamera in Position, schaut neugierig über den Rand und verschwindet wieder. Das sieht ziemlich witzig aus und ist zumindest die ersten Male im Freundeskreis ein echter Hingucker. Bei gutem Licht funktioniert die Identifikation schnell und reibungslos, auch mit Brille auf der Nase.
Allerdings: Bei schlechtem Licht, wie bei einer einzelnen Schreibtischlampe, funktioniert die Identifizierung bisweilen nicht. Das gilt insbesondere, wenn das Gerät nicht direkt frontal vor das Gesicht gehalten wird.
Performance
Was die Rechenleistung angeht, lässt das Asus nichts anbrennen. Der Snapdragon 855 zeigt keinerlei Anzeichen von Schwäche, die Bedienung läuft satt und rund. Dazu trägt auch die Adreno-640-GPU bei, die in Sachen Leistung bei mobilen Geräten in der obersten Liga mitspielt.
Das bestätigen auch unsere Benchmarks. Im Geekbench Multicore liegt das neue Asus mit 11 184 Punkten nur knapp hinter dem OnePlus 7 Pro und in unserem Browser-Benchmark hat es mit 242 Punkten sogar ganz die Nase vorne. Allerdings: Das Asus wird unter Last ziemlich warm und wer anspruchsvolle Spiele zockt, dem kann es schon passieren, dass das Gerät nach einiger Zeit die Leistung herunterregelt, um nicht zu überhitzen. Doch die Kraftreserven sind groß genug, um das zu verschmerzen.
Die Speicherausstattung entspricht der oberen Mittelklasse: Unser Testgerät konnte auf 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB Datenspeicher zurückgreifen. Gut: Das Gerät hat einen dezidierten Steckplatz für microSD-Karten. Der Speicher kann so um theoretisch bis zu 2 TB ausgebaut werden.
Akku
Auch der Akku zeigt sich ziemlich leistungsstark. Mit fast 12 Stunden Laufzeit liegt er bei unseren Tests im vorderen Spitzenfeld. Zum Vergleich: Das Samsung S10+ bringt es gerade mal auf 8:33 Stunden, das OnePlus 7 Pro liegt bei 9:45 Stunden. Der Akku des Asus kann mit Quick Charge geladen werden, schnurloses Laden ist aber nicht möglich. Aber auch das ist wohl dem Preis geschuldet.
Das Zenfone 6 ist Dual-SIM fähig und hat einen für SD-Karten reservierten Slot.
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Konnektivität
Was die Connectivity angeht, so lässt das Asus kaum einen Wunsch offen. WiFi 5, Bluetooth 5.0 und ein universelles Paket von weltweit nutzbaren LTE-Frequenzen sorgen für die drahtlosen Verbindungen, für das Headset gibt es eine Klinkenbuchse und zum Laden und für die Datenverbindung eine USB-C-3.1-Buchse.
Die WLAN-Verbindung zeigt sich im Alltag stabil und schnell, auch die Mobilfunkverbindungen gaben während des Tests keinen Grund zur Beanstandung. Die Ortungssensoren unterstützen die Systeme GPS, A-GPS, GLONASS, Galileo und das noch im Aufbau befindliche japanische QZSS. Sie haben auch innerhalb von Gebäuden keine Probleme, das Gerät schnell und präzise zu lokalisieren.
Für den Anschluss von Headsets gibt es eine Klinkenbuchse
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Klang
Um Musik zu genießen, taugt das Asus eher nicht. Der Klang über die mitgelieferten Ohrhörer ist verwaschen und ohne viele Höhen. Das wird auch nicht viel besser, wenn man die Stöpsel durch einen Hi-Fi-Kopfhörer ersetzt. Spielt man die Musik über die internen Lautsprecher ab, treten schnell Verzerrungen auf, der Sound klingt quäkig.
Auch beim Telefonieren kommt keine große Freude auf. Wohl um die Nebengeräusche zu unterdrücken, schaltet die Elektronik den Gesprächspartner immer wieder mal stumm, sodass der Eindruck entsteht, die Verbindung wäre abgebrochen. Das ist sehr unangenehm. Wird gesprochen, dann klingt das Ganze oft abgehackt und dadurch bisweilen leider auch schlecht verständlich. Die Stimmen klingen zudem rau und verrauscht. Die Gegenseite moniert dumpfe Stimmen, Rückkopplungseffekte und ebenfalls eine insgesamt mäßige Verständlichkeit. Der Freisprecher liefert hier bessere Ergebnisse mit gut verständlichen und warmen Stimmen.
Eigentlich sollte ein Gerät in dieser Preisklasse deutlich höherwertige Ergebnisse bei der Sprachqualität liefern. teltarif.de wird bei Asus nachfragen, ob das Problem intern bekannt ist, und ob möglicherweise an einer Lösung gearbeitet wird. Über die Antwort werden wir Sie unterrichten.
Auf der nächsten Seite gehen wir ausführlich auf die Kamera ein und ziehen ein Fazit.